Burgenromantik im Wetteraukreis – Persönlichkeiten und Lieblingsorte in der KulturRegion

© Alexander Paul Englert

Schon von weitem zu erblicken, ragt inmitten satter Felder die Burgruine Münzenberg auf. Die vierte Station unserer Reise zu besonderen Persönlichkeiten und Lieblingsorten in der Region führt uns zum „Wetterauer Tintenfass“, wie der Volksmund die Burgruine charmant nennt. Als eines der Wahrzeichen der Wetterau steht die Münzenburg im Mittelpunkt der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des Wetteraukreises, der sich 1972 aus dem Zusammenschluss der Landkreise Friedberg und Büdingen bildete. Am 3. August wird hier mit einem „Podzert“, einer Mischung aus Live-Podcast und Konzert, gebührend Geburtstag gefeiert. Aber nicht nur für Feste und Veranstaltungen aller Art ist die Burgruine auch über die Wetterau hinaus bekannt. Uwe Müller, Vorsitzender des Freundeskreises Burg und Stadt Münzenberg e. V., und Landrat Jan Weckler zeigen uns spannende Ein- und Ausblicke rund um die Burg und die Wetterau.

Öffnungszeiten Burgruine:

März: Di-So 10-16 Uhr / April, Oktober: Di-Sa 10-16 Uhr, So 10-17 Uhr / Mai-September: Di-So 10-18 Uhr / November: Sa-So 11-16 Uhr / Dezember-Februar: Winterpause / Montag: geschlossen

Gruppenführungen buchbar unter 06004 2928 oder info@schloesser-hessen.de
Informationen: www.schloesser-hessen.de/de/burgruine-muenzenberg, www.freundeskreis-muenzenberg.de

© Fotos: KulturRegion; Alexander Paul Englert; Text: Kristina Maurer

© Alexander Paul Englert
Landrat Jan Weckler und Uwe Müller auf der Burg Münzenberg mit Ausblick in die Wetterau

Das Interesse an der Münzenburg wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Mein Großvater hatte am Fuße der Ruine einen Obstgarten und als kleiner Junge war ich überzeugt davon, dass die Burg meinem Opa gehört. Schon von Anfang an war die Burg ein Teil von uns und in meiner Kindheit ein riesiger Abenteuerspielplatz. Damals war alles noch mit Efeuranken bewachsen, zwischen denen wir herumgeklettert sind.
Später haben meine Frau und ich uns dann intensiv mit der Geschichte Münzenbergs beschäftigt und 1996 gemeinsam mit anderen den Freundeskreis Burg und Stadt Münzenberg e. V. gegründet. So geben wir und andere Mitglieder des Vereins unser Wissen über die Geschichte Münzenbergs und die Region an interessierte Menschen weiter. Wir haben zum Beispiel Möglichkeiten geschaffen, die Burg zu besichtigen, die es früher nicht gab und sind froh, dass wir gemeinsam mit der Stadt und den Staatlichen Schlössern und Gärten Hessen die Schönheiten unseres Städtchens für alle zugänglich machen können. Viele Kunst- und Kulturinteressierte kommen von überall her nach Münzenberg, um die Kunstschätze der Burgruine zu bewundern. Besonders hervorheben möchte ich den Romanischen Palas als imposantes Beispiel mittelalterlicher Baukunst.

Wir befinden uns hier auf einer der größten Stauferburgen Mitteleuropas, die mit ihren mächtigen Buckelquadern und typisch romanischen Architekturelementen an den Fenstern zum Wahrzeichen der Wetterau geworden ist. Welcher Ort wäre somit besser als die Burgruine geeignet, um den 50. Geburtstag des Wetteraukreises zu feiern? Nachdem in den letzten Jahren viele Veranstaltungen, die sonst hier auf der Burg stattfinden, ausfallen mussten, freuen wir uns ganz besonders über die Feierlichkeiten. Als Freundeskreis organisieren wir deshalb am Mittwoch, dem 3. August, wie wir sagen „midde in de Woch“, ein „Podzert“ mit der Wetterauer Entertainment-Gruppe Afterhour Eierbagge. In einem Live-Podcast sprechen wir zunächst über 50 Jahre Wetteraukreis und 50 Jahre Stadt Münzenberg und Gemeinde Rockenberg. Im Anschluss lassen wir mit einem kleinen Konzert den Abend bei ausgelassener Stimmung ausklingen.

© Alexander Paul Englert
Uwe Müller mit dem Kinderführer

Sie können die Burg und ihre Umgebung auf ganz unterschiedliche Art und Weise erleben und kennenlernen. Für Abenteuerlustige ist die Burg gegen Entrichtung einer Eintrittsgebühr frei zugänglich und kann auf eigene Faust erkundet werden. Für alle, die mehr Hintergrundinformationen suchen oder noch tiefer in die mittelalterliche Geschichte der Ruine eintauchen möchten, bietet das umfangreiche Führungsangebot beispielsweise gewandete Führungen in Ritterrüstung an. Ab sofort können Besucherinnen und Besucher auch eine Führung im Wetterauer Dialekt miterleben. Der ist ja bekannt für die vielen hart ausgesprochenen Rs. Hier hören Sie dann anstelle von „Wetterau“ das Wort „Werrerrah“.

Ein besonderes Highlight ist unser Kinderführer, der Familien oder Schulklassen die Burg und das mittelalterliche Leben näherbringt. Als Freundeskreis waren wir der Meinung, dass es nicht ausreicht, wenn hier auf der Burg nur Führer für Erwachsene erhältlich sind. Und so ist meine Frau auf die Idee gekommen, einen Kinderführer zu gestalten, der das Leben im Mittelalter anhand eines Burgrundgangs altersgerecht erklärt. Die Burg Münzenberg ist eine der ersten Besitzungen der Staatlichen Schlösser und Gärten, die ein museumspädagogisches Angebot in dieser Form hatte, das auf reges Interesse trifft: Über 10.000 Mal haben wir den Kinderführer bereits verkauft, und zwar zum Selbstkostenpreis von drei Euro.

Über die Burg hinaus ist die Umgebung ein echtes Paradies für Naturfreundinnen und -freunde. Das angrenzende Naturschutzgebiet Salzwiesen von Münzenberg beherbergt beispielsweise den Queller – eine Heilpflanze, die in Deutschland nur in der Wetterau und an der Nordsee vorkommt.

Die Münzenburg gilt zudem als Ausgangspunkt für viele Radtouren und Wanderungen. Mit einem traumhaften Ausblick in die Region belohnt zum Beispiel ein Spaziergang von der Burgruine aus zum ca. 800 Meter entfernten Galgen. Hier laden mächtige Sandsteinblöcke und eine hölzerne Ruhebank zum Verweilen ein, auf denen Sie beispielsweise lesen, picknicken oder einfach die Seele baumeln lassen können: Die Wetterau – ein Land der Fülle und der Gnade, wie der Titel des Buches von Inge Eichler die Region trefflich beschreibt.

© Alexander Paul Englert
Landrat Jan Weckler

Der Wetteraukreis ist eine jahrtausendealte Natur- und Kulturregion. Schon sehr lange haben sich Menschen hier bei uns angesiedelt. Zuerst Kelten, später Römer und natürlich haben wir auch mittelalterliche Spuren, wie hier an der Burg Münzenberg. Und zu jeder Zeit haben die Menschen, die hier leben und gelebt haben unterschiedliche kulturelle Ausprägungen hinterlassen. Mit dem Zusammenschluss von Städten und Kreisen zur KulturRegion und ihrem multiplikatorischen Charakter können wir gemeinsam die Juwelen der jeweiligen Regionen viel besser vermarkten.

Unter dem Dach der verschiedenen Programme der KulturRegion werden wir mit konkreten Projekten, wie zum Beispiel dem neuen lokalen Routenführer über die Industriekultur der Wetterau, über die Grenzen unseres Landkreises hinaus sichtbar. Das birgt ein touristisches Potenzial, das nicht nur den Tourismus von außerhalb betrifft, sondern auch den Tagestourismus innerhalb der Rhein-Main-Region. So wird die gemeinsame Stärke einer ganzen Region, uns miteingeschlossen, deutlich und wir erreichen, was Kulturprojekte angeht, eine Ausstrahlungskraft, wie sie einzeln gar nicht möglich wäre.