Industriegeschichte in Bad Nauheim

Merken Empfehlen

Dort, wo heute die Stadt Bad Nauheim liegt, produzierten die Kelten schon im 5. Jahrhundert vor Christus Salz. Im Mittelalter begann dann die Entwicklungsgeschichte des Örtchens Nauheim vom Söderdorf zum Herzheilbad. Der geringe Salzgehalt der Nauheimer Sole von knapp 3 Prozent erforderte einen langen Siedeprozess und entsprechend hohen Holzverbrauch. Trotzdem wurde die Salzproduktion ab dem 16. Jahrhundert intensiver, was die wirtschaftliche Bedeutung des „weißen Goldes“ zur damaligen Zeit zeigt. Im Jahr 1716 führte Salzmeister Joseph Todesco neue Gradiermethoden ein, die den Ertrag der Saline enorm steigerten. 20 Jahre später übernahm der General-Salinen-Direktor Jacob Sigismund Waitz von Eschen die Leitung der Nauheimer Saline und baute sie zu einer der größten mit schwachprozentiger Sole aus. Die Jahresproduktion, die im 17. Jahrhundert noch bei 500 Tonnen Salz lag, erreichte 1780 ca. 5.000 Tonnen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor die Saline Absatzmärkte und erhielt Konkurrenz durch die Einführung des qualitativ besseren Steinsalzes. Doch gerade zu dieser Zeit wurde die heilende Wirkung der Bad Nauheimer Quellsole entdeckt. Wohltuende Bäder wurden zunächst nur Salinenmitarbeitern zur Linderung rheumatischer Leiden verabreicht. 1835 wurde die allgemein zugängliche „Soolbad-Anstalt zu Nauheim“ offiziell eröffnet. Nachdem sich im Dezember 1846 der „Große Sprudel“, bis heute das Wahrzeichen Bad Nauheims, seinen Weg an die Erdoberfläche gebahnt hatte, wurden um diesen herum neue Bade- und Kuranlagen errichtet. Im Jahr 1869 erhielt die Stadt Nauheim den Zusatz „Bad“. Medizinische Forschungen brachten im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die vielfältigen Anwendungs-möglichkeiten von Badekuren mit Heilwasser zutage: Der Aufstieg zum international anerkannten Herzheilbad begann. Unter der Leitung des jungen Darmstädter Architekten Wilhelm Jost kam es zur einheitlichen Gestaltung der Bade-, Kur- und Wirtschaftsanlagen. Damit entstand das größte geschlossene Jugendstilensemble Europas und eine der modernsten Industrieanlagen ihrer Zeit. Vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges erlebte Bad Nauheim seinen Höhepunkt als Weltbad und Treffpunkt des inter-nationalen Adels. 1912 verzeichnete die Stadt knapp 40.000 Kurgäste. Nach wie vor ist Bad Nauheim heute eine renommierte Gesundheitsstadt, die sich mit hochmodernen Kliniken, bekannten Ärzten und leistungsfähigen Weiterbildungseinrichtungen zum medizinischen Spitzenstandort entwickelt hat.

Lokaler Routenführer Nr. 27 Bad Nauheim | PDF | 5,6 MB

14 Objekte der Industriekultur in Bad Nauheim

Stand: 2015

#Industriegeschichte RDIK-RM

#Lokaler Routenführer Bad Nauheim

Nördlicher Pk. 5
61231 Bad Nauheim