Lebendige Tradition in Seligenstadt – Persönlichkeiten und Lieblingsorte in der KulturRegion

© Alexander Paul Englert

Unsere zweite Station auf der Reise zu besonderen Persönlichkeiten und Orten in Rhein-Main führt uns nach Seligenstadt, wo wir im Klosterhof der ehemaligen Benediktinerabtei auf Sabine Döring vom Verein Klatschmohn in ihrer selbstgestickten Tracht treffen. Gemeinsam mit ihr erkunden wir die alten Gemäuer der ehemaligen Benediktinerabtei und lassen uns den historischen Markt beschreiben. Und wir erfahren von Bürgermeister Dr. Daniell Bastian, was Seligenstadt mit der KulturRegion verbindet. Mit seinen Klausur- und Wirtschaftsgebäuden und der rund 700 Meter langen Klostermauer ist die Benediktinerabtei als barockes Gesamtensemble mit einmalig schönen Gärten zu bestaunen. Das Kloster ist von Di-So, 10-16 Uhr (Mrz-Okt bis 17 Uhr) geöffnet, der Klostergarten ganzjährig bis zum Einbruch der Dunkelheit frei zugänglich. Alle zwei Jahre wird das Klosterleben des 17. und 18. Jahrhunderts durch den Zunft- und Handwerkermarkt zum Leben erweckt. Ausrichter und Veranstalter ist der Klatschmohn-Verein, der Erlös kommt dem Kloster zugute.

© Fotos: KulturRegion; Alexander Paul Englert; Text: Julia Wittwer

© Alexander Paul Englert
Klatschmohn-Schatzmeisterin Sabine Döring im Seligenstädter Klosterhof

Seligenstadt ist gleichermaßen historisch wie auch modern und fortschrittlich. Die Stadt ist lebendig, vielseitig und zugleich verträumt. Die Seligenstädter feiern gerne und sind wunderbare Gastgeber. Das Leben hier ist erfüllt von Festen, Kultur, Angeboten, Gästen und Traditionen. Besonders sind die Basilika und das Benediktiner Kloster. Beides sind Anziehungspunkte, Mittelpunkt des Ortes und immer noch lebendiger Bestandteil unseres kulturellen Lebens. Viele Seligenstädter nutzen die Gärten für Spaziergänge, kaufen in der Backstube ihr Klosterbrot oder feiern ihre Hochzeiten im Klosterkeller. Die Stimmung im Kloster ist besonders, am Wochenende voll und trubelig ist es unter der Woche still und verträumt. Da sitzen die Seligenstädter gerne unter einem Baum und lassen das alte Gemäuer erzählen. Mir hilft das persönlich innezuhalten und zu schauen, wo wir eigentlich sind und wo wir hinwollen in dieser trubeligen Welt.

© Alexander Paul Englert
Klatschmohn-Schatzmeisterin Sabine Döring im Refektorium des Klosters

Am 21. und 22. Mai 2022 findet der Zunft- und Handwerkermarkt im Kloster statt und sie können eintauchen in ein historisches Marktgeschehen. Es ist kein klassischer Mittelaltermarkt, sondern es geht um die Zünfte und das Handwerk und das klösterliche Leben, das wir hier zur Schau stellen. Grundgedanke des Klosters war ja, dass die Mönche sich selbst versorgt haben und auch alle Gewerke hier oder von den Handwerkern vor Ort ausgefüllt wurden. Mittelalterliche Küche, verschiedene Zünfte, Künstler, Gaukler, Handwerker wie Seifen-, oder Rechenmacher in Aktion, Belustigungen und Aktivitäten für Kinder sind zu erleben und zu genießen. Im Sommerrefektorium, dem alten Speisesaal der Mönche mit seinen barocken Wandmalereien, sind Harfe-Spieler und die „singenden Scholarden“ zu hören.

Es geht um den Ausdruck der Wertschätzung gegenüber dem Handwerk, den Zünften und den Generationen. Zu sehen sind zum Beispiel viele Klatschmohn-Vereinsmitglieder in meiner gestickten Tracht, die wir anlässlich unseres 40-jährigen Jubiläums wiederaufleben lassen. Nach alten Stickvorlagen haben wir uns mit großem Spaß und zwei Damen um die 80, die uns liebevoll angeleitet haben dieser Herausforderung gestellt. So verbinden sich die Generationen und alte Traditionen und Werte bleiben lebendig. Interessierte, Zugezogene und besonders die Jungend sind in unserem Verein stets herzlich willkommen, um sich mit einzubringen, Heimat zu gestalten und Wurzeln zu leben!

Für mich ist dieser Markt so beeindruckend, weil hier die unvergleichbare Stimmung des Ortes lebendig wird. Die geruhsame Stille am Morgen wird rasch durch einen herrlichen Trubel in Gewandung und Tracht abgelöst. Man fühlt sich um ein paar hundert Jahre zeitversetzt.

© Stadt Seligenstadt
Seligenstädter Bürgermeister Dr. Daniell Bastian

Die Einhardstadt Seligenstadt ist weithin bekannt für ihre besonderen kulturellen Güter. Darüber hinaus leben hier außerordentlich aktive und kulturinteressierte Menschen, die diesem Erbe stetig frischen Wind einhauchen. Das Angebot ist entsprechend breit aufgestellt, Einheimische partizipieren genau wie unsere Gäste. Wir liegen als Stadt am Main inmitten der Frankfurter Metropolregion und sind somit Teil eines großen Ganzen.

Die kulturelle Landschaft innerhalb und außerhalb unserer Stadtgrenzen ist überaus beachtlich und die KulturRegion hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese gemeinsamen Schätze zu bündeln. Durch innovative Projekte und gemeinsame Marketingaktivitäten entsteht daraus für alle über fünfzig Mitglieder ein Potential, welches jeder einzeln so nicht ausschöpfen könnte. Durch diesen Zusammenschluss können wir alle die kulturelle Seite des Ballungsraums rund um Frankfurt/Main hervorheben. Darüber bin ich sehr froh, da dieser in erster Linie durch ihre Wirtschaftskraft wahrgenommen wird und das ist definitiv zu einseitig!