Mit Fotostativ und Aufnahmegerät bestückt, machen wir uns an einem strahlenden Vormittag auf den Weg zu einem neuen Lieblingsort in der KulturRegion. Unsere 30. Station führt uns nach Bad Homburg v. d. Höhe, wo uns Kulturamtsleiterin Dr. Bettina Gentzcke herzlich in der Villa Wertheimber in Empfang nimmt. Die wunderschön im Gustavsgarten gelegene Villa wird vom 14. bis 15. September mitsamt dem Park Schauplatz für ein ganz besonderes Kunstereignis: Die KunstWerkStadt vereint Arbeiten von 124 Künstler*innen an 74 Ausstellungsorten im ganzen Stadtgebiet, darunter Ateliers, Privatwohnungen, Firmen und Gärten. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Alexander Hetjes und den beiden Künstlerinnen und Organisatorinnen der KunstWerkStadt, Annette Euler und Natalie Eckes, stellt uns Bettina Gentzcke das Programm vor. Die beiden Künstlerinnen zeigen uns noch die Malschule Euler, die auch Ausstellungsort sein wird. Das KunstWerkStadt-Programm ist auf der städtischen Website zusammengefasst und kann mit einem digitalen Stadtplan und interaktiver Google Map erkundet werden.
© Fotos: KulturRegion, Alexander Paul Englert; Redaktion: Julia Wittwer
Liebe Frau Gentzcke, was macht die Villa Wertheimber, die ja auch Ausstellungsort der KunstWerkStadt ist, besonders?
Die Villa Wertheimber mit dem dazugehörigen Gustavsgarten ist ein ganz besonderer Ort, da hier eine historische Architektur, Stadtgeschichte, Literatur, Bildende Kunst und Gartenkunst zusammentreffen. Der Garten stammt noch aus der Landgrafenzeit. Er ist der einzige erhaltene Prinzengarten. Landgraf Friedrich VI Josef hat ihn 1822 seinem Bruder Gustav vermacht. Dieser gestaltete ihn gemeinsam mit seiner Frau, Landgräfin Louise Friedricke, die aus dem Gartenreich in Wörlitz stammte, in einen englischen Landschaftsgarten mit besonderem Baumbestand um. Der Dorische Tempel wurde ebenfalls von Landgraf Gustav und seiner Ehefrau 1830 errichtet. Heute finden dort standesamtliche Trauungen und Kulturveranstaltungen statt.
Die Villa Wertheimber wurde von dem Frankfurter Bankier Wertheimber Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und 1902 bezogen. Sie stammt also aus einer ganz anderen Zeit. 2011 erwarb die Stadt Bad Homburg das Areal mit Villa und richtete dort nach umfangreicher Sanierung den Sitz unseres Stadtarchivs ein.
Seit Mai 2024 ist die Villa auch der Sitz der Zentralen Kulturverwaltung. Diese ist für das Friedrich-Hölderlin-Zentrum in der Villa mit Hölderlin-Kabinett, -Bibliothek und -Wohnung verantwortlich. In diesen Räumlichkeiten wird an das Leben und Werk des Dichters erinnert, der zwei Mal in Homburg v. d. Höhe lebte. Villa, Garten und Dorischer Tempel sind also schon für sich ein Spiegel unserer Stadtgeschichte.
Was kann ich hier als Besucher*in mit Ihnen erleben?
Über die jüngste Zeit ist im Gustavsgarten ein veritabler Skulpturen-Garten mit Leihgaben der Galerie Scheffel entstanden. Diese Belebung des Parks durch Kunst wollen wir jetzt weiter ausbauen. Zum einen, indem wir die Villa, den Dorischen Tempel und den Gustavsgarten als Ausstellungsorte für die KunstwerkStadt zur Verfügung stellen.
Zum anderen wird es dann im Herbst eine „Skulpturale“ mit sechs großformatigen Skulpturen des Künstlers Faxe Müller auf der Ausstellungsfläche im Gustavsgarten geben. Hiervon erwarten wir uns ganz neue Kunst-Parkerlebnisse: Die Kunst tritt mit der Parklandschaft in Wechselwirkung und interagiert mit ihr.
Der Gustavsgarten mit der Villa Wertheimber ist ein Ort voller Schönheit und Kultur. Es ist für mich persönlich ein magischer Ort, der es vermag, Besucher*innen aus ihrem Alltag zu entrücken, in eine andere Welt zu führen und sie im besten Fall zu verzaubern.
Die beiden Künstlerinnen und Organisatorinnen der KunstWerkStadt nehmen uns noch mit in das liebevoll, kreativ-quirlige Atelier von Frau Euler, um einen Eindruck von einem der privaten Kunsträume zu geben. Liebe Natalie Eckes und Annette Euler, erzählen Sie uns doch, was uns bei der KunstWerkStadt alles erwartet?
Natalie Eckes: Die KunstWerkstadt verwandelt am Wochenende vom 14. und 15. September die gesamte Stadt in ein lebendiges Kunstwerk. In jeder Gasse und an bisweilen ungewöhnlichen Ausstellungsorten gibt es jede Menge inspirierende Werke zu entdecken: Von Skulptur, Malerei und abstrakter Kunst, Fotografie bis hin zu interaktiven Installationen. Wir freuen uns darauf, Bad Homburg in eine Stadt der Künste zu verwandeln und Menschen aller Altersgruppen zu einem persönlichen Austausch über Kunst und Kultur einzuladen. Es gibt auch ein schönes Begleitprogramm mit Musik, Lesungen und kleinen kulinarischen Leckereien. Die KunstWerkStadt soll uns als Gesellschaft und als Bürger*innen Bad Homburgs noch einmal mehr zusammenführen.
Mein Kunstraum und das Atelier von Annette Euler sind natürlich auch mit dabei und wir freuen uns, mit interessierten Besucher*innen über unsere Kunst ins Gespräch zu kommen. In meinen Räumlichkeiten haben sie die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, meine Arbeitsweise kennenzulernen, sich im persönlichen Gespräch mit mir über kreative Prozesse und Inspirationen auszutauschen und die Werke in ihrem Entstehungskontext zu erleben.
Annette Euler ergänzt: Mein Atelier, die Malschule Euler, ist ein Ort der Kreativität und Phantasie, in dem sich Besucher*innen wohlfühlen können und sollen. Mitten in Bad Homburg mit seinem großen kulturellen Angebot ist das Atelier in einem Hinterhof ein Kleinod, das sicher einige Überraschungen für jede*n bereithält. Hier in der Malschule ist es möglich für ein paar Stunden den Alltag zu vergessen, neue Seiten an sich zu entdecken, sich frei und kreativ auszudrücken und sich auch zu zeigen. Kunst weitet und verändert den Blick auf sich selbst und auf die Welt.
Bad Homburg v. d. Höhe ist Gründungsmitglied der KulturRegion und bereichert die Projekte mit einer Vielzahl hochkarätiger Kulturorte und Veranstaltungen. Lieber Oberbürgermeister Hetjes: Was bedeutet es für Sie Teil der KulturRegion zu sein?
Teil der KulturRegion zu sein, bedeutet für die Stadt Bad Homburg eine einzigartige Chance, unsere kulturelle Vielfalt und unser historisches Erbe in einem gemeinsamen Netzwerk zu stärken. Als Oberbürgermeister freue ich mich, dass wir durch die Zusammenarbeit in der KulturRegion die Möglichkeit haben, kulturelle Angebote für unsere Bürger*innen zu erweitern und den interkommunalen Austausch zu fördern. Bad Homburg ist stolz darauf, ein aktiver Partner in dieser regionalen Gemeinschaft zu sein und gemeinsam zur kulturellen Identität unserer Region beizutragen.
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