Eine besondere Kulisse erwartet uns bei der nächsten Station unserer Reise zu Persönlichkeiten und Lieblingsorten in der KulturRegion. Das Stadttheater Aschaffenburg zählt mit seinem klassizistischen Zuschauerraum zu einem der schönsten Säle der Stadt. Das Theater bietet für die Stadt Aschaffenburg sowie für die ganze Region ein vielfältiges Programm in einer außergewöhnlichen Atmosphäre. Die Ausstattung mit korinthischen Säulen, filigranen Verzierungen und Sitzen mit rotem Samtbezug begeistert auch die jüngsten Theaterbesucher*innen immer wieder aufs Neue, weiß Theaterpädagogin Vanessa Prinz. Sie ist für das Kinder- und Jugendprogramm im Stadttheater verantwortlich. Gemeinsam mit ihr, Kulturamtsleiter Jörg Fabig und Oberbürgermeister Jürgen Herzing dürfen wir hinter die Kulissen blicken. Wir erfahren, was das Theater so besonders macht und warum Aschaffenburg bereits seit 2005 im Rahmen des Festivals „Starke Stücke“ herausragendes Kinder- und Jugendtheater auf die Bühne einlädt.
Das Internationale Theaterfestival „Starke Stücke“ bringt vom 20. Februar bis 4. März 2024 zum 30. Mal Theatererlebnisse für ein junges Publikum auf die Bühnen der Rhein-Main-Region. Im Aschaffenburger Stadttheater ist am 25. und 26. Februar die deutsche Erstaufführung des Stücks „Laika“ der spanischen Kompanie XIRRIQUITEULA TEATRE aus Barcelona zu sehen. Außerdem ist am 27. und 28 Februar das Tanz-Konzert „Tribute to me“ des norwegischen Theatermachers Martijn Joling zu Gast. Das komplette Programm gibt es unter www.starke-stuecke.net.
Lieber Herr Fabig, was macht das Stadttheater Aschaffenburg so besonders?
Das Stadttheater Aschaffenburg hat eine lange Geschichte und dabei auch viele Krisen und Kriege erlebt. Das Gebäude sieht zwar heute aus wie vor 200 Jahren, war aber im Zweiten Weltkrieg im Prinzip bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Vor zwölf Jahren haben wir das Theaters zuletzt umfassend saniert. Es wurde hier im Zuschauerbereich optisch sehr hochwertig und mit großer Sitzqualität aufgearbeitet. In dem Zuge haben wir auch die Technik mit modernster Licht- und Tontechnik sowie einer Drehscheibe auf der Bühne auf Vordermann gebracht. Diese Ausstattung ermöglicht es uns als Gastspielbetrieb, hochkarätige Produktionen aus ganz Deutschland einzuladen.
Wir haben ein sehr vielfältiges Programm mit rund 150 Veranstaltungen pro Jahr. Von Kinder- und Jugendtheater über bunte Programme bis hin zu wirklich großer Schauspielkunst. Alle sind begeistert von der Kulisse dieses kleinen Hauses mit rund 400 Sitzplätzen und einer einmaligen intimen Atmosphäre. Nicht nur unsere Stammgäste kommen, seit dem letzten Jahr finden sich wieder mehr Zuschauer*innen im Theater ein. Das macht uns natürlich Mut und gibt Rückenwind für die nächste Programmplanung.
Liebe Vanessa Prinz, das Stadttheater Aschaffenburg ist seit 2005 Teil des „Starke Stücke“-Netzwerks. Warum seid ihr schon so lange mit dabei?
Das „Starke Stücke“-Festival ist einfach ein ganz toller Ort des Austausches im internationalen Kinder- und Jugendtheaterbetrieb und bietet die Möglichkeit, Inszenierungen z. B. aus afrikanischen oder europäischen Ausland einzuladen, die wir sonst nicht zeigen könnten. Das Schöne ist, wenn wir mit anderen gemeinsam veranstalten, haben wir dann auch die finanziellen Mittel, um solch internationale Produktionen in eher kleine Häuser zu holen.
Was kann das Publikum in Aschaffenburg beim „Starke Stücke“-Festival erleben?
Dieses Jahr haben wir ein Stück namens „Laika“ ab 6 Jahren im Programm. Da geht es um den Hund, der als erstes ins Weltall geschickt wurde, und wie er das wohl empfunden hat. Inszeniert hat das Stück eine spanische Gruppe. Wir hatten hier in Aschaffenburg die Möglichkeit, mit einer Aschaffenburger Schauspielerin und einem Frankfurter Schauspieler das Voice-Over für die deutsche Erstaufführung, die hier stattfindet, zu machen.
Das Stück für Jugendliche, das wir dieses Jahr aus dem „Starke Stücke“-Programm zeigen, ist „Tribute to me“. Es setzt sich mit der Lebensrealität von Jugendlichen auseinander und beschäftigt sich mit Zugehörigkeit, Sichtbarkeit und Likes, aber auch Authentizität und Vereinsamung in den sozialen Netzwerken.
Jörg Fabig ergänzt:
Im „Starke Stücke“-Kontext werden Themen gespielt, die in unserer Zeit eine große Rolle spielen, z. B. letztes Jahr ein Stück zur Gender-Thematik. Wir zeigen in unserem Kinder- und Jugendtheater Klassiker, die für die Schulen interessant sind. Durch „Starke Stücke“ können wir unsere Möglichkeit aber erweitern, indem wir mit einer zeitgenössischen Aufführung den Fokus auf ein Thema legen, das im Moment gerade gesellschaftspolitisch heiß diskutiert wird und zu dem wir ein theatrales und künstlerisches Statement abgeben.
Lieber Oberbürgermeister Herzing, Aschaffenburg ist seit ihrer Gründung 2005 Mitglied in der KulturRegion. Was bedeutet die Mitgliedschaft für Sie?
Wir sind in der Metropolregion FrankfurtRheinMain sehr stark eingebunden in vielerlei Hinsicht und die KulturRegion ist natürlich für uns als Kulturstadt Aschaffenburg ein wichtiger Anknüpfungspunkt für die Vernetzung, die gemeinschaftliche Werbung für Veranstaltungen oder auch den Austausch. Wir können voneinander lernen, aber auch uns selbst präsentieren, sodass Gäste hier her nach Aschaffenburg kommen. All diese Verknüpfungen passen sehr gut.
Jörg Fabig ergänzt:
Dieser Netzwerkgedanke ist in der Kultur, wie in allen anderen Bereichen auch, immens wichtig für uns. So müssen wir das Rad in unseren Prozessen nicht immer neu erfinden. Wir freuen uns, uns auf Augenhöhe auszutauschen mit vergleichbaren, aber auch mit anders großen Gebietskörperschaften. Da finde ich eine Plattform wie die KulturRegion extrem wichtig – auch für das Streuen von Informationen. Sei es das Thema Theater, Industriekultur oder auch Gärten und Parks: Hier gibt es zielgerichtete Verteiler an Adressat*innen, wo wir wissen, da kommen unsere Veranstaltungsangebote bei den richtigen Leuten an. Und deswegen bin ich dankbar, dass Aschaffenburg Teil der KulturRegion sein darf.
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