Die 13. Station unserer Reise zu besonderen Persönlichkeiten und Lieblingsorten in der KulturRegion ist eine ganz besondere: Wir stellen aus dem Regionalverband FrankfurtRheinMain drei Persönlichkeiten vor: Rouven Kötter (Erster Beigeordneter), Bastian Sauer (Regionaler Streuobstbeauftragter) und Birgit Maria Müller (Fachreferentin für Klimaanpassung, Trink- und Brauchwassermanagement, Abteilung Klima, Energie und Nachhaltigkeit). Mit unserem Gesellschafter der ersten Stunde - damals noch Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/RheinMain - verbindet uns nicht nur das gemeinsame Arbeiten unter demselben Dach im Haus der Region am Frankfurter Hauptbahnhof. Als interkommunal arbeitende regionale Gesellschaften haben wir ähnliche Strukturen und Ansätze, teilen gemeinsame Visionen und machen uns zum Beispiel gemeinsam stark für grüne Themen. Kein Zufall also, dass wir uns am Regionalen Streuobstzentrum MainÄppelHaus auf dem Frankfurter Lohrberg treffen und uns auf dem Gelände des Erlebnisgartens darüber austauschen, wie die Zukunft der Streuobstwiese in Zeiten knapper Wasserressourcen aussehen könnte.
Das MainÄppelHaus feiert am 30. April von 11-17 Uhr sein 20-jähriges Jubiläum.
Lieber Bastian Sauer, wir haben uns hier am Frankfurter MainÄppelHaus auf dem Lohrberg getroffen, was macht diesen Ort besonders?
Das MainÄppelHaus Lohrberg Streuobstzentrum e. V. (MÄH) wurde vor 20 Jahren gegründet und steht jetzt quasi in seiner vollen Blüte. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg als Beispiel- und Beratungsgarten von der Stadt Frankfurt angelegt, vermittelte man dort den Bürger*innen bereits vor Übernahme des Vereins das Thema Obstanbau. Heute ist das MÄH für viele Menschen aus der Region nicht nur ein beliebter Apfelweingarten, in dem unter zwei großen Walnussbäumen vortrefflich Selbstgekeltertes getrunken werden kann. Vor allem ist es die regionale Informations- und Begegnungsstätte rund um das Thema Streuobst. So wurden bis heute rund 20 Hektar Flächen zur Streuobst-Dauerpflege übernommen und mehr als 500 neue Obstbäume gepflanzt. Etwa 200 Menschen haben sich dort zum zertifizierten Landschaftsobstbauer weitergebildet, weitere zehn zum „Biotopmanager“ und 50.000 Kinder kamen in den Genuss von Angeboten im Bereich Umweltbildung!
Das MÄH wird seit 2022 vom Regionalverband, der seit einigen Jahren den Schutz der regionalen Streuobstwiesen vorantreibt, netzwerkt und das Wissen um das Kulturgut u.a. mit dem Magazin „Der Apfelbote“ bündelt, als „Regionales Streuobstzentrum“ unterstützt und hat einfach super viel zu bieten: Einen Hofladen mit eigenen Streuobstprodukten, ein hofeigenes Bistro mit tollem Essen und Getränken im Zeichen des Streuobstes, die mobile Kelterei, jede Menge Events und Seminare, einen riesen Schaugarten zum Natur genießen und Abschalten, spektakuläre Aussichten, richtig schöne und gepflegte Streuobstwiesen drum herum und vieles mehr. Und wenn auf dem Frankfurter Hausberg Lohrberg bei schönem Wetter die Massen dicht an dicht sitzen, kann man im MÄH immer noch durchatmen...
Was kann ich hier - mit Ihnen zusammen - erleben?
Der Regionalverband bietet für seine Mitgliedskommunen seit vier Jahren eine Jahresfortbildung zum „Zertifizierten Landschaftsobstbauer“ an. Hier bin ich regelmäßig zu Gast, um mich mit den Teilnehmenden auszutauschen und das Streuobst-Netzwerk zu pflegen. Auch diverse Streuobsttreffen finden im MÄH statt. Bei gutem Wetter sitzt man sehr schön im Freien unter alten Nussbäumen und genießt die Angebote des Bistros oder vom Hofladen. Empfehlen kann ich die Veranstaltungen im MÄH, wie z. B. die Schnittkurse, das Veredeln von Obstbäumen, die Exkursion zur Vogelvielfalt auf der Streuobstwiese oder das Angebot zur Obstbaumsammelbestellung... Und das Apfelweinseminar mit Jörg Stier habe ich schon lange auf meiner Wunschliste, hatte aber noch nie Zeit.
Übrigens ist heute, 28.4., „Tag der Streuobstwiese“, morgen ist der Regionalverband auf der CiderWorld (Frankfurts Apfelweinmesse) mit verschiedenen kleinen Keltereien und Streuobstinitiativen aus der Region als Ehrengast „Die Streuobstwiese“ zu Gast. Und das MÄH feiert am 30. April von 11-17 Uhr sein 20-jähriges Jubiläum. Hier können Besucher*innen Wissenswertes über Sortenvielfalt, Veredelungstechniken und die Bedeutung der Insektenwelt für die Wiese lernen – und junge Gäste Nistkästen bauen.
Liebe Birgit Maria Müller, unser GartenRheinMain-Programm beschäftigt sich dieses Jahr mit dem Wert und nachhaltigem Umgang mit der Ressource „Wasser“ – ein wichtiges Thema, mit dem sich auch der Regionalverband beschäftigt. Was ist aus Ihrer Sicht Wertvolles im MainÄppelHaus zu diesem Thema zu erfahren?
Wasser in der Region ist ein Riesenthema. Einige Kommunen im Verband mussten beispielsweise schon Trinkwassernotstand in den letzten Jahren ausrufen. 2002 war das letzte regenreiche Jahr, seither gab es nur normale oder trockene Jahre. Das merken auch die Landwirtschaft und die Streuobstwiesenbesitzer*innen bei der Bewässerung. Früher mussten Bäume eigentlich nie bewässert werden, seit ein paar Jahren ist es aber notwendig geworden, gerade weil Bäume eine größere Menge an Wasser, also mehrere hundert Liter, zum Wachsen und Früchte bilden benötigen. Das andere Extrem Starkregen hilft da nicht wirklich: Er versickert kaum auf trockenem Boden, sondern fließt schnell ab und sorgt an anderer Stelle für Überflutungen. Die Streuobstwiese steht noch relativ am Anfang, was den nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser angeht, da Bewässerung bisher eben kaum notwendig war. Das MainÄppelHaus hat sich dem Thema Wasserknappheit und Streuobstwiese aber bereits angenommen und experimentiert zum Beispiel mit Schafwolle, unten um den Stamm gewickelt und auf die Baumscheibe gelegt als Schutz vor dem Austrocknen. Sie hält die Feuchtigkeit im Boden, speichert Wasser und die Verdunstung ist kleiner. Da gibt es also Spannendes zu lernen. Mit meinem Kollegen Bastian Sauer werden wir das Thema Streuobst und Wasser weiter verzahnen. In der Umweltpädagogik behandelt das MÄH u.a. das Thema Wasser z.B. auch in der Führung „Quelle und Bach“ für Kinder. Für mich ist es auf dem Lohrberg auch toll wegen der Aussicht: Frankfurt wirkt sehr grün von hier oben, wie es idealerweise wäre!
Naturnahe Wasserbewirtschaftung, Stadtbegrünung und Schwammstadt sind da Themen, die mir gleich einfallen. Im Regionalverband beschäftige ich mich auch damit, wie Kommunen die Wasserversorgung nachhaltig gestalten können, zum Beispiel durch die Erstellung kommunaler Wasserkonzepte. Da das am besten gemeinsam funktioniert, unterstütze ich die Kommunen bei der Vernetzung. Wir wollen eine Plattform bieten, damit Kommunen sich gegenseitig ihre Ansätze und Methoden beim Wassermanagement vorstellen und voneinander lernen.
Lieber Herr Kötter, der Regionalverband ist Gründungmitglied der KulturRegion, also seit 2005 Gesellschafter, und eng mit der KulturRegion nicht nur durch die räumliche Nähe verbunden. Was bedeutet es für Sie in der KulturRegion zu sein?
Kultur ist ein verbindendes Element. Kultur verbindet verschiedene Menschen aller Altersgruppen, aller Geschlechter und Kultur verbindet auch die Region. Wir haben sehr unterschiedliche Städte und Gemeinden, die durch verschiedene Projekte zusammengehalten werden, und die KulturRegion leistet hier einen wichtigen Beitrag. Deswegen ist es für uns ganz selbstverständlich und wichtig, dass wir dort Mitglied sind und die Arbeit der KulturRegion unterstützen, weil sie die gesamte Region zusammenhält.
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