„Müde von den Jugendkämpfen ruhet hier ein mutig Herz“
Diese Inschrift findet sich auf dem Grabstein von Johann Adam von Itzstein auf dem Friedhof von Hallgarten und erinnert an einen bedeutenden Kämpfer für Meinungsfreiheit und Bürgerrechte aus der Mitte des 19. Jahrhundert, der heute nahezu vergessen ist. Zu seinen Lebzeiten war Itzstein eine zentrale Figur der frühen demokratischen Bewegung − tief verwurzelt in der Rhein-Main-Region und hervorragend vernetzt unter den Demokraten seiner Zeit. In seinem Gutshaus in Hallgarten organisierte Itzstein den sogenannten Hallgartenkreis, in dem sich die führenden Demokraten berieten.
Heute tritt die Erinnerung an Johann Adam von Itzstein hinter berühmteren Mitstreitern wie Heinrich von Gagern oder Robert Blum zurück. Er selbst trug bereits dazu bei, als er seinen Nachlass auf eigenen Wunsch hin nach seinem Tode vernichten ließ.
Gleichwohl hat Itzstein bis heute sichtbare Spuren in der Region hinterlassen. Das ehemalige Itzstein’sche Gutshaus, das dem Hallgartenkreis im 19. Jahrhundert als Treffpunkt diente, befindet sich in Privatbesitz. Da es nicht öffentlich zugänglich ist, kommt es als zentraler Erinnerungsort allerdings kaum in Betracht. Auch Itzsteins Grabmal ist noch intakt und zu besichtigen. Neben diesen historischen Baudenkmälern erinnert eine nach ihm benannte Straße in Oestrich-Winkel an den Initiator des Hallgartener Kreises. Schließlich wird die Erinnerung durch einen Winzersekt der ortansässigen Kellereigenossenschaft am Leben gehalten, dessen Etikett Itzsteins Konterfei ziert.
Wichtiger als physische Erinnerungsorte ist wohl Itzsteins demokratiegeschichtliches Erbe. Vor allem in den letzten Jahren rückten Itzstein und sein vehementer Kampf für Meinungs- und Pressefreiheit vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit. Wissenschaftliche Veröffentlichungen von Josef Roßkopf und Birgit Bublies-Godau, eine Artikelserie der ZEIT im Jahr 2012 sowie eine Dokumentation des Südwestrundfunks von 2016 über die demokratische Bewegung im Südwesten verhalfen Itzstein zu neuer Bekanntheit.
Texte und Abbildungen: Janika Schiffel
Sterzelpfad 13
65375 Oestrich-Winkel
© 2025 KulturRegion FrankfurtRheinMain gGmbH