Seit dem 19. Jahrhundert stärken zwei Stränge die wirtschaftliche Entwicklung Bad Homburgs v.d.Höhe: einerseits der Ausbau des Kurbetriebs, andererseits die industrielle Entwicklung. Während der Kurbetrieb sich seit der Gründung der Spielbank im Jahr 1841 in der Entwicklung des städtischen Raumes, seiner Bau- und Gartenarchitektur und einem umfangreichen Kulturangebot der Stadt äußerte, ereignete sich die industrielle Entwicklung eher unauffällig. Bis 1900 war die Industrie hauptsächlich durch das Optische Institut Dr. Steeg und Reuter (seit 1855) und die Farbenfabrik (seit 1873) in Kirdorf vertreten. Ein eigenes Industriegebiet hatte die Stadt 1903 ausgewiesen und erst 1919 erschließen lassen. Allerdings ging schon mit der Entwicklung des Kurbe-triebs auch die Notwendigkeit eines verkehrstechnischen Ausbaus einher: Der Bau eines neuen Bahnhofs brachte einerseits mehr Gäste – 1872 waren es 21.000 Kurgäste bei 8.300 Einwohnern – andererseits ermöglichte er den hier produzierenden Betrieben einen größeren Vertriebsbereich und einen schnelleren Absatz. Die Bekanntheit der in Bad Homburg v.d.Höhe entstehenden Produkte wurde noch größer, als man eine Verbindung zum inter-nationalen Verkehrsnetz schuf. Zugleich stellten sich die Betriebe mit der Herstellung von Kleidung, hygienischen und pharmazeutischen Artikeln sowie von Lebensmitteln – allen voran der Zwiebackproduktion – auf die Bedürfnisse der Kurgäste ein. Diese Unternehmen waren – entgegen den Darstellungen auf firmeneigenen Briefbögen – zumeist mittlere bis kleine Familienbetriebe. Oft verwundert es, dass sie in unmittelbarer Nähe zum Schloss ansässig wurden wie die Leder- oder die Hutfabrik. Offensichtlich richtete sich ihre Ansiedlung im 19. Jahrhundert nach der Verfügbarkeit der Grundstücke. Jedes Mal zogen diese Unternehmen weiteres produzierendes Gewerbe nach sich, bis hin zu dem Stromlieferanten. Dessen Energie wurde zunächst für den Maschinenbetrieb, später auch für die Beleuchtung der Häuser benötigt. Erst nach der Erschließung des Industriegebietes 1919 siedelten sich hier große Industriezweige an wie die P.I.V. (1928 bis heute) und die Horex-Fahrzeugbau AG (1923-1959) an, die ihrerseits aus der 1905 gegründeten Conservenglas-Gesellschaft hervorgegangen war. Einige der traditionsreichen Unternehmen residieren heute in modernen Gebäuden, an andere wie die Horex-Fahrzeugbau AG erinnern Straßennamen, Plätze oder Brücken.
Lokaler Routenführer Nr. 25 Bad Homburg | PDF | 0,7 MB
22 Objekte der Industriekultur in Bad Homburg v.d. Höhe
Stand: 2010
#Industriegeschichte RDIK-RM
#Lokaler Routenführer Bad Homburg v.d. Höhe
Louisenstraße 79
61348 Bad Homburg vor der Höhe
© 2.2023 KulturRegion FrankfurtRheinMain gGmbH