Die Industrialisierung veränderte das Leben in der beschaulichen Residenzstadt radikal. Innerhalb von 50 Jahren hatte sich die Bevölkerungszahl auf über 70.000 Einwohner mehr als verdoppelt. Arbeiterfamilien zogen in die Stadt und suchten Wohnraum. Die wohlhabenden Bürgerwichen in neu erschlossene Viertel aus, die nach dem Vorbild der englischen Gartenstädte angelegt wurden, während sich in der Altstadt, im Martinsviertel und in Alt-Bessungen die Wohndichte dramatisch erhöhte. Linderung brachten erst die sozialpolitischen und infrastrukturellen Maßnahmen des beginnenden 20. Jahrhunderts. Mit der Bevölkerungsentwicklung und der zunehmenden Industrialisierung ging der Ausbau der Infrastruktur und des Verkehrsnetzes einher. Zwischen 1870 und dem ersten Weltkrieg entstand in Darmstadt eine vorbildliche Infrastrukturversorgung: Die Wasserversorgungwurde auf- und ausgebaut, die Kanalisation angelegt, das Verkehrs- und Energiewesen installiert. Gleichzeitig entstanden soziale Einrichtungen wie Schulen, Kranken-häuser, das Jugendstilbad und der Schlachthof. In dem kurzen Zeitraum zwischen 1890 und dem ersten Welt-krieg boomte Darmstadts Wirtschaft. Der kunstliebende Großherzog Ernst Ludwig trug mit der Förderung der Künstlerkolonie zur Entwicklung Darmstadts als Wirtschaftsstandort bei. Ende des 19. Jahrhunderts entstand für die expandierenden Unternehmen das Industriegebiet im Nordwesten der Stadt entlang der Bahnstrecke. Später wurden auch die beiden Bahnhöfe zu einem Bahnhofzusammengefasst und in den Westen an den heutigen Standort verlegt. Bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts konzentrierte sich Darmstadts Industrie auf das Weststadt genannte Areal. Erst der Strukturwandel in den90er Jahren machte eine konzeptionelle Neuorientierung notwendig. Zwei Darmstädter Routenführer beschreiben insgesamt 43 Stationen. Die Nordroute stellt Objekte der Industrie-kultur im Norden Darmstadts, Arheilgen und Kranich-stein vor, im Routenführer Süd werden die Objekte vom Hauptbahnhof bis Eberstadt präsentiert.
Lokaler Routenführer Nr. 20 Darmstadt Süd | PDF | 1,7 MB
Stand: 2007
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