Das Kalle-Haus bietet einen interessanten Stilmix. Der dunkle Klinker, die horizontalen Fensterbänder sowie die halbrunden Vorbauten erinnern an die Neue Sachlichkeit, wohingegen mit den kräftigen Fensterkreuzen, der betonten Mittelachse und dem mächtigen Eingangsportal typische Merkmale der Architektur des Dritten Reiches sichtbar werden. Mit drei Arbeitern hatte Wilhelm Kalle 1863 die Produktion aufgenommen. Schon ein Jahr später konnte die Firma sechzehn verschiedene Teerfarbstoffe herstellen. 1913 zählte das Werk 769 Beschäftigte.
Mit dem Anschluss der Kalle & Co. AG an die „Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken" (IG Farben) im Jahr 1916 wurde eine Umorientierung der Produktion nötig: Cellophan avancierte zum Motor des wirtschaftlichen Erfolges. Nach Entflechtung des IG-Farben-Konzerns in der Nachkriegszeit der Hoechst AG angegliedert, beherbergt der „Industriepark Wiesbaden (Kalle-Albert)“ heute neben den Produktionsanlagen von Kalle Firmen aus unterschiedlichen Branchen. Die chemische Industrie ist mit zahlreichen Betrieben am Standort vertreten. Der Name Kalle steht heute noch für einen Teil der Gesamtproduktion und umfasst das bekannte Kalle-Schwammtuch und Kunststoffhüllen für die Nahrungsmittelproduktion.
BAUJAHR
1938
ARCHITEKT
Markwart & Seibert
Rheingaustraße 190-196
65203 Wiesbaden
Siehe auch: Historie von InfraServ Wiesbaden & Industriepark
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