Drei Frauen - eine Vision
Alles begann im Dezember 2017. Die Erzieherinnen Sabine Schulz und Tanja Tahmassebi-Hack, hatten die Idee, naturpädagogische Angebote in den Streuobstwiesen durchzuführen. Sie gingen mit ihrem Konzept hausieren. Alle fanden die Idee gut, es gab jedoch keinen Verein, der konkrete Unterstützung leisten wollte. Durch die gemeinsame Arbeit im „Unter-Arbeitskreis Streuobstwiesen“ kam Renate Pröfrock mit ins Boot. Und dann ging es los.
Im Ausschuss erfuhren die Frauen, wie schlecht es um die Bad Vilbeler Streuobstwiesen steht. Sie gingen Wiesen ab, die komplett verwahrlost und ungepflegt waren, wo die Äpfel nicht geerntet und die Wiesen nicht gemäht wurden. Zum Teil waren die Besitzer nicht mehr bekannt, verstorben oder die Erben leben in Übersee. Auf Streuobstkongressen wurde klar, dass die Jugend nicht mehr für die Arbeit auf den familieneigenen Wiesen zu begeistern ist, weil nicht lukrativ genug. Und die Alten, die noch wissen wie es geht, nicht mehr die Kraft haben.
Es wurde daher schnell erkannt, dass es sich um eine generationenübergreifende Maßnahme handeln muss, wenn die Streuobstwiesen als Ökosystem und grüne Lunge Bad Vilbels erhalten bleiben sollten. Da es sich um ein unverzichtbares, historisch bedeutsames Ökosystem handelt, sind hier alle naturverbundenen Vereine Bad Vilbels gefragt, gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Streuobstwiesen wieder in das Bewusstsein der Menschen zurückkehren. Die Wichtigkeit dieser Kulturlandschaft für das Klima und das Augenmerk auf die Biodiversität der Streuobstwiesen (bis zu 5000 Lebewesen leben auf einer gesunden Streuobstwiese) muss wieder in den Focus der Menschen gerückt werden.
Dafür möchte der Verein mit allen zusammen arbeiten, die sich den Streuobstwiesen verbunden fühlen. Die Betonung liegt hier auf der gemeinsamen Arbeit. Viele Vereine klagen über die Überalterung, den Rückgang der Mitgliederzahlen und die geringe, wenn nicht gar fehlende Jugendarbeit. Dies soll hier aufgefangen und durch entsprechende naturpädagogische Maßnahmen den Kindern und Jugendlichen die Vereinsarbeit wieder nähergebracht werden. Wissen der vorherigen Generationen über den wertschätzenden und achtsamen Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen droht unwiederbringlich zu verschwinden. Im Vordergrund steht hier der Aspekt der Nachhaltigkeitsvermittlung. Jeder Verein ist in seinem Gebiet der Experte. Diese Expertise, gepaart mit dem Wissen der vorangegangener Generationen und neuster Erkenntnisse der Wissenschaft sollten dazu befähigen, die Streuobstwiesen zu reaktivieren, bevor es zu spät ist.
Der „Kirschberg“ ist der alte Bad Vilbeler Name für das Gebiet zwischen Hundeplatz und Vilbeler Wald. Ein Hügel, auf dem Schafe weiden und auf dem (nicht mehr viele) städtische Kirschbäume stehen.Wer das Logo des Vereins genau studiert, wird feststellen, dass der Baum alle Streuobstfrüchte trägt (Äpfel, aber auch Kirschen, Mirabellen, Pflaumen, Nüsse etc.). Denn Streuobst ist eben nicht nur der Apfel, wie so oft kolportiert wird.
Die „Hütte“ ist das vereinende Element, ein Sinnbild für einen virtuellen Platz unter dessen Dach sich alle Unterstützer*innen der Idee treffen können.
Die positive Resonanz auf das Konzept, die reibungslose Vereinsgründung und die Unterstützung, die sowohl von Vereinsmitgliedern als auch Externen erbracht wird, befähigte den Verein, schon im ersten Jahr erste Veranstaltungen für Kinder durchzuführen. Diese waren, so wurde rückgemeldet, sowohl für die Kinder als auch für die begleitenden Lehrkräfte und Erzieher*innen eine echte Bereicherung. Dies machte Mut für die Zukunft. Erste Kontakte zu Wissenschaftlern in den Bereichen Biologie und Landwirtschaft sind auch schon zu vermelden. Außerdem gibt es Kooperationen mit dem „Main-Äppelhaus“ in Frankfurt.
Der Verein ist stets offen für Kooperationen, Unterstützung, Mitgliedschaften und einfach Interesse an seiner Arbeit. Weitere Informationen dazu sowie alle aktuellen Veranstaltungen auf der Webseite: https://kirschberghuette.de/