Burgruine / Gefängnis in der Festung, Königstein im Taunus

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Teile der Festung Königstein fungierten als Untersuchungsgefängnis für Sympathisanten der französischen Revolution. Zwischen 1793 und 1795 waren hier über 160 politische Gefangene unter miserablen Umständen inhaftiert. An die wohl berühmteste Gefangene, Caroline Schlegel-Schelling, ist eine  Gedenktafel an ihre Haft 1793 angebracht. Die Schriftstellerin und Muse verschiedener Dichter der Romantik wurde verdächtigt, eine Revolutionärin zu sein.

Wie passt ein Ort der Unfreiheit zu unserem Verständnis von Freiheit und Meinungsfreiheit? Die Geschichten einiger Insassen der Gefängnisfestung Königstein aus dem späten 18. Jahrhundert lehren uns dies: Gefangen sein bedeutet nicht unbedingt, still seine Zeit abzusitzen. Durch die Briefe von Caroline Schlegel-Schelling aus der Haft wissen wir, wie sich die Freundin zahlreicher Politiker der Mainzer Republik selbst sah: Nicht als glühende Verfechterin der Mainzer Republik, sondern als politische Geisel für die Mainzer „Klubisten“, insbesondere für Georg Forster. Felix Anton Blau, der ebenfalls auf der Festung einsaß, befasste sich dort mit den Schriften Kants, welche er mit seinem Werk „Über die Moralische Bildung des Menschen“ kommentierte.

Die Festung liegt oberhalb der Stadt Königstein, im Taunusgebirge nordwestlich der Stadt Frankfurt und südlich unterhalb des großen Feldberges. Der Sage nach wurde ein erster Bau um 500 n.Chr. errichtet, urkundlich wurde die Festung zwischen dem 10. und 12. Jh. erwähnt Heute ist nur eine Ruine der Festung übrig, welche von einem missglückten Sprengversuch zeugt. Betritt man heute die Burgruine, so trifft man hauptsächlich auf Informationen zur Historie der Festung; nur wenig erinnert an die Inhaftierten des späteren Gefängnisses. Allerdings gibt es eine kleine Tafel, die auf Caroline, die Klubisten und ihre Gefangenschaft hinweist.

Die Festung ist heute ein Veranstaltungsort der Stadt Königstein für zahlreiche Events und Feste. Die Geschichte der politischen Gefangenen auf der Burg wurde lange Zeit weitgehend ausgeblendet. Erst in jüngster Zeit kümmert sich der ortsansässige Verein „Terra Incognita“ um diese Dimension der Burggeschichte. Ziel des Vereins ist es, die Festung als transnationales Kulturgut bekannt zu machen, insbesondere mit Bezug auf die Mainzer „Klubisten“ und ihre Bedeutung für die Geschichte der Meinungsfreiheit in Europa am Übergang vom Ancien Régime zur Moderne. Dazu entwickelte der Verein das Projekt: „Festung Königstein – Ort Europäischer Demokratiegeschichte“.

Weiterführende Informationen

Erinnerungsplakette Mainzer Demokraten auf der Festung. Fotograf: Christoph Schlott
Erinnerungsplakette Mainzer Demokraten auf der Festung. Fotograf: Christoph Schlott
Porträt Caroline Böhmer: Anonymer Maler, wird sehr oft mit dem Gemälde von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein verwechselt, welches jedoch eine russische Aristokratin zeigt. Aus: Festung Königstein. Die Frauen der Demokraten in Festungshaft, hrsg. von Terra Incognita e.V., Königstein 2017, S.9.
Porträt Caroline Böhmer: Anonymer Maler, wird sehr oft mit dem Gemälde von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein verwechselt, welches jedoch eine russische Aristokratin zeigt. Aus: Festung Königstein. Die Frauen der Demokraten in Festungshaft, hrsg. von Terra Incognita e.V., Königstein 2017, S.9.
Modell der Festung Königstein Ende 1792. Aus: Festung Königstein. Die Frauen der Demokraten in Festungshaft, hrsg. von Terra Incognita e.V., Königstein 2017, S.54-55.
Modell der Festung Königstein Ende 1792. Aus: Festung Königstein. Die Frauen der Demokraten in Festungshaft, hrsg. von Terra Incognita e.V., Königstein 2017, S.54-55.
Detailliertes Modell der Festung Königstein, fotografiert von Christoph Schlott
Modell der Festung Königstein. Fotograf: Christoph Schlott

Dieser Beitrag ist Teil des Studierendenprojektes „Orte der Meinungsfreiheit“ 2017-2019

Texte und Abbildungen: Julian Ettwein

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Burgweg
61462 Königstein im Taunus