Schon früh ließen sich Menschen am Fuße des schützen-den Taunus nieder. Das im Jahr 767 erstmals urkundlich erwähnte Seulberg zählt sogar zu den ältesten Siedlungen. Lebten die Einwohner dort vornehmlich von der Landwirtschaft, nutzten (Burg)Holzhausen und Köppern die Kräfte des Erlenbachs, um eine Reihe von Mühlen anzutreiben. Nicht nur Getreide mahlten diese, sondern stellten ebenso Öle und Papier her. Später dienten die Mühlen als Produktions-stätten, bis andere Energien die Wasserkraft ablösten. Auf Einladung des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Homburg (1633–1708) siedelten sich französische Glaubensflüchtlinge an und gründeten ein neues Dorf. Unter den Hugenotten befanden sich viele tüchtige Handwerker, die das „nouveau village“ schnell erblühen ließen. Ihrem wirtschaftlichen Erfolg verdankten die Friedrichsdorfer schließlich 1771 die Verleihung der Stadtrechte. Vor allem brachten die Hugenotten bislang in der Landgrafschaft unbekannte Handwerkskünste mit. Eine davon war das Wirken von Strümpfen mit einem mechanischen Wirkstuhl. Das Weben von Leinen, Beiderwand und später Flanell vergaben sie dann in die Nachbardörfer, lieferten Rohmaterialien, um später die fertigen Stoffe abzuholen (Verlagswesen). Begehrt war diese feine Ware im In- und Ausland nicht zuletzt auch wegen ihrer leuchtenden Farben. Bunt und lichtecht färbten die Friedrichsdorfer die Stoffe in kleinen Färbhäuschen. Die nötigen Rohstoffe kamen aus aller Welt, wie Indigo aus Indien oder Blauholz und Orleans aus Südamerika. Zudem gerbte man in größerem Stil Leder. Als die chemischen Farben aufkamen, konnten die teuren Waren nicht mehr abgesetzt werden, andere Erwerbsquellen waren nun gefragt. Eine davon war die Produktion von Hüten, darunter der berühmte Homburger. Weltbekannt wurde Friedrichsdorf durch seinen Zwieback. Um 1900 existierten ein gutes Dutzend Zwiebackfabriken nebeneinander in der damaligen Hauptstraße. Deren Schornsteine prägten nicht nur die Silhouette, sondern legten einen süßen Duft über die Stadt. Heute indes produziert keine Zwiebackfabrik mehr in Friedrichsdorf. Aus einer solchen Bäckerei erwuchs ebenfalls das bekannte Unternehmen für Kindernahrung, die Firma Milupa, die inzwischen ihre Produktion jedoch ins Ausland verlagerte. In der wirtschaftlichen Blütezeit der Stadt machte 1860 ein Friedrichsdorfer eine geniale Erfindung: das Telefon. Zahlreiche Denkmäler verweisen auf den Tüftler Philipp Reis, einen Lehrer am „Institut Garnier“. An die innovative Erfindung anknüpfend, haben sich heute eine Reihe von Unternehmen des High-Tech-Sektors angesiedelt.
Lokaler Routenführer Nr. 24 Friedrichsdorf | PDF | 0,4 MB
17 Objekte der Industriegeschichte in Friedrichsdorf
Stand: 2010
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61381 Friedrichsdorf
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