Auf der 44. Station unserer Reise durch die KulturRegion erwartet uns ein bemerkenswerter Ort, der Licht und Farben in beeindruckenden Glasbildern vereint: In Langen besuchen wir mit Kurator und Kunstexperte Gunther Sehring die Glas/Werke/Langen – ein Museum in der Neuen Stadthalle, das sich ganz der Glasmalerei verschrieben hat. Im Zentrum steht das Werk von Johannes Schreiter, einem der international wichtigsten zeitgenössischen Glasmaler, der seit den 1960er Jahren in Langen lebt und bis zu seinem Ruhestand dort arbeitete. Seit dem Umbau der Stadthalle 2009 zeigt das Museum seine Arbeiten zusammen mit Werken weiterer Glasmaler u. a. von Klaus Zimmer, Brian Clarke und Lukas Derow. Gemeinsam mit Gunther Sehring gewinnen wir Einblicke in eine Kunstform, die durch Licht, Farbe und Material eine eigene Magie entwickelt und überraschende Perspektiven eröffnet. Welche Bedeutung die Glas/Werke/Langen für die Stadt haben, erfahren wir im Anschluss von Bürgermeister Prof. Dr. Jan Werner.
Besichtigt werden kann das Museum einmal im Monat bei einer kostenfreien Führung. Die Termine werden unter www.langen.de bekannt gegeben. Weitere Führungen sind auf Anfrage möglich.
© KulturRegion; Redaktion: Kristina Maurer; veröffentlicht im Dezember 2025
© KulturRegion, Alexander Paul EnglertLieber Herr Sehring, was ist das Besondere an den Glas/Werken/Langen?
In Langen haben wir eine der wenigen Sammlungen, die sich komplett der Kunstform der zeitgenössischen Glasmalerei widmet – und dazu noch überwiegend einem einzigen Künstler, Johannes Schreiter. Diese Konzentration macht den Ort einzigartig. Auch wenn uns der Platz fehlt, um die komplette Sammlung zu zeigen, präsentieren wir einen wesentlichen Ausschnitt seines Schaffens. Seit rund fünfzehn Jahren ist die Schau ein fester Bestandteil der Stadtkultur und zugleich ein Denkmal für Schreiter.
Was ist charakteristisch für die Werke Schreiters?
Typisch ist das Zusammenspiel aus konstruktiven geometrischen Formen und freier Linie. Seine Fenster bestehen aus vielen einzelnen Glasstücken, verbunden durch schwarze Bleiruten, die als freie Linien gestaltet werden – sein unverwechselbares grafisches Element. Auch die berühmte U-Form taucht immer wieder auf. Sie ist zu einem Kennzeichen seiner Kunst geworden und kann unterschiedliche symbolische Bedeutungen haben. In einem Entwurf für die Wahlkapelle im Frankfurter Dom steht die Form beispielsweise für die sieben Kurfürsten, die den Kaiser wählten. Schreiter arbeitet häufig abstrakt, aber nie bedeutungslos: Farbe, Material, Lichtführung und Symbolik greifen ineinander. Auch Brandspuren, Collagetechniken oder fotografische Elemente spielen eine Rolle. Bei der Gestaltung von Kirchenfenstern ist zudem der Lichteinfall, je nach Stand der Sonne, von Bedeutung sowie historisch-theologische Themensetzungen, die sich durch den Raum selbst ergeben.
Während Schreiter die Entwürfe seiner Werke zunächst in seinem Atelier als Zeichnungen anfertigt, geschieht die Umsetzung der Glasarbeiten in enger Zusammenarbeit mit den Fachleuten der Glasstudios. Schreiter arbeitete z. B. häufig mit der Firma Derix in Taunusstein. Dabei agiert Schreiter sozusagen als Regisseur, umgesetzt wird die Arbeit von den Mitarbeitenden der Glasstudios, die über das kunsthandwerkliche Know-how verfügen.
© KulturRegion, Alexander Paul EnglertWas kann ich hier in den Glas/Werken/Langen erleben?
Ich biete monatliche Führungen an, meist samstagnachmittags, und zusätzlich Termine für Gruppen, oft mit Fokus auf Religion, Theologie, Kunst oder Architektur. Besucher*innen kommen aus ganz Europa, manchmal sogar von weiter her. Viele kennen Schreiter, der Fenster in vielen Kirchen und Synagogen in ganz Deutschland und weltweit gestaltet hat, und möchten mehr über sein Werk erfahren.
Die Hauptwerke Schreiters sind natürlich in den großen Gotteshäusern, wie z. B. dem Frankfurter oder Mainzer Dom, oder dem Ulmer Münster zu finden. Die Sammlung hier zeigt vor allem Entwürfe und frühe Arbeiten des Künstlers, aber auch farbkräftigere Werke späterer Zeit.
© Stadt Langen/Markus SchaibleLieber Herr Bürgermeister Werner, welche Bedeutung haben die Glas/Werke/Langen für die Stadt?
Das Museum Glas/Werke/Langen ist Ausdruck der engen Verbindung zwischen der Stadt Langen und unserem Ehrenbürger, dem renommierten und international bekannten Glasbildner Professor Johannes Schreiter. In Langen gibt es an vielen öffentlichen Orten Schreiter‘sche Glasgemälde zu entdecken – doch das Museum ist der Mittelpunkt der reichhaltigen Sammlung, die die Stadt im Laufe vieler Jahre zusammengetragen hat. Die Räume entstanden im Jahr 2009 in enger Kooperation zwischen Künstler, Stadt und der Johannes-Scheiter-Stiftung mit dem Ziel, das Schreiter‘sche Werk zu bewahren und der Glasmalerei öffentliche Beachtung und Wertschätzung zu verschaffen. Seitdem sind die Glas/Werke/Langen Anziehungspunkt für Kunsthistoriker, Theologen und Glasmalerei-Begeisterte weit über Deutschlands Grenzen hinaus.
Was bedeutet die Mitgliedschaft in der KulturRegion für die Stadt Langen?
Kultur verbindet, stiftet Identität. Kultur stärkt die Demokratie, ist ein wichtiger Standortfaktor und steigert die Lebensqualität. Gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit bieten Kunst und Kultur wohltuende Kontrapunkte zur Hektik und Unübersichtlichkeit unseres Alltags. Gleichzeitig droht unsere kulturelle Vielfalt in finanziell schwierigen Zeiten unter die Räder zu kommen. Mit der KulturRegion FrankfurtRheinMain als Netzwerk können die vielfältigen Institutionen und Initiativen, die wir hier in der Mitte Deutschlands haben, gemeinsam wirken, ihre Ressourcen bündeln, voneinander profitieren und Kultur letztlich zukunftsfähig gestalten. Die KulturRegion macht das Rhein-Main-Gebiet und damit natürlich auch Langen mit seiner vielfältigen Kulturszene regional, überregional und sogar international sichtbar. Gemeinsam sind wir stärker!
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