In der Industriekultur kommt es auf den richtigen Blickwinkel an! Den finden seit 20 Jahren die Mitglieder der Fotogruppe mo·nu·mente. Wann immer ein alter Industriestandort zu verschwinden droht oder im Idealfall revitalisiert wird, zücken Gerd Kever-Bielke, Wolfgang Cezanne, Helmut Plaha und Norbert Rotsch ihre Kameras. Mit einem guten Gespür für das Besondere dokumentieren sie, was in Vergessenheit zu geraten droht. Zugleich machen sie sichtbar, wenn aus ehemaligen Industriestätten neue Arbeits- und Lebensräume werden. Von Haus aus Pädagogen, Ingenieure und Betriebswirte haben sich die Mitglieder der Fotogruppe in den letzten zwei Jahrzehnten mit ihren technisch wie ästhetisch anspruchsvollen Werken zu einer festen Größe in der Industriekultur der Metropolregion entwickelt.
„Mit ihren eindrucksvollen Fotoarbeiten, die immer wieder im Rahmen von Ausstellungen öffentlich zu sehen sind, leisten die Mitglieder der Fotogruppe mo·nu·mente einen bedeutenden Beitrag dazu, die Kulturlandschaft unserer Region zu entdecken, zu erinnern und zu diskutieren. Die ‚Route der Industriekultur Rhein-Main‘ gratuliert ganz herzlich zum Jubiläum!“ (Kay-Hermann Hörster, Projektleiter „Route der Industriekultur Rhein-Main“)
Wolfgang Cezanne und Norbert Rotsch erzählen, was die Gruppe seit 20 Jahren antreibt und wie ihre Mitglieder immer wieder aufs Neue Motive und Themen der Industriekultur in Rhein-Main entdeckt.
Wie hat Ihre Gruppe zueinandergefunden?
Ihren Ursprung hatte die Gruppe mo·nu·mente in einem von Hartmuth Schröder geleiteten Fotoprojekt zur „Route der Industriekultur Rhein-Main“ bei der Volkshochschule Frankfurt in den Jahren 2004/2005. Begeistert von dieser Thematik fanden sich zunächst acht Fotografen zusammen, die sich weiterhin intensiv mit der Industriekultur im Rhein-Main-Gebiet beschäftigen wollten. Die Fotogruppe mo·nu·mente hat es sich zur Aufgabe gemacht, historisch interessante Bauwerke der „Route der Industriekultur“ fotografisch zu dokumentieren. Wir möchten dazu beitragen, den Schatz an lebendigen Zeugnissen der Industriegeschichte des Rhein-Main-Gebietes mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Durch die Fotografie machen wir etwas zugänglich, das sonst hinter verschlossenen Türen liegt. Von Anbeginn entwickelte sich eine enge Kooperation mit der Kulturregion RheinMain und Dr. Peter Schirmbeck, dem damaligen Leiter des Industriemuseums Rüsselsheim und Initiator der „Route der Industriekultur“. Aus dieser Zusammenarbeit entstand eine Reihe von Ausstellungen im gesamten Rhein-Main-Gebiet, die von der Fotogruppe konzipiert und umgesetzt wurden. Aktuell besteht unsere Gruppe aus vier Mitgliedern, die das ursprüngliche Anliegen mit unverändertem Engagement weiterverfolgen: Wolfgang Cezanne, Gerd Kever-Bielke, Helmut Plaha und Norbert Rotsch.
Schornsteine statt Landschaftsidyll - Warum eigentlich Industriekultur?
Eine unserer Kernkompetenzen ist die Architekturfotografie. Im Kontext der Industriekultur finden wir eine Vielzahl spannender Motive – von beeindruckenden Bauwerken über charakteristische Elemente industrieller Architekturstile bis hin zu historisch bedeutsamen Produktionsstätten. Oftmals erhalten wir dabei Einblicke in die Geschichte der Nutzung und Entwicklung dieser Orte. Besonders bedeutsam ist für uns, dass wir einige Gebäude noch fotografisch dokumentieren konnten, bevor sie abgerissen wurden – ein wichtiges Ziel unserer Arbeit. Auch sanierte oder umgenutzte Objekte gehören zu unserem Repertoire, wie etwa das ehemalige Druckwasserwerk im Westhafen Frankfurt, dessen Sanierung wir fotografisch dokumentierten und das heute ein beliebtes Restaurant beherbergt. Ein zweiter Schwerpunkt unserer fotografischen Arbeit sind aktive Produktionsprozesse, bei denen die Menschen im Mittelpunkt stehen. So porträtierten wir im Jahr 2014 über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des regionalen Energieversorgers Mainova an ihren jeweiligen Arbeitsplätzen. In diesem Projekt lag der Fokus auf den Menschen hinter den Kulissen – ihren Qualifikationen, ihrem Engagement und ihrer Identifikation mit dem Unternehmen, die maßgeblich zum Erfolg des Betriebs beitragen. Mit unserer fotografischen Dokumentation wollten wir diesen Menschen Anerkennung und Wertschätzung für ihre Leistung entgegenbringen.
Wie finden Sie zu Ihren Projekten und steht gerade etwas besonders an?
Häufig werden wir von der KulturRegion FrankfurtRheinMain auf interessante Orte und Themen aufmerksam gemacht, die für unsere fotografische Arbeit von Bedeutung sein könnten. Daneben recherchieren wir auch eigenständig und entwickeln Projekte, die thematisch mit unseren bisherigen Ausstellungen verknüpft sind. Oft orientieren sich unsere Schwerpunkte dabei an den jährlich wechselnden Fokusthemen der „Tage der Industriekultur Rhein-Main“. In diesem Jahr wird es sogar unsere Jubiläumsausstellung sein. Unter dem Titel „4 Fotografen - 8 Epochen - Architektur. Zeitgeist. Perspektiven“ präsentieren wir acht Beispiele architektonischer Epochen – vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Darüber hinaus kommen die einzelnen Mitglieder unserer Gruppe selbst zu Wort und zeigen eigene kleine Bildstrecken.
In einem Wort: Welches ist ihr Lieblingsprojekt?
In gewisser Weise ist immer das aktuelle Projekt der Favorit – deshalb gibt es eigentlich nur „Lieblingsprojekte“. Besonders hervorheben möchte ich jedoch die fotografische Arbeit bei Mainova, die sich über ein ganzes Jahr erstreckte, eine große Zahl an Aufnahmen hervorgebracht hat und vor allem durch viele intensive und wertvolle Begegnungen geprägt war. Darüber hinaus lebt die fotografische Arbeit in unserer Gruppe vom intensiven Austausch, der konstruktiven Kritik und der gemeinsamen Entwicklung von Themen und Präsentationsformen. Jedes Mitglied bringt eigene Perspektiven, Erfahrungen und Schwerpunkte ein, was unsere Projekte vielfältig und inhaltlich fundiert immer zu einem „Lieblingsobjekt“ macht.
Im Jubiläumsjahr präsentiert die Fotogruppe mit der Sonderausstellung „4 Fotografen. 8 Epochen“ eine spannende Retrospektive ihrer Arbeit in der Volkshochschule Frankfurt. Mit der Schau greift die Gruppe passenderweise das Fokusthema der diesjährigen „Tage der Industriekultur Rhein-Main“ auf, die unter dem Titel Schichtwechsel auf die Welt und den Wandel der Arbeit blicken. Die Vernissage in der Volkshochschule Frankfurt findet am 14. August, um 19 Uhr statt. Am 25. September, 19 Uhr, führen die Fotografen durch die Ausstellung. Mehr dazu in unserem Veranstaltungkalender.
Weitere Informationen zur Fotogruppe auf der Website der Fotogruppe Monumente.
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