Prinz Emil-Veteranen-Denkmal Herrngarten, Darmstadt

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Wer den Darmstädter Herrngarten besucht, stößt im nördlichen Teil auf ein eigentümliches Monument. Bei näherer Betrachtung entpuppt es sich als Kriegerdenkmal. Es wird von einem germanischen Krieger beherrscht, ausgerüstet mit Schild, Schwert und Hörnerhelm.

Was hat dies zu bedeuten? Wird an Arminius den Cherusker erinnert, an die Befreiung Germaniens vom römischen Joch? Nichts von alledem! Der Betrachter steht einem im 19. Jahrhundert errichteten Ehrenmal gegenüber. Der Schriftzug auf dem Schild des Kriegers erinnert an die in den Schlachten von 1792 bis 1815 gefallenen Soldaten Hessen–Darmstadts.

Die Sockelinschrift gibt Auskunft über die Entstehung des Denkmals. Dessen Errichtung war Aufgabe des Prinz Emil–Veteranenvereins, ausgeführt durch den Bildhauer Johann Baptist Scholl. Auf den Seitenwänden und der oberen Rückseite sind die Schlachten mit hessischer Beteiligung mit Datum und Ort aufgelistet.

Bereits 1837 traten Veteranen der Koalitions- und Freiheitskriege in Kontakt miteinander. Sie hatten die Absicht, mit einem Denkmal an ihre gefallenen Kameraden zu erinnern. Namensgeber und Protektor des Veteranenvereins war der hessische Kommandeur Prinz Emil. 1850 begann der Verein, durch Beitragsgelder, Spenden und mit Unterstützung von öffentlicher Seite das Vorhaben zu finanzieren. Die Enthüllung fand am 9. Juni 1852 auf dem Marienplatz statt. 1902 wurde das Monument in den Herrngarten versetzt.

Das Echo nach der Enthüllung war unterschiedlich. Den Veteranen ging es um das Gedenken an die Angehörigen der hessischen Bataillone, unabhängig, für wen sie gekämpft hatten. Dies war nicht allen recht, da diese Kontingente lange Zeit nicht gegen, sondern für Napoleon marschiert waren. In einigen Schlachten kämpften sie daher gegen andere deutsche Truppen. Die populäre Interpretation der Freiheitskriege als gemeinschaftlicher Kampf der Deutschen gegen die Fremdherrschaft war problematisch.

Das Denkmal wird umgangssprachlich auch „Riwwelmatthes“ genannt. Wie es zu diesem Namen kam, ist nicht dokumentiert. Als Modell für die Kriegerdarstellung habe ein Veteran namens Matthias Riebel gedient, so lautet eine Vermutung.

Weiterführende Informationen

Hintergrund Riwwelmatthes (PDF)

Bild 1: Ansicht des Denkmals https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Riwwelmatthes_01.JPG Cherubino [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], from Wikimedia Commons

Bild 2: Detail mit Namen und Daten der Schlachten, Photo: Bettina Hamm

Bild 3: Detail des germanischen Kriegers, Photo: Bettina Hamm

Bild 4: Plan zur Aufstellung des Festumzuges auf dem Marienplatz zu Darmstadt, Blatt 1

Bild 5: Plan zur Aufstellung des Festumzuges auf dem Marienplatz zu Darmstadt, Blatt 2

Bild 6: Programm für die Feierlichkeiten, Blatt 1

Bild 7: Programm für die Feierlichkeiten, Blatt 2

Bild 8: Programm für die Feierlichkeiten, Blatt 3

Bild 9: Programm für die Feierlichkeiten, Blatt 4

Alle Aufnahmen von Originaldokumenten (Bild 4 – 9) stammen aus: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Riwwelmaddes Veteranendenkmal 1792-1815. Grundsteinlegung am 14.3.1852. Enthüllung am 9.6.1852. Originaldokumente. 10/h1 Bauwesen: Riwwelmaddes/Veteranendenkmal, Entstehungsdatum unbekannt. Alle Photos im Archiv erstellt von Bettina Hamm.

 

Dieser Beitrag ist Teil des Studierendenprojektes „Orte der Meinungsfreiheit“ 2017-2019

Texte: Hans-Joachim Walther 

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