Die ehrenamtlich Engagierten der Historischen Eisenbahn Frankfurt (HEF) legen sich ins Zeug, wenn es darum geht tonnenschwere Eisenbahnen auf die Gleise zu bringen. Zum Fuhrpark des Vereins gehören historische Dampf- und Diesellokomotiven aber auch Personenwagen und ein Highlight: die private Dauerleihgabe eines MITROPA-Restaurantwagens aus der DDR, Baujahr 1975. „Kulturgutschutz mit Leidenschaft“ könnte man das Engegament der Ehrenamtlichen beschreiben. Doch es geht um vielmehr als um das Materielle.
Hier wird die Eisenbahn nicht nur gepflegt, sondern buchstäblich bewegt. Wenn die Dampflokomotive an Fahrtagen durch Frankfurt schnauft und unter Dampf mit ihrem angehängten Personenwagen am Eisernen Steg Halt macht, ist das nicht nur eine Attraktion inmitten der modernen Großstadt. Mit jeder Fahrt wird Geschichte lebendig: Technikgeschichte, Sozialgeschichte, Kulturgeschichte. Für welchen Bereich sich auch jemand begeistern mag, im Verein finden sich für alle die unterschiedlichsten aber stets die richtigen Tätigkeiten. Und wenn es um ihre Eisenbahnen geht, sind sich alle einig:
„Eine Dampflok entwickelt nur dann ihre einzigartige Faszination, wenn sie unter Dampf steht, unverfälscht befeuert wird und sich die Kolben, das Treibgestänge und die Treibräder langsam unter Fauchen und Zischen in Bewegung setzen.“
Was die Menschen im Verein antreibt, erzählt uns Florian Faust vom Vorstand der HEF. Von Beruf ist er Journalist, in seiner Freizeit begeisterter Eisenbahner. Für ihn sind die alten Züge „ein lebendiges Fenster in eine längst vergangene Zeit!“
Wofür setzt sich der Historische Eisenbahn Frankfurt (HEF) e.V. ein?
Die Historische Eisenbahn Frankfurt (HEF) e.V. hat sich den betriebsbereiten Erhalt historischer Schienenfahrzeuge zum Ziel gesetzt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Dampflokomotiven. Die Museen in Deutschland mögen eine Vielzahl an Eisenbahnexponaten präsentieren. Diese mögen zwar schön anzuschauen sein, sie fahren aber gleichwohl mehrheitlich nicht mehr! Sie sind in der Regel schlicht in einem nicht mehr betriebsbereiten Zustand und verfügen auch in der Mehrzahl der Fälle nicht mehr über die entsprechende Zulassung durch die Regulierungsbehörden. Die Schienenfahrzeuge der HEF fahren und dürfen dies auch dank Zulassung deutschlandweit. Die HEF ist gewissermaßen ein rollendes Museum.
Was treibt Sie persönlich an?
Die historischen Züge der HEF sind ein lebendiges Fenster in eine längst vergangene Zeit! Es ist für meine Mitstreiter und Mitstreiterinnen, aber auch für mich ein erhabenes Gefühl, eine alte Dampflok zum Leben zu erwecken. Eine unter Dampf stehende Lok ist lebendige Technik, die mit einem „toten“ Exponat im Museum nicht vergleichbar ist. Man erlebt bei der HEF Lokomotiven mit allen Sinnen: man sieht, hört, riecht und fühlt sie - nicht nur Dampfloks, die aber besonders. Für mich ist diese Erfahrung immer wieder aufs Neue spannend und ein wunderbarer Ausgleich vom oft stressigen Berufsleben - für manche auch vom stressigen Privatleben.
Wie kann ich mich bei Ihnen konkret engagieren?
Damit sich ein historischer Zug in Bewegung setzt, bedarf es einer Vielzahl an helfenden Händen. Natürlich müssen Loks und Wagen technisch in Stand gesetzt, gewartet und auch gereinigt werden. Gerade Dampfloks produzieren sehr viel Schmutz, der auch auf den Wagen landet. Darüber hinaus bestehen aber mindestens ebenso intensive Aufgaben administrativer Natur. Technisches Verständnis ist von Vorteil, aber kein Muss! Die Technik ist im übrigen immer analog und zugleich äußerst gewaltig und daher auch ein Stück selbsterklärend. Viele administrative Aufgaben erfordern indes KEIN technisches Verständnis! Die HEF zählt zu den ganz wenigen Eisenbahnvereinen in Deutschland, der von einer Vorsitzenden geführt wird. Dieser Umstand möge als Hinweis dienen, dass auch Interessentinnen herzlich willkommen sind!
Gibt es gerade ein besonderes Projekt?
Wir versuchen seit geraumer Zeit, eine alte Diesellok (V36) wieder durch die Hauptuntersuchung zu bringen. Bislang scheiterte das Unterfangen am Geld, aber auch am Engagement der Aktiven. Denn wir sind ein kleiner Verein mit wenigen Aktiven und müssen die Ressourcen dort einsetzen, wo sie am meisten benötigt werden. Daher binden die anstehenden Sonderfahrten immer den Löwenanteil der finanziellen, aber auch der personellen Ressourcen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Vereins?
1977 endete in Westdeutschland das Zeitalter des kommerziellen Dampflokeinsatzes. In der früheren DDR ging dieses bis in die späten 1980er Jahre. Seit 1978 kämpft die HEF für eine Verlängerung dieser beeindruckenden Technologie auf der Schiene bis in die Gegenwart. Die Zukunft sieht leider nicht so rosig aus, Kosten und Regulierung werden irgendwann nicht mehr zu stemmen sein. Doch hoffe ich inständig, dass dieser Tag hoffentlich in einer fernen Zukunft liegt!
Die Historische Eisenbahn mit Sonderfahrten auf der Wissenskarte der KulturRegion.
Weitere Informationen auf der Website des Historische Eisenbahn Frankfurt e.V.
Redaktion: Kay-Hermann Hörster
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