Theater für alle in Frankfurt am Main

© KulturRegion, Alexander Paul Englert


„Wild, krachend, neugierig.“ So beschreibt sich die Junge Theaterwerkstatt am Zoo (JTZ) in Frankfurt am Main selbst. In den Räumen des ehemaligen Fritz-Rémond-Theaters ist mit Einzug der JTZ in den letzten Monaten ein neuer, einzigartiger Ort für Kinder und Jugendliche aus Frankfurt und Umgebung entstanden. Er ist die 31. Station auf unserer Reise zu besonderen Orten und Persönlichkeiten in der KulturRegion. Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main, Liljan Halfen, Künstlerische Leitung der JTZ, und Anna Wagner, Intendantin Künstler*innenhaus Mousonturm, zeigen uns das Haus, das jede Menge Tanz- und Theateraufführungen für junges Publikum, aber auch so viel mehr bietet: Neben Workshops, Theaterclubs und einem offenen Haus – immer montags für alle ab 13 Jahren – finden hier bis zum Sommer 2025 vier Werkstatt-Festivals mit besonderem Programm für junge Menschen statt – das nächste Mal in Kooperation mit dem Tanzfestival Rhein-Main vom 30. Oktober bis 17. November.

© Fotos: KulturRegion, Alexander Paul Englert; Redaktion: Kristina Maurer

© KulturRegion, Alexander Paul Englert
v.l.n.r. Anna Wagner, Intendantin Künstler*innenhaus Mousonturm und Co-Kuratorin Tanzfestival Rhein-Main, Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main, Liljan Halfen, Künstlerische Leitung Junge Theaterwerkstatt am Zoo

Die Junge Theaterwerkstatt (JTZ) ist ein ganz besonderer Ort in Frankfurt, den es bisher so in der Stadt noch nicht gibt. Eine Spielzeit lang ist sie ein Haus, das für Kinder und Jugendliche gemacht und gedacht ist und das mit ihnen gemeinsam entwickelt und gestaltet wird. Es ist ein Ort, an dem sie Theater entdecken können, selber Theater in all seinen Facetten erleben und machen können.
Die zweite Besonderheit ist das herausragende Gastspielprogramm. Wir zeigen Produktionen aus Europa, Kontinent-übergreifende Kooperationen und regionale Positionen. Wir machen ein Programm für Menschen ab zwei Jahren und haben vom Vorschulalter bis hin zur Oberstufe für alle etwas dabei. Und für Erwachsene ist das Programm genauso interessant wie für das junge Publikum.
Zu guter Letzt ist die Struktur der JTZ besonders, weil hier das Künstler*innenhaus Mousonturm mit seinem internationalen Netzwerk und den Strukturen eines Produktionshauses, mit Akteur*innen der freien Kinder- und Jugendtheaterszene in der Stadt zusammenkommt, um gemeinsam dieses Projekt zu stemmen. Wir kooperieren mit dem TheaterGrueneSosse, dem „Starke Stücke“-Festival, dem Paradiesvogel-Verein und dem Tanzfestival Rhein-Main. So können wir die Vielfalt an Ansätzen, die es in Frankfurt und der Region gibt, an einem Ort bündeln und dieses Projekt als Motor nutzen, um das Kinder- und Jugendtheater hier gemeinsam weiter zu entwickeln.

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Anna Wagner und Liljan Halfen

Im Rahmen des Tanzfestivals präsentieren wir hier in der JTZ insgesamt sechs internationale Tanzstücke, die durch unterschiedliche Workshops begleitet werden. Außerdem gibt es eine Denkwerkstatt zu der Frage „Wie passen Tanz und Schule zusammen?“.
Wir eröffnen am 1. November mit dem Stück „Solidarity“ von Rebecca Weingarten, einer Schweizer Choreografin. Sie lädt einen Musiker und zwei Tänzer*innen mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten auf die Bühne ein, die erproben, wie es geht, trotz oder gerade aufgrund von Differenzen ganz toll in einem Raum zusammen sein zu können.
Wir haben die Uraufführung „Ein Raum ohne Wände“ im Programm. Ein Stück, an dem vier Künstler*innengruppen aus den Philippinen, aus dem Libanon, aus Brasilien und hier aus Frankfurt beteiligt sind. Sie haben zusammen mit Jugendlichen in ihren jeweiligen Städten ein sogenanntes Hörstück entwickelt, das die Zuschauer*innen mit Kopfhörern erleben können und in dem sie imaginär von einem Ort zum anderen reisen.
Eine weitere Produktion ist „Und die Ideen fliegen“ von Animal Religion. Das ist ein Stück mit Zirkuselementen, wo nicht nur die Ideen fliegen, sondern vieles andere auch. Und ganz besonders ist, dass es eine Extra-Vorstellung von diesem Stück für junge Menschen im Autismus-Spektrum gibt. Das ist ein Beispiel für viele Maßnahmen, die wir im Tanzfestival haben, die Menschen mit Behinderung ermöglichen, an unseren Stücken teilzunehmen.
Und wer Lust bekommt, selbst zu tanzen, kann am 16. November beim Tanztag Rhein-Main mit Schnupperworkshops zu vielen unterschiedlichen Tanzstilen und großem Angebot für Kinder und Jugendliche teilnehmen.

© KulturRegion, Alexander Paul Englert
Dr. Ina Hartwig

Für die Stadt Frankfurt ist die Mitgliedschaft in dem Verbund ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturarbeit. Ich schätze ganz besonders den Netzwerkgedanken. Es ist bemerkenswert, dass so viele Landkreise, Städte und Gemeinden hier interkommunal zusammenarbeiten, sich vernetzen, voneinander lernen und den Reichtum ihrer Kulturangebote zusammentragen – von den Museen und Festivals über die Industrie- und Gartenkultur bis hin zu regionaler Historie und Demokratiegeschichte. Erst der Austausch mit anderen Kommunen zeigt, wie viel wertvolles Wissen und kulturelle Schätze wir hier in der Region haben. Durch nachhaltige Zusammenarbeit und den guten kollegialen Austausch wird dies zugänglich gemacht.
Als Beispiel möchte ich das Festival „Starke Stücke“ nennen, das von der KulturRegion FrankfurtRheinMain und der Starke Stücke GbR getragen wird und für mich immer ein Highlight im Jahr ist. Das Ziel ist, nicht nur zeitgenössisches Theater mit künstlerischem Anspruch für junges Publikum zu zeigen, sondern auch vielfältige Vernetzungen zu stiften, sowohl international mit den Künstlerinnen, als auch mit den hiesigen Akteuren untereinander.