Ehrenamt in der Industriekultur: Vermittteln und gedenken mit dem Förderverein des Geschichtsortes Adlerwerke

Vermittlung im Geschichtsort Adlerwerke - Fabrik - Zwangsarbeit - Konzentrationslager, © Fördervereein Geschichtsoret Adlerwerke


Die Adlerwerke in Frankfurt stehen für eines der größten und bekanntesten Unternehmen in der Geschichte der Rhein-Main-Region. Einst einer der größten deutschen Automobil- und Maschinenhersteller, wurden hier vor allem Schreibmaschinen hergestellt. Mit der Fabrik ist allerdings auch eines der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte verbunden. Unter dem Namen „Katzbach“ war sie seit 1944 ein Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof. Zur Vermittlung und zum Gedenken wurde im Frühjar 2022 der Geschichtsort Adlerwerke - Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager eröffnet. Dass an diesem Ort die Geschichte nicht vergessen wird, ist engagierten Bürger*innen zu verdanken, dich sich im Förderverein des Geschichtsortes Adlerwerke engagieren.

Im Vorstand des Vereins engagiert sich Elke Sautner, die uns fünf Fragen zum Ehrenamt beantwortet.

Wofür setzt sich Ihr Verein ein?

Seit 1990 haben sich verschiedene Initiativen und Organisationen für die Errichtung einer Gedenkstätte am ehemaligen Konzentrationslager Katzbach in den Adlerwerken eingesetzt. 2016 schlossen sich verschiedenen Persönlichkeiten und Organisationen zusammen, um sich gemeinsam für die Einrichtung eines Bildungs- und Gedenkortes zu engagieren. Es wurde ein Förderverein gegründet, der sich die Erinnerung an das KZ-Katzbach und die Erforschung der Zwangsarbeit zum Ziel gesetzt hat.  Über Vorträge, Veranstaltungen, Informationsarbeit an Schulen und intensive Kontakte zur Stadt Frankfurt konnte ein Raum in den ehemaligen Adlerwerken angemietet werden. 2022 wurde durch die Zusammenarbeit vieler Beteiligter, insbesondere aus der Zivilgesellschaft, der Geschichtsort Adlerwerke eröffnet. Dort wird jetzt an das KZ Katzbach (1944/45) erinnert und die Geschichte der Zwangsarbeit erforscht. Als Förderverein setzen wir uns für die inhaltliche Weiterentwicklung und den Ausbau des Geschichtsorts Adlerwerke ein. Wir unterstützen den Betrieb und arbeiten weiter an der Erforschung der Zwangsarbeit in Frankfurt.

Was treibt Sie an?

Es ist uns wichtig, die Auseinandersetzung mit einer lange Zeit verdrängten Geschichte lebendig zu halten, um an die Menschen zu erinnern, die dort gequält und getötet wurden. Vor allem jungen Menschen muss vermittelt werden, dass sich diese Geschichte nie wiederholen darf.

Wie kann ich mich bei Ihnen konkret engagieren?

Im Geschichtsort kann man beispielsweise als Lotse den Besucher*innen beim Erkunden der Ausstellung helfen. Oder man forscht im Stadtteil nach der Geschichte der Zwangsarbeit und man kann Fördermittel für den Geschichtsort oder andere Einzelprojekte einwerben.

Gibt es gerade ein besonderes Projekt?

Auf dem Frankfurter Hauptfriedhof gibt es eine Grabstätte für die verstorbenen KZ-Häftlinge. Nach neueren Forschungen wurde von Mitgliedern des Fördervereins festgestellt, dass die angegebenen Namen nicht immer korrekt sind oder Namen gänzlich fehlen. Wir arbeiten gerade an einer zusätzlichen Stele, die alle Namen der Opfer des Konzentrationslagers benennt. Die benötigten finanziellen Mittel hierfür sind noch nicht vorhanden und wir bemühen uns, diese noch einzuwerben.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Vereins und den Geschichtsort Adlerwerke?

Wir freuen uns natürlich sehr über weitere aktive Mitglieder. Für den Geschichtsort wünschen wir uns eine stabile Finanzierung und die Möglichkeiten einer räumlichen und personellen Erweiterung. Wir sehen, dass es insbesondere bei jungen Menschen ein großes Interesse gibt, sich mit der Thematik des KZs mitten in der Stadt und der Zwangsarbeit zu beschäftigen. Die vorhandenen räumlichen Kapazitäten reichen allerdings bei weitem nicht aus, um den vorhandenen Anfragen gerecht zu werden. Wir wünschen uns, dass sich der Geschichtsort auch weiterhin als Baustein der Erinnerungskultur in Frankfurt etabliert.

Redaktion: Kay-Hermann Hörster