Lieber Herr Dr. Ziegler, Offenbach am Main hat eine lebendige Kulturszene. Was ist das Besondere daran?

Offenbach wird seinem Namen völlig gerecht, denn „offen“ beschreibt sehr gut, wie man hier die Bevölkerung wahrnehmen kann. Und diese Offenheit macht in der Stadt sehr viel aus. Alles, was wir an Reichtum und Glamour hier vielleicht nicht in dem Ausmaß haben wie manch andere Stadt, das haben wir an Herz, Wissbegierde und Kreativität. Und das prägt auch das Offenbacher Kulturleben. Dieses zeichnet sich durch Einrichtungen aus, die mit großer Leidenschaft betrieben werden, aber eben auch durch die kleinteilige Kulturszene. Sehr viele Künstler*innen, Ateliers sowie die Hochschule für Gestaltung (HfG) sind in Offenbach ansässig – einer Stadt, die von der Kunst und Kultur viel ihrer Lebensqualität und -art bezieht.

Wir haben uns hier an der Wetter- und Klima-Werkstatt getroffen. Was macht diesen Ort so bemerkenswert, Herr Dr. Schwenke?

Offenbach ist nicht nur eine ganz besondere Kulturstadt, sondern Offenbach ist auch die „Wetterstadt“ in Deutschland. Denn mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) hat die wichtigste Einrichtung des Bundes für Wetter und Klima ihren Sitz in Offenbach. Dieses Potenzial wollten wir unbedingt für die Stadtgesellschaft nutzbar machen. Wir tragen mit dieser neuen Einrichtung und der zentralen Lage zu einer lebendigen Innenstadt bei und arbeiten gleichzeitig auf der Basis einer demokratischen und offenen Stadtgesellschaft. Denn wichtige Themen gehören mitten in die Stadt: Deshalb liegt auch unsere Wetter- und Klimawerkstatt zentral in der Offenbacher Innenstadt und ist für alle Interessierten leicht und offen zugänglich, besonders natürlich für die Bürgerinnen und Bürger.

Dr. Ziegler ergänzt:

Zum einen möchten wir mit Einrichtung die Thematik Klima in den Fokus rücken, zum anderen hier in Offenbach etwas Spannendes entstehen lassen, das nah am Puls der Zeit ist und sich mit den wichtigen Dingen unserer Gegenwart beschäftigt. Ziel der Wetter- und Klima-Werkstatt ist, alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Interessen auf faszinierende aber auch spielerische Weise und vor allem integrativ in die Thematik Wetter und Klima zu involvieren. Deshalb hat sie auch den Ansatz, auf der einen Seite mit ganz tollen Vermittlungsmethoden spielerisch, reizvoll und kreativ zu arbeiten, und auf der anderen Seite, durch die Unterstützung des DWD, auf aktuellstem wissenschaftlichem Stand zu agieren.

Was kann ich hier erleben? Welche Angebote hat die Wetter- und Klima-Werkstatt, liebe Frau Fischer?

Wir haben hier in der Wetter- und Klima-Werkstatt ein ganz vielseitiges Veranstaltungs- und Workshop-Programm. Damit wollen wir das Allgemeinwissen über Wetter und Klima und auch Klimawandel fördern. Wir vermitteln Informationen und Kompetenzen rund um Nachhaltigkeit – denn wenn jede Person etwas gegen den Klimawandel tut, dann können wir schon viel erreichen. Das Besondere bei uns ist, dass wir einen ganz niedrigschwelligen Zugang haben. Wir laden die Leute hier in der Fußgängerzone zu uns ein, mitzumachen und auszuprobieren. Für alle in der Gesellschaft soll die Wetter- und Klima-Werkstatt ein ganz zugänglicher Ort sein und deswegen möchten wir uns auch mit der Stadtgesellschaft und engagierten Personen, Initiativen und Organisationen vernetzen. Daneben organisieren wir vielfältige Aktionen und Veranstaltungen. Aktuell läuft die Kunstaktion „Heutiges Blau“. Mit einem himmelblauen Wagen besuchen wir die Stadtteile und Parks und verschiedene Plätze in Offenbach. An den Aktionstagen laden wir Kinder, Jugendliche und Erwachsene dazu ein, den Himmel zu beobachten und diese Himmelseindrücke gemeinsam mit Künstler*innen festzuhalten.

Diesen Sommer findet außerdem das Klima-Kultur- und Mitmach-Festival „Höhenflug“, das am 29. Juli eröffnet, statt. Da verknüpfen wir auf eine ganz spannende Weise Wissenschaft, Kultur und Kunst. Viele verschiedene Veranstaltungen bringen Klima und Kultur in den ganzen Stadtraum, z. B. gibt es Tastings von klimagerechten und regionalen Weinen, Vorträge des Deutschen Wetterdienstes, Open-Air-Kino, eine Stadtrallye für Kinder oder auch Experimente zum Mitmachen, z. B. machen wir Filmexperimente mit Wasseroberflächen oder lassen Tornados entstehen. Zur Eröffnung planen wir eine Stadt-Natur-Entdeckungstour und schauen, welche Wesen – neben dem Menschen – noch in Offenbach wohnen oder erkunden städtische Gewässer. Wir möchten alle Menschen, egal ob aus Offenbach, Frankfurt oder der Rhein-Main-Region, herzlich einladen, zu kommen und mehr über Wetter und Klima zu lernen.

Lieber Herr Dr. Schwenke, Offenbach am Main ist seit der Gründung 2005 Mitglied in der KulturRegion. Was bedeutet die Mitgliedschaft für Sie?

Offenbach ist Teil einer lebendigen und wirtschaftsstarken Region mit einer reichhaltigen und absolut individuellen Kulturlandschaft. Um Frankfurt als Kern auch der Kultur in der Rhein-Main-Region gruppieren sich zahlreiche Städte und Landkreise, für die die Kultur eine große Rolle spielt – vom engagierten Ehrenamt bis zu gewichtigen Institutionen. Ich finde es großartig, dass diese in vielen Punkten an einem Strang ziehen, und in dieser Vernetzung spielt die KulturRegion eine große Rolle: Austausch, Impulse und Partnerschaften stehen im Mittelpunkt, das schätze ich sehr. Gleichzeitig bietet die KulturRegion der Stadt Offenbach eine tolle Plattform, um die Sichtbarkeit kultureller Veranstaltungen zu erhöhen. Es gibt immer noch viel zu viele Leute, die der Meinung sind, es gäbe zu wenig kulturelle Veranstaltungen in Offenbach, wie überhaupt in den Städten und Kreisen um den Nukleus Frankfurt herum – das stimmt nicht. In einem Verbund wie der KulturRegion werden unsere Glanzlichter und Besonderheiten sichtbar. Daher empfinde ich die gemeinsame Arbeit in der Region und die Mitgliedschaft bei der KulturRegion als sehr positiv.