Wer zum ersten Mal das beeindruckende Gebäude an der Hohemarkstraße sieht wird sich unweigerlich fragen, für welchen Zweck es wohl einst errichtet wurde: Schauspielhaus oder ehemaliges Grandhotel? Motorenfabrik Oberursel AG steht in großen Lettern auf dem großen Rundgiebel. Der von 1916 bis 1918 errichtete Verwaltungsbau ist nicht nur das Zeugnis einer bedeutenden Industriegeschichte, sondern Teil eines bis heute bestehenden Produktionsstandorts. Die 1892 von Wilhelm Seck gegründete Motorenfabrik Oberursel gehört mittlerweile zur Rolls Royce Deutschland Ltd & Co. KG und ist die älteste noch aktive Flugmotorenfabrik der Welt.
Ihre Geschichte erzählt ein 2002 eröffnetes Werksmuseum, das vom Geschichtskreis Motorenfabrik Oberursel e.V. betrieben wird. Die ehrenamtlich Engagierten haben es sich zum Ziel gesetzt, die über 130jährige Geschichte des Ortes sowie die technischen Innovationen die hier entwickelt wurden zu zeigen und zu erklären. Dafür öffnen sie jeden letzten Freitag des Monats von Januar bis November ihr Museum und stehen auch für Sonderführungen zur Verfügung. Ein beachtenswerter Beitrag für eine lebendige Industriekultur in der Rhein-Main-Region.
Helmut Hujer hat die Gründung des Vereins initiiert. Er ist von Anbeginn ein engagiertes Mitglied des Vorstands und beantwortet unsere 5 Fragen zum Ehrenamt in der Industriekultur.
Wofür setzt sich der Verein ein?
Unser Geschichtskreis wahrt, pflegt und vermittelt das kulturhistorische Erbe der 1892 in Oberursel gegründeten Motorenfabrik, unter den bisherigen Firmen und mit allen hier hergestellten Produkten. Dazu gehören insbesondere die Ausstattung, die Unterhaltung und der Betrieb des seit 1999 aufgebauten und 2002 eingeweihten Werksmuseums, weiterhin das Angebot von Vorträgen sowie unseres Buchs zur Geschichte des Standorts, und letztlich unsere informative Webseite.
Was treibt Sie an?
Für die Stadt und die Bürger von Oberursel, aber insbesondere für die zahllosen, im Laufe der Jahrzehnte hier Beschäftigten, war und ist die Motorenfabrik ein bedeutsamer Teil ihres Lebens. Als heimat- und industriegeschichtlich interessierter Mensch, der hier sein gesamtes Berufsleben vollbracht hat, will ich helfen, die Geschichte dieser Motorenfabrik nachvollziehbar zu präsentieren, und damit die Erinnerungen daran zu beleben und zu erhalten.
Wie kann ich mich bei Ihnen konkret engagieren?
Wir sind mit dem Werksmuseum quasi Gast auf dem Gelände von Rolls-Royce, dennoch können sich auch Firmenfremde bei uns engagieren. Die Geschichte des Standorts haben wir recherchiert und publiziert, aber bei der Unterhaltung des Museums und seiner Exponate bieten sich immer Aufgaben für handwerklich beschlagene Interessenten.
Gibt es gerade ein besonderes Projekt?
Schon seit einiger Zeit arbeiten wir an der Umgestaltung der Ausstellung mit der zuvor gewachsenen Ansammlung von Exponaten. Während die Auswahl und die Anordnung der Exponate im Grunde abgeschlossen sind, arbeiten wir nun an den dazu gehörenden Erläuterungen und Schautafeln.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Vereins und des Werksmuseums?
Wir wünschen uns zunächst, dass wir auch künftig unseren Kern an engagierten, die Vereinsarbeit tragenden Mitgliedern erhalten können, dass unser „Gastgeber“ uns weiterhin mit den Räumlichkeiten und der Infrastruktur zum Betrieb des Museums unterstützt, und dass wir damit auch künftig zahlreiche Besucher für einen Besuch unseres Museums interessieren können.
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