Das seit dem Mittelalter auf den Warenhandel, seit dem späten 18. Jahrhundert zusätzlich verstärkt auf den Geldhandel fixierte Frankfurt bot nie das Bild einer von rauchenden Schloten geprägten Industriestadt. Ohne eigene Rohstoffquellen zu besitzen, bemühte sich die 1866 zur preußischen Provinzstadt degradierte Freie Reichs-stadt, mit preußischem Geld eine moderne Infrastruktur aufzubauen – so die zentrale Wasserversorgung, Kanalisation und Kläranlage, die Kanalisierung des Mains, die Anlage des Westhafens und die Modernisierung des Eisenbahnknotens. Dadurch konnte Frankfurt in den 1880er Jahren erneut zum Wirtschaftszentrum Südwest-deutschlands aufsteigen. Doch eine „Industriestadt im eigentlichen Sinne des Wortes“, also eine Stadt der Schwerindustrie, wie die Industrie- und Handelskammer noch 1892 bemerkte, wollte und konnte Frankfurt nie werden. Dennoch ist es die bei weitem bedeutendste Industriestadt des Rhein-Main-Gebietes geworden. Und dies vor allem, weil sich das Gewerbe seit der Einführung der Gewerbefreiheit 1864 in einer Vielzahl von Branchen auf eine lohnintensive Fertigung konzentriert hatte. Mit Beginn der zweiten industriellen Revolution, als die Elektrizität die Dampfmaschine als Antriebskraft im Produktionsprozess abzulösen begann – in Frankfurt eingeläutet mit der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung von 1891 – hat sich das Wirtschaftsgefüge der Stadt schlag-artig geändert. Maschinenbaufabriken und Unternehmen der Elektrotechnik besaßen nun die gleiche Bedeutung wie der Geld- und Warenhandel, ohne dass sie das Stadt-bild dominierten. Denn ihre Fabrikbauten unterschieden sich im Typus nur unwesentlich von den Verwaltungsgebäuden der Handels- und Bankhäuser. Eine geschickte Politik hatte es zudem geschafft, jegliche störende Industrie in die damaligen Vororte, so nach Bockenheim und Griesheim, zu verbannen, dafür aber deren Geschäftssitz, der Gewerbesteuer wegen, nach Frankfurt zu ziehen. So konnte Frankfurt „in jeder Hinsicht eine schöne Stadt“ bleiben. Dies änderte sich mit der Eröffnung des Haupt-bahnhofes 1888, als an dessen Nordflanke im Gallus ein neues Industriegebiet entstand mit Unternehmen von weltweitem Bekanntheitsgrad, unter denen die Adlerwerke für fast ein Jahrhundert dominierten.
Lokaler Routenführer Nr. 16 Frankfurt Mitte | PDF | 6,6 MB
31 Objekte der Industriegeschichte in Frankfurt am Main / Mitte
Stand: 2015
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