Sprudelnde Erlebnisse und Wassergenuss in der Quellenstadt Bad Vilbel – Persönlichkeiten und Lieblingsorte in der KulturRegion

© KulturRegion, Alexander Paul Englert

Die Stadt Bad Vilbel am Fuße der Wetterau, Gründungsmitglied der KulturRegion, ist unsere nächste Station auf der Suche nach Persönlichkeiten und Lieblingsorten in der KulturRegion. An einem heißen Sommertag, durstig nach kühlem Nass, sprudelnden Erlebnissen und dem Thema Wasser, Fokus unserer diesjährigen „Tage der Industriekultur“ Ende August, treffen wir in der Stadt der Quellen am Römerbrunnen auf Bürgermeister Sebastian Wysocki und Günter Hinkel, Urenkel des Hassia-Firmengründers und Senior-Chef der Hassia Gruppe. An diesem Morgen ist schon viel los hier, denn die Schulklassen Bad Vilbels besuchen wie wir den beliebten Brunnen an der Nidda-Route, machen eine Wasserverkostung und lernen etwas über die Renaturierung der Nidda, die ihr blaues Band durch Bad Vilbel legt. Vielerorts sprudelt es in der Stadt und unsere beiden Gastgeber erzählen begeistert von der engen Verbindung, die die Stadt und ihre Kultur mit dem Wasser seit jeher haben. Das können Besucher*innen zu den „Tagen der Industriekultur“ in Bad Vilbel zum Beispiel bei einer Führung durch das Brunnen- und Bädermuseum oder über das moderne Werksgelände der Hassia Gruppe mit eigenem Firmenmuseum ergründen.

© Fotos: KulturRegion; Alexander Paul Englert; Text: Julia Wittwer

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Bürgermeister Sebastian Wysocki und Günter Hinkel, Urenkel des Hassia-Firmengründers und Senior-Chef der Hassia Gruppe vor dem Hassia-Graffiti im Stadtzentrum; © KulturRegion, Alexander Paul Englert
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Vor dem Hassia-Brunnen im Kurpark; © KulturRegion, Alexander Paul Englert
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In der Mineralwasser-Abfüllhalle im Hassia-Werk; © KulturRegion, Alexander Paul Englert

Günter Hinkel: Im Jahre 1582 sind die Bad Vilbeler Quellen erstmals erwähnt worden und seit Ende des 19. Jahrhunderts dann gewerblich genutzt. Mein Urgroßvater war einer der ersten Brunnen-Inhaber, die Wasser abgefüllt und verkauft haben. Um 1900 gab es schon vier inhaberbetriebene Mineralbrunnen in Bad Vilbel. In den 1930er Jahren wurden unzählige weitere Brunnen von Getränkehändlern in Bad Vilbel gebohrt – bis zu 35 gab es einst, die später aber versiegten. Und es wurde auch der Römerbrunnen, damals noch unter anderem Namen, erschlossen. Diese Heilquelle sprudelt seit 93 Jahren ununterbrochen am Ortsausgang Bad Vilbels durch ihren natürlichen Kohlensäuregehalt an die Oberfläche und kann über einen Steg mit Besucherplattform besichtigt werden. Der Hassia-Brunnen, eine weitere Heilquelle, wurde 1936 von unserem Familienunternehmen gemeinsam mit der Stadt Bad Vilbel im Kurpark im Zentrum erschlossen. Später konnte die Firma den städtischen Anteil erwerben, sodass er jetzt nur noch Hassia gehört. Das alles können Besucher*innen im Hassia-Firmenmuseum erfahren.

Meine Familie ist also eng mit der Quellenstadt verbunden und wir engagieren uns auch für alles, was es Wissenswertes und Erhaltenswertes rund um das Thema Wasser und Heilquellen in Bad Vilbel zu entdecken gibt. Hier am Römerbrunnen-Sprudel an der Nidda-Route sehen Besucherinnen und Besucher rund ums Jahr als Besonderheit zum Beispiel was sich so an Mineralien ansammelt und ablagert.

Die Tradition der Brunnenbetriebe können wir uns heute kaum noch vorstellen. Im Herzen von Bad Vilbel hatten wir früher einen lautstarken Begegnungsverkehr: Im Sommer war die Luft erfüllt vom Klirren der Flaschen und den Lieferwagen und LKWs auf den Straßen. Das können Besucherinnen und Besucher auch im Brunnen- und Bädermuseum Bad Vilbels nachempfinden. Das Museum zeigt die gesamte Geschichte der Brunnen in Bad Vilbel und natürlich auch von Hassia, einziger verbliebener Betrieb und mittlerweile großes, bundesweit agierendes mittelständiges Unternehmen.

Das Wasser spielt in unserer Stadt eine besondere Rolle. Die bedeutenden Kultureinrichtungen der Stadt befinden sich alle am Wasser: die Burg, das Brunnen- und Bädermuseum, das Haus der Begegnung, die neue Stadthalle VILCO, die Stadtbibliothek, die Kunstschule. Wasser zieht sich als stadtgestalterisches Element durch Bad Vilbel. Auf dem Boden im Stadtraum sind zum Beispiel Platten angebracht, die zeigen, wo früher Brunnen waren. Die Firma Hassia hat mit einer Kunstaktion 40 übermannshohe Sprudelflaschen individuell gestalten lassen, die das Stadtbild von Bad Vilbel prägen. Wasser ist bei den Menschen in Bad Vilbel sehr präsent durch Aktionen wie heute mit einer Schülerrallye oder das Heilwasser in verschiedenen Trinkbrunnen.

Bad Vilbel pflegt zudem eine lange Verbindung zum Wasser auch bei den kulturellen Veranstaltungen: Hassia fördert seit Anbeginn die „Burgfestspiele“, die in den Resten einer historischen Wasserburg stattfinden, dem weit über die Region hinaus bekannten kulturellen Highlight unserer Stadt. Oder das immer am Pfingstwochenende stattfindende „Quellenfest“ im Kurpark mit Workshops, Konzerten, Mitmach-Angeboten für Kinder und Familien. Das „Bad“ in Bad Vilbel ist natürlich auch an den Erhalt und die Verwendung des Heilquellen-Kurbetriebs geknüpft. In Bad Vilbel haben wir auch viel Graffiti-Kunst im öffentlichen Raum, also freigegebene Flächen, die die kulturellen Themen der Stadt und der Burgfestspiele künstlerisch abbilden. Der „Quellensommer“ bietet Kleinkunst im Sommer auf Bühnen in der Innenstadt. Im VILCO finden unterschiedlichste kulturelle Veranstaltungen statt – von Konzerten (Klassik/Weltmusik) bis zu wichtigen städtischen Feierlichkeiten.

Im Burgpark in der Nähe der Wasserburg haben wir zudem ganz neu einen durch Brunnenwasser gespeisten Wasserspielplatz und weihen hier auch am 19. August das neue Kneipptretbecken ein.

Hier bei Hassia sehen Sie bei einer Führung im Firmenmuseum zum Beispiel die historische Flaschenentwicklung, oder da drüben unsere Firmengeschichte. Ein 450 Jahre altes Buch dokumentiert die erste Erwähnung Bad Vilbeler Quellwassers. Besucher*innen sehen alte Gerätschaften zum Abfüllen von Wasser und gehen dann gemeinsam in die heutige hoch technologisierte Abfüllanlage – ein echtes Besuchshighlight. Die 900 Meter langen Gebäude des Werks verbindet heute ein Tunnel und eine 3 km lange Elektrohängebahn für den Flaschentransport auf Paletten. Es ist spannend zu sehen, wie sich die Mineralwasserabfüllung früher und heute unterscheidet.

Die KulturRegion zeigt die große Vielfalt an Kultur in der Region und sie sorgt für eine Vernetzung untereinander aber auch in der Außenwahrnehmung. Viele Bad Vilbeler waren zum Beispiel schon mal hier im Werk und haben eine Führung gemacht. Es ist spannend, etwas über Mineralbrunnen zu erfahren und da tragen dann die Tage der Industriekultur mit den Vermarkungsaktivitäten der KulturRegion dazu bei, dass wir auch Menschen von außerhalb bekommen. Sie werden über das Veranstaltungsprogramm auf das Angebot aufmerksam und kommen dann nach Bad Vilbel. Das ist die ganz große Stärke einer solchen regionalen Organisation: Werbung in der Region für die Highlights in der Region zu machen.

Wir tragen hier in Bad Vilbel Kultur in unserer DNA und deshalb sind wir auch Teil des Netzwerks. Wie wichtig uns das ist zeigt sich ja auch darin, dass wir schon als Gründungsmitglied 2005 mit dabei waren. Kultur spielt eine ausschlaggebende Rolle für die Imagebildung einer Stadt und wie sie von außen wahrgenommen wird. Dazu trägt in Bad Vilbel das Thema Wasser auf allen Ebenen mit bei.