Erinnerungsort Liberale Synagoge, Darmstadt

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„Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien“ (Lukas-Evangelium 19, Vers 40). Die Liberale Synagoge Darmstadt wurde am 9. November 1938 im Zuge der Reichspogromnacht zerstört und geriet bald in Vergessenheit. Erst 2003 wurden ihre Grundmauern bei Bauarbeiten des Klinikums Darmstadt wiederentdeckt. Diese wurde im November 2009 zum Mahnmal der versuchten Auslöschung des Judentums in Darmstadt. Die ehemalige Synagoge erinnert heute an die Entrechtung der jüdischen Mitbürger in Darmstadt und ganz Deutschland.

Zu finden sind die Überreste der Synagoge heute im Hauptgebäude des Klinikums in der Bleichstraße 19. Erhalten sind nur die Fundamente des hinteren linken Eckturmes und des Kellergewölbes. Ebenso wurde das Fundament des Thoraschreins gefunden. Der Rest des einstmals großen Gebäudes ist bei den Bauarbeiten abgetragen worden und somit verloren.

Der Verein Liberale Synagoge Darmstadt betreut die heutige Gedenkstätte und erinnert mit Aktionen, Führungen und Ausstellungen an die braune Vergangenheit Darmstadts und an die Verfolgung der jüdischen Gemeinde. Als die Überreste der Synagoge bei den Bauarbeiten kurz nach der Jahrtausendwende zutage traten, gab es Befürworter, aber auch Gegner eines Mahnmals. Nur durch enorme Anstrengungen weniger Politiker wurde ein Baustopp des Krankenhauses erreicht. Dies war die Voraussetzung dafür, hier später einen Gedenkort einzurichten.

Die Zerstörung der Synagoge ist ein Zeichen für die versuchte, vollkommene Auslöschung eines Teils der Bevölkerung und deren Entrechtung. Die sogenannte Pogromnacht war nur ein Ereignis in dieser Verfolgungsgeschichte. An diesem Mahnmal geht es daher um die Glaubens- und Meinungsfreiheit und ihre Außerkraftsetzung, aber auch um viele weitere und schlimmere Verbrechen.

Weiterführende Informationen
Hintergrund Liberale Synagoge (PDF)

Website der Liberalen Synagoge Darmstadt

 

Bild 1: Das Klinikumsgebäude, unter dem die Reste der Synagoge liegen (Bild: A. Öhlstöter)

 

Bild 2: Inschrift vor dem Gebäude mit der Synagoge (Bild: A. Öhlstöter)

 

Bild 3: Die Überreste der Synagoge aus südwestlicher Richtung. Im Vordergrund die Reste des Eckturmes; im Hintergrund das Fundament für die Nische mit dem Thoraschrein (Bild: A. Öhlstöter)

 

Bild 4: Die Überreste der Synagoge aus nördlicher Richtung. Vorn das Fundament für die Nische mit dem Thoraschrein, der Eckturm im Hintergrund. Rechts Kellerüberreste. (Bild: A. Öhlstöter)

 

Bild 5: Grundriss und historisches Photo der Synagoge in der Gedenkstätte. Die dunkel gefärbten Teile zeigen die erhaltene Ruine. Das Photo entstand um 1900, Vorderansicht. (Bild: A. Öhlstöter)

 

Bild 6: Seitenansicht der Synagoge in der Gedenkstätte. Das Photo entstand um 1900. (Bild: A. Öhlstöter)

  

 

Dieser Beitrag ist Teil des Studierendenprojektes „Orte der Meinungsfreiheit“ 2017-2019

Texte und Abbildungen: Annabelle Öhlstöter

Orte der Meinungsfreiheit
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Bleichstraße 19
64283 Darmstadt