INDUSTRIEPARK HÖCHST
Die Geschichte des heute 4,6 qkm großen Industrieparks Höchst begann mit der Gründung der „Anilinund Anilinfarbenfabrik bei Höchst“ im Jahre 1862. Sie stellte ab 1863 aus Arsensäure den synthetischen, sehr begehrten Farbstoff Fuchsin nach vorindustriellen Verfahren her. 1867 in „Meister, Lucius & Brüning“ umbenannt, entwickelte sich der Betrieb in den nächsten beiden Jahrzehnten zu einem fl orierenden Unternehmen, das ab 1880 als Aktiengesellschaft „Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning“ fi rmierte. Einen entscheidenden Anteil am weiteren Wachstum der Farbwerke besaß die Entwicklung pharmazeutischer Präparate. Mit der Ausweitung der Produktion wuchsen auch die Fabrikanlagen, die fünfzig Jahre nach der Firmengründung mit einer bebauten Fläche von 39 Hektar, eine dem historischen Höchst fast ebenbürtige eigene Stadt bildeten. Nach dem 1. Weltkrieg nutzten die Farbwerke die bei der Produktion von künstlichem Salpeter gemachten Erfahrungen zur Herstellung billiger und wirksamer Düngemittel, die ab Mitte der 1920er Jahre gegenüber den Farbstoffbetrieben des Unternehmens zunehmend an Bedeutung gewann. Die nachkriegsbedingte Beschränkung auf den Inlandsmarkt führte 1925 zum Zusammenschluss der chemischen Großunternehmen Deutschlands in der „I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft“, deren Name später durch die enge Zusammenarbeit mit dem Naziregime dauerhaft in Verruf geriet. Die Jahre nach dem 2. Weltkrieg waren gekennzeichnet durch den Wiederaufbau, nun als Hoechst AG (ab 1969), und die Umstellung der Produktion auf Erdöl als Rohstoff für chemische Produkte. Am Standort des ehemaligen Großunternehmens entwickelte sich ab 1996 ein international bedeutender Industriepark für Pharmazie, Chemie und Biotechnologie mit ca. 80 großen und kleineren Unternehmen. Der Industriepark wird von der Betreibergesellschaft Infraserv verwaltet, der das Gelände und die Infrastruktur gehört.
VERWALTUNGSGEBÄUDE Peter-Behrens-Bau
Brüningstraße 45
Gegenüber dem Haupt-Comptoir von 1893, aufgestockt 1907 und 1954, entstand 1920-1924 nach den Plänen von Peter Behrens das „Technische Verwaltungsgebäude”, mit Büroräumen, einer Repräsentations- und Ausstellungshalle sowie einem großen Vortragssaal, das zu den herausragenden Beispielen der Architektur der 1920er Jahre in Deutschland gehört. Den monumentalen, außen mit Klinkern in zwei verschiedenen Farbtönen aufgemauerten Backsteinbau gliederte Behrens, um eine monotone Frontentwicklung (168 m) zu vermeiden, in drei Kuben. Zwei folgen mit ihren Längsseiten dem Straßenknick, während der kleinere Kubus sich quer dazwischen schiebt. In seiner Wirkung wird er durch einen wuchtigen Turm, von dem die Verbindungsbrücke zum Altbau ihren Anfang nimmt, besonders hervorgehoben. Diese Brücke war jahrzehntelang das Wahrzeichen der Farbwerke. Im Zentrum des Gebäudes liegt das Treppenhaus von imponierender Größe, dem Behrens durch die Stalaktitenform der acht vom Boden bis unter die Decke mit ihren drei vieleckig gebrochenen Oberlichtern reichenden, farbig gefassten Pfeilern eine fast sakrale Feierlichkeit verlieh. Die auf den Backsteinen aufgetragenen Primärfarben und die Lichtführung wurden immer wieder als Sinnbild der Farbwerke gesehen und als „Umbautes Licht“ bezeichnet. VERSUCHSFÄRBEREI Brüningstraße 47 Um die Vielzahl der Ende der 1880er Jahre neu entdeckten Farbstoffe schon im Werk auf ihre Eignung für die praktische Verwendung prüfen zu können, errichteten die Farbwerke 1898 eine neue Versuchs- und Musterfärberei. Im Winkel angeordnete dreigeschossige Büro- und Labortrakte umfassen die ebenerdige Färbereihalle, deren Dach von hölzernen Sprengwerksbindern, unterstützt von eisernen Säulen, getragen wird. Die Vorbilder für die Gestaltung des zweifarbigen Backsteingebäudes entstammen der Formenwelt der italienischen Renaissancearchitektur.
KASINOGEBÄUDE
Brüningstraße 56-60
Ein vielgestaltiger Gebäudekomplex, der, begonnen 1873 und immer wieder erweitert, sehr unterschiedlichen Nutzungen diente. Die jetzige Gesamtform entstand 1896 durch den östlichen Anbau einer Menage und Festhalle nach Entwurf von Werksbaumeister Heinrich Kutt in zeitgemäßen Formen der Renaissance, kenntlich an den zweifarbigen Backsteinfassaden. Den Höhepunkt des heutigen Kasinos bildet die im originalen Interieur erhaltene Eingangshalle mit aufwendigem Treppenhaus, deren farbige Glasfenster ein Blickfang sind.
MOSAIK AM LABORGEBÄUDE
Am Tor Ost
Den östlichen Treppenturm des 1962 nach Entwurf von Hans Köhler errichteten Gebäudes für die Pharmakonfektionierung schmückt ein wandfüllendes, abstraktes Mosaikbild nach einem Entwurf des Münchener Maler Blasius Spreng. Die Fassaden des Gebäudes wurden versuchsweise mit neu entwickelten Kunststoffmaterialien verkleidet.
TRIMODALHAFEN
Im Zusammenhang mit der Umstrukturierung der Hoechst AG in den 1990er Jahren wurde ein bestehender Beckenhafen bis 2004 zu einem Logistikzentrum ausgebaut. Es verknüpft mittels eines Verladekrans von 65 m Spannweite und mit Hubhöhen von über 20 m den Transport auf dem Wasser mit der Beförderung auf Schiene und Straße. Ihm zugeordnet ist ein Gefahrstoffl ager mit Gefahrgutplätzen und Containerlager. Ein Portalkran übernimmt das Verladen zwischen Schiene und Straße. Seit Anfang 2005 besteht eine regelmäßige Bahnverbindung nach Busto Arsizio (Italien).
WERKSBRÜCKE WEST
Eine 1970-1972 über den Fluss geschlagene Spannbeton-Schrägseil-Brücke zwischen dem Werksgelände und Sindlingen. Mit einer lichten Weite von 148 m bei einer Breite von 31 m ist sie ausgelegt für Eisenbahn-, Straßen- und Fußgängerverkehr sowie als Rohrtrasse. Geplant von Karl Kreher, dem Leiter der Bauabteilung der Farbwerke Hoechst, übernahm Dyckerhoff & Widmann die Ausführung dieser ersten Schrägseilbrücke der Welt in Spannbetonbauweise sowie der ersten Schrägseilbrücke für Eisenbahnverkehr.
Stand: 2016
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