Industriegeschichte Vorderer Taunus

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Das hier vorgestellte Gebiet der Städte Königstein, Kronberg, Oberursel und Steinbach am Südrand des Taunusgebirges ist keine klassische Industrielandschaft in dem Sinne, dass sie durch große Fabrikationsanlagen und die sprichwörtlichen „rauchenden Schlote“ gekennzeichnet wäre. Dennoch weist sie eine reichhaltige und in ihren Zeugnissen eindrucksvolle Industriegeschichte auf, deren Wurzeln weit zurück reichen. In den drei alten städtischen Siedlungen Königstein, Kronberg und Oberursel herrschte schon in vorindustrieller Zeit ein reges gewerbliches Leben, das vielfach den Nährboden für die im 19. Jahrhundert entstehende Industrie darstellte. Hierbei spielten vor allem die aus dem Taunus nach Süden fließenden Gewässer als Energiequelle eine wichtige Rolle – nicht nur für Getreidemühlen, sondern auch für Walk-, Hammer- und Mahlwerke. Die Wasserkraft des Urselbaches war beispielsweise der entscheidende Standortfaktor für die Errichtung der Spinnerei und Weberei an der Hohen Mark, die im Herbst 1860 ihre Produktion aufnahm und mit mehreren hundert Beschäftigten rasch zu einem der größten Industriebetriebe im Herzogtum Nassau avancierte. Die Bereitstellung der Energie für die nördlich der Stadt gelegene Fabrik erfolgte durch eine spektakuläre, rund 700m lange Transmissionsanlage. Auch der zweite große Oberurseler Industriebetrieb, die Motorenfabrik, entwickelte sich aus einem Mühlenbetrieb. Neben der Wasserkraft als Energiequelle waren das Reservoir an verfügbaren Arbeitskräften und die Anbindung an den Umschlagplatz und Absatzmarkt Frankfurt entscheidende Faktoren für die Entwicklung der Industrie am südlichen Taunusrand. Die Arbeiterschaft rekrutierte sich vielfach aus der Dorfbevölkerung des Hohen Taunus, die auf einen Zuverdienst zur heimischen Landwirtschaft angewiesen war. Namen wie „Arbeiterweg“ erinnern bis heute an die Wege aus den Taunusdörfern in die Fabriken. Für die Anbindung nach Frankfurt ist auf den Eisenbahn-bau hinzuweisen. Bereits 1860 wurde Oberursel mit dem Bau der Linie Frankfurt – Homburg an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1874 nahm die Frankfurt-Kronberger Eisenbahn den Betrieb auf und 1902 folgte schließlich die – aufgrund der Höhenunterschiede technisch anspruchsvolle – Bahnstrecke zwischen Höchst und Königstein. Gerade die letztgenannte hatte auch den Zweck, die Industrie im Rhein-Main-Gebiet mit Arbeitskräften aus dem Taunus zu versorgen. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der südliche Taunusrand zudem zu einer für Unternehmer aus den ganzen Rhein-Main Gebiet attraktiven Wohngegend. Der südliche Taunus bietet damit zwei Facetten der Industriekultur: Die ortsansässigen Fabrikationsbetriebe ebenso wie die Zeugnisse des anderswo industriell erwirtschafteten Wohlstandes.

Lokaler Routenführer Nr. 29 Vorderer Taunus | PDF | 2,3 MB

29 Objekte der Industriekultur im Vorderen Taunus

Stand: 2016

#Industriegeschichte RDIK-RM

Grundweg
61476 Kronberg im Taunus