Fast 100 Jahre prägte die Zuckerfabrik im Stadtteil Fauerbach optisch und wirtschaftlich das Bild Friedbergs. Während der „Kampagne“ von Ende September bis in den Dezember hinein legten sich die süßlichen Schwaden der Zuckerproduktion über die ganze Stadt und die hoch- beladenen Rübenlaster aus der ganzen Wetterau sorgten regelmäßig für Verkehrschaos. Ganze Teile des Friedberger Bahnhofs dienten in dieser Zeit ausschließlich der Abwicklung des Transportes von mit Zuckerrüben beladenen Güterwaggons. Wegen der fallenden Weizenpreise bauten immer mehr Bauern Zuckerrüben an und 1882 gründete man in Friedberg eine Zuckerfabrik auf Aktienbasis, um die Produktion und Weiterverarbeitung am gleichen Ort sicherzustellen. Im Oktober 1883 verließ der erste Sack Zucker die Produktionsstätte. Nach den Einschränkungen des Ersten Weltkrieges prosperierte die Fabrik in den 1920er Jahren, neue Gebäude wurden errichtet und Maschinen gekauft. Die 1930er waren Krisenjahre und 1939 unterstellte man das Werk der Kriegswirtschaft. Die Fabrik war in Friedberg der Hauptarbeitgeber für Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, die in Baracken auf dem Werksgelände unter- gebracht waren. Viele von ihnen kamen bei den Bomben- und Tieffliegerangriffen auf Friedberg ums Leben, das Werk wurde weitgehend zerstört. Trotzdem lief im November 1945 bereits wieder die erste Zuckerkampagne an. Anfang der 1960er Jahre entstanden die riesigen Silos. Letztlich fiel die Zuckerfabrik der Konzentration in der Zuckerindustrie zum Opfer und 1982 wurde sie ge- schlossen. Mit der Sprengung des 82 Meter hohen Schorn-steins im Mai 1994 verschwand auch das letzte Wahrzeichen der ehemaligen Fabrik. Heute ist das Gelände mit Wohnungen bebaut bzw. Brachland. Einzig das 1883 erbaute ehemalige Verwaltungsgebäude steht noch. In ihm ist seit 1996 eine Kindertagesstätte untergebracht.
Bus: Linie FB-08 Haltestelle Kindertagesstätte
Stand: 2010
#Lokaler Routenführer Friedberg
Fauerbacher Straße 61
61169 Friedberg (Hessen)
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