Auf einer Fläche von 114 Hektar wurde ab 1875 die „Königlich-Preußische Pulverfabrik“ errichtet, die sich bis 1918 mit bis zu 5.000 überwiegend weiblichen Arbeitskräften zu einer der modernsten Munitionsfabriken Europas entwickelte. In der erst 2006 niedergelegten „Zeppelinhalle“ wurde hochexplosive Schießbaumwolle hergestellt. Mit dem Verbot der Rüstungsindustrie nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Produktion auf die Herstellung von Kunstleder durch die „Deutschen Kunstlederwerke“ umgestellt und entging somit dem Abriss. Nach der Übernahme des Geländes 1933 durch die 1873 in Frankfurt gegründete „Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt“ (Degussa) sind hier bis heute wichtige Forschungs- und Entwicklungsbereiche angesiedelt. Neben den Aktivitäten von Degussa befinden sich unter anderem der belgische Materialtechnik-Spezialist „Umicore“ und das amerikanische Dentalunternehmen „DeguDent“ auf dem Areal. Schwerpunkte im Industriepark bilden beispielsweise die Herstellung innovativer Materialien für den Automobilbau, Nano- und Mikrotechnologie, Spezialchemie und Biotechnologie. Von den ursprünglich 65 vorwiegend einstöckigen Backsteingebäuden blieben etwa zwanzig teilweise stark veränderte Gebäude, darunter ein Walzwerk (1899) und ein Heizkraftwerk (1915), erhalten. Ein Wasserturm mit zinkverkleideten Galerien und Rautendekor aus dem Jahr 1890 ist baugleich mit einem zweiten in der Aschaffenburger Straße. Beim Neubau des Kommunikationszentrums „Esscom“ (2001) durch die Architekten Pielok & Marquardt und dem Umbau der Ofenbauhalle nach Entwurf von Christoph Mäckler (2001) wurde besonderer Wert auf Kontinuität zur historischen Backsteinarchitektur gelegt.
Stand: 2006
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