Bürgermeister Benjamin Harris öffnet uns die Tür des spätgotischen Hauses im Herzen der #Büdinger Altstadt und wir tauchen ein in eine komplett andere Lebenswelt mit Petticoat, Rock ’n’ Roll-Musik, Furnierholz-Möbel-Klassikern und Tante-Emma-Laden. Mit großer Liebe zum Detail ziehen uns Elvira Petri gemeinsam mit Vanessa Hellmann-Koch, der Presse-Verantwortlichen des #50er-Jahre-Museums, Touristikerin Arnika Haury und Bürgermeister Harris in die Welt der 1950er Jahre. Unsere dritte Station auf der Reise zu besonderen Persönlichkeiten und Lieblingsorten führt uns mit Büdingen an den östlichen Rand des Rhein-Main-Gebietes, in eine der besterhaltenen mittelalterlichen Stadtanlagen Europas mit Stadtmauer‚ Stadttoren, Wehrtürmen und ehemaliger Wasserburg. Nach Hochwasserschäden, die der Büdinger Altstadt und dem 50er-Jahre-Museum 2021 große Schäden zugefügt haben, eröffnet nun auch wieder die untere Ebene des Museums mit neuer Milchbar am 5. Juni für das Publikum.
Öffnungszeiten: Fr, Sa: 14-17 Uhr; So: ab 13 Uhr; Führungen nur nach Anmeldung; Info: https://www.50er-jahre-museum.de/Museum
Liebe Frau Petri, was macht diesen Ort besonders?
Das 50er-Jahre-Museum geht zurück auf die große Sammlerleidenschaft des Ehepaars Arbeiter. Nachdem zu Hause kein Platz mehr für alle Flohmarkt-Fundstrücke war, entstand die Idee, ein Museum zu gründen, das dann 1999 eröffnet hat. Die Räumlichkeiten hier im historischen Gebäude sind ein Glücksfall. Früher eine Wirtschaft, später ein Café: das passt wunderbar zu der Ausstellung, die thematisch aufgebaut ist. Sie zeigt die Epoche der 1950er Jahre und die Entwicklungen in den Wirtschaftswunderjahren anhand unzähliger liebevoll instandgehaltener Objekte aus der Zeit. Es gibt ein orginal eingerichtetes Wohnzimmer mit verstecktem Gästebett, eine komplett ausgestattete Küche mit der ersten luxuriösen Spülmaschine, Badezimmer, Jugendzimmer, Kinohäuschen, Zeitschriftenladen, Friseursalon, Haushaltswarengeschäft und unzählige Vitrinen mit Alltagsgegenständen, Party-Accessoires oder Spielzeugen zu entdecken. Es ist deutschlandweit das größte Museum der 1950er Jahre und in Büdingen neben unserer Festung und dem Schloss das Highlight. Wir haben Gäste aus ganz Deutschland und auch über die Landesgrenzen hinweg aus Holland, Frankreich, der Schweiz, den USA hier – und natürlich kommen viele Büdinger.
Wie sind Sie zum Museum gekommen?
Mein Mann Bernd Petri, heute 1. Vorsitzender des Museumsvereins, spielt in einer Rock ’n’ Roll-Band und als Kind fand ich den Pettycoat meiner Mutter und Tante immer toll. Für mich ist das alles Kindheit, was hier steht. Irgendwann sind wir in den Museumsverein eingetreten. Frau Arbeiter sagte dann bei einem Treffen, dass sie dringend Leute zum mithelfen suchen und so bin ich hierhergekommen und mache die Führungen. Wir suchen übrigens heute wieder dringend Helferinnen und Helfer im Museum!
Was kann ich hier mit Ihnen erleben, liebe Frau Petri und liebe Frau Hellmann-Koch?
Hier haben wir die Jukebox, eigentlich das Highlight. Einschmeißen muss man eine D-Mark, die man vorher an der Kasse gegen einen Euro umtauschen kann. Ich mach jetzt mal was Fetziges an! Den Bill Haley suche ich, oder den Elvis! Was wollen wir? Elvis? Hier gibt es auch eine ganze Vitrine zu Elvis Presley, der ja in Friedberg stationiert war [schon hören wir den Jailhouse Rock aus der alten Jukebox erklingen]. Unten haben wir eine Bühne, wo wir auch Konzertabende veranstalten und diese Musik spielen. Hier vorne steht der „Conny-Roller“ – Conny Froboess war die Helene Fischer der 50er Jahre. Als sie Ehrenmitglied des Museums wurde, hat sie uns den Roller zur Verfügung gestellt. Dann haben wir Accessoires dazu gekauft, wie zum Beispiel das „Groschengrab“, also die alte Parkuhr!
Und hier haben wir den original Tante Emma Laden, ein weiteres Highlight. Da können die alten Marken von früher entdeckt werden und wie früher Lebensmittel aufbewahrt und haltbar gemacht wurden. Die Unverpackt-Läden sind keine neue Erfindung, das gab es in den 50er Jahren und früher schon. Es war aber ein reiner Bedienungsladen. Es gab also viel zu tun für die Ladeninhaber. 1956-57 kamen dann die ersten Selbstbedienungsläden auf, die sogenannten Konsumläden, eine große Erleichterung. Mehl und Zucker wurden dann in Packungen angeboten. Aber später hat man es mit dem Verpacken übertrieben und heute viel mehr Abfall als früher. Damals hatten sich die Leute auf dem Land aus dem Garten ernährt. Im Sommer wurde eingekocht, eingeweckt und alles im Keller gelagert. Kindern und Jugendlichen wollen wir das wieder nahe bringen.
Eigentlich sind wir ein Anfassmuseum, aktuell mit Corona sind wir aber nur ein Anschaumuseum, machen bei einer Führung aber auch Schränke auf und zeigen was sich darin verbirgt. Am 5. Juni eröffnen wir die „neue“ alte Milchbar im Retro-Style mit Nieren- und Cocktailtischen, mit Bühne für Konzertauftritte und Sonderausstellungen.
Büdingen ist seit 2014 ein engagiertes Mitglied in der KulturRegion. Lieber Bürgermeister Harris, was ist für Sie besonders Teil der KulturRegion zu sein?
In Büdingen hat sich eine sehr schöne Museumslandschaft entwickelt. Und dass wir mit diesem historischen Schatz und unserer Museumslandschaft Teil der KulturRegion sind, freut uns sehr. Wir erhoffen uns einerseits eine Vernetzung, also über den Tellerrand von Büdingen hinauszuschauen und Ideen sowie Inspirationen von anderen Teilnehmern zu bekommen. Aber wir erhoffen uns auch, den Bekanntheitsgrad unseres schönen Büdingens über die KulturRegion zu steigern und das Städtchen damit auch bewerben zu können. Synergieeffekte für beide Seiten also.
Arnika Haury, Geschäftsführerin der Büdinger Tourismus und Marketing GmbH, ergänzt:
Wir sind über die KulturRegion nach außen, nach Frankfurt, vertreten, andererseits haben wir die Angebote der KulturRegion bei uns im Tourismusbüro ausliegen. In Zukunft möchten wir uns zum Beispiel auch in die Route der Industriekultur Rhein-Main einbringen.
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