Die beiden von Ernst Neufert errichteten Wärmetauschertürme bilden zusammen mit den davor liegenden riesigen Drehöfen das Herzstück der Wiesbadener Zementproduktion. Von 1967 bis 1970 im Vierendeel-Raumfachwerk mit freigestellten Ecken erbaut, wurden die komplizierten technischen Einrichtungen in dieses großräumige Gitternetz mühelos eingefügt. Von den beiden Türmen ist heute nur noch einer in Betrieb. Im Inneren wird die Abwärme der Drehöfen genutzt, um das kontinuierlich über Förderbänder vom Steinbruch Kastel antransportierte Rohmaterial zu erhitzen. Es wird dabei weiter zerkleinert und gemahlen, um schließlich im 80 Meter langen Drehofen (Durchmesser: 5,2 Meter) zu Zementklinker verarbeitet zu werden. In die leicht geneigten Ofenrohre rutscht das Rohmaterial hinein, während ihm von unten eine heiße Flamme entgegen schlägt. So sintert das Material bei einer Temperatur von 1450 Grad Celsius ab. Der dabei entstehende Zementklinker wird unter Beigabe verschiedener Zusätze zu verschiedenen genormten Zementqualitäten vermahlen. Vom Rhein aus gesehen hinter den beiden Türmen ist die Zementmühle gelegen. Sie wurde bereits 1956 von Ernst Neufert errichtet. Neufert versuchte – ganz zeittypisch – den Einsatz der Baustoffe zu minimieren. Er setzte einfach mehrere Zylinder aneinander. Glasausfachungen sorgten für Leichtigkeit und Transparenz. So entstand ein Baukörper von dynamischer Eleganz, der die typischen ästhetischen Charakteristika reiner Zweckbauten der fünfziger Jahre trägt.
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