Die Baufirma Philipp Holzmann & Cie., die einst in Neu-Isenburg ansässig war und 1855 nach Frankfurt am Main umsiedelte, hatte ihre Fühler im Kreis Offenbach auch gen Osten ausgestreckt. 1868 ließ Holzmann in Hainburg eine erste eigene Ziegelei zur Deckung des Bedarfs ausschließlich von Klinkern, auch Blendsteine genannt, errichten.
Zu überregionaler Bedeutung gelangte die Baufirma Philipp Holzmann & Cie. durch den Bahnbau. Um 1900 war die Firma in Hainburg auf die Herstellung von glasierten Ziegeln spezialisiert. Die Produkte wurden europaweit exportiert (Bahnhofsunterführungen, Pariser Metro und Hamburger Elbtunnel). Die 1887 errichtete neue Ziegelei ist bis heute erhalten. Sie weist eine zweifarbige Backsteinfassade im Neurenaissancestil auf und ist mit einer äußerst seltenen Dachkonstruktion gedeckt. Diese besteht aus hölzernen Bogenbindern mit stählernen Zugankern in den Fußpunkten. Ein Prinzip, das Mitte des 16. Jahrhunderts von Philip del’ Orme entwickelt und ebenso im Frankfurter Straßenbahndepot Bockenheim angewandt wurde.
Als eines der wenig erhaltenen Beispiele der frühen industriellen Baukultur ist die Ziegelei von exemplarischer Bedeutung. Heute ist das familiengeführte Ziegelwerk Franz Wenzel die letzte noch produzierende Ziegelei in Hessen. Der Ton wird teilweise aus der Tongrube Katzenbuckel im benachbarten Wald gewonnen.
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Stand: 2020
Offenbacher Landstraße 105
63512 Hainburg
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