Bühne frei für junge Künstler*innen in Alzenau – Persönlichkeiten und Lieblingsorte in der KulturRegion

© KulturRegion, Alexander Paul Englert


Jedes Jahr im Herbst wird Alzenau zum Treffpunkt für Freund*innen der klassischen Musik. 2025 feiern die Fränkischen Musiktage ihr 50. Jubiläum. Als eines der ältesten Musikfestivals in Bayern und der Metropolregion FrankfurtRheinMain verbindet es Tradition mit künstlerischem Anspruch und bietet ein Programm, das weit in die Region hineinstrahlt. Auf der 43. Station unserer Reise zu besonderen Orten und Persönlichkeiten in der KulturRegion treffen wir Gerhard Jenemann, den künstlerischen Leiter des Festivals, und den Alzenauer Bürgermeister Stephan Noll an zwei der eindrucksvollen Spielstätten des Festivals: an der Burg Alzenau und am Schlösschen Michelbach. Im Gespräch geht es um die besondere Atmosphäre der Musiktage, ihre Geschichte und die Bedeutung der KulturRegion für die Stadt Alzenau.

Die Fränkischen Musiktage Alzenau laufen noch bis zum 23. November.
Weitere Informationen und das aktuelle Programm gibt es unter
www.fraenkische-musiktage.de.

© Fotos: KulturRegion, Alexander Paul Englert; Redaktion: Kristina Maurer; veröffentlicht im Oktober 2025

© KulturRegion, Alexander Paul Englert
Gerhard Jenemann im Rittersaal der Burg Alzenau am Flügel

Die Fränkischen Musiktage sind das älteste Musikfestival in der Rhein-Main-Region und eines der ersten Festivals, das sich darauf konzentriert hat, jungen Künstler*innen eine Bühne zu bieten. Eine ganze Reihe von Musiker*innen, die heute als internationale Stars bekannt sind, hatten ihre ersten großen Auftritte in Alzenau.

Eine weitere Besonderheit ist unsere Beteiligung am Festival VOCAL ART Frankfurt RheinMain, das in der ganzen Metropolregion stattfindet, und neben „Starke Stücke“ das einzige Festival in der Region ist, das die Ländergrenzen überschreitet. Mit den Fränkischen Musiktagen steuern wir den wesentlichen „bayerischen“ Teil zum VOCAL ART-Festival bei.

In Alzenau gibt es keine große Stadt- oder Konzerthalle, daher finden die Konzerte in ganz diversen Räumlichkeiten statt wie dem Rittersaal der Burg, dem Schlösschen Michelbach oder der Wallfahrtskirche Kälberau, in der bis zu 400 Personen Platz finden. Je nach Spielstätte erwarten das Publikum unterschiedliche Musik oder Formate. Die Burg eignet sich z. B. gut für Kammermusik, im Schlössen finden Jazzkonzerte statt und das historische Hofgut Hörstein verbindet Musik mit kulinarischen Genüssen. Auch Kirchen bieten besondere Erlebnisräume und schaffen eine Nähe zwischen Publikum und Künstler*innen, die man in großen Konzerthallen kaum erlebt.

© KulturRegion, Alexander Paul Englert
Gerhard Jenemann und Stephan Noll im Veranstaltungssaal des Schlösschen Michelbach

In diesem Jahr steht unser Festival unter dem Motto „Resonanz und Demokratie“ – ein Thema, das nicht nur musikalisch, sondern auch gesellschaftlich relevant und aktuell ist. Resonanz greift das Thema des diesjährigen VOCAL ART-Festivals auf, Demokratie bezieht sich auf das Motto „Design for Democracy“ der World Design Capital im kommenden Jahr. Bei den Musiktagen greifen wir die Themen unter anderem mit der Veranstaltung „Demokratie und Humor“ auf, bei der die renommierten Cartoonisten Hauck & Bauer, Greser & Lenz und Satiriker Thomas Gsella gesellschaftliche Diskurse in Verbindung mit Musik aufgreifen.

Darüber hinaus nehmen wir Bezug auf mehrere Jubiläen. 60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel spiegeln sich in einem Konzert des israelischen Violinisten Hagai Shaham wider. Ein Konzert widmet sich dem Komponisten Arvo Pärt zum 90. Geburtstag. Zum Thema 80 Jahre Kriegsende beschäftigen sich die Musiktage unter anderem mit Werken von Dmitri Schostakowitsch, dessen Arbeit und Leben stark von der Stalin-Diktatur geprägt war, und mit Thomas Manns Radioansprachen aus dem amerikanischen Exil.

© KulturRegion, Alexander Paul Englert
Bürgermeister Stephan Noll mit Burghof im Hintergrund

Als Kleinstadt im Verbund mit den größeren urbanen Kulturräumen profitieren wir in Alzenau sehr vom Austausch innerhalb der gesamten Metropolregion – gerade als bayerischer Teil der Region FrankfurtRheinMain. Als Grenzgängerstadt zwischen Bayern und Hessen ist die KulturRegion für uns ein wichtiger Anknüpfungspunkt. Als überregionaler Zusammenschluss, verbindet sie uns über Landesgrenzen hinweg und eröffnet wertvolle Kontakte zu anderen Kulturschaffenden in der Rhein-Main-Region.

Bei den Fränkischen Musiktagen begeistert mich besonders, dass wir internationale junge Künstler*innen nach Alzenau einladen können, die man sonst nur in großen Konzerthäusern erlebt. Hier treten sie in familiärem Umfeld und historischen Räumen auf, was vor allem durch starkes ehrenamtliches Engagement ermöglicht wird. Damit brauchen wir uns hinter großen Städten wie Frankfurt nicht zu verstecken. Und genau das ist für mich auch die Aufgabe der Kommunen in der KulturRegion: zu zeigen, dass Kultur überall stattfindet, auf großen wie auf kleinen Bühnen. Gerade unsere kleineren Spielstätten, wie das Schlösschen Michelbach, schaffen eine besondere Atmosphäre. Sie ermöglichen Nähe zwischen Publikum und Künstler*innen, bieten Raum für Fragen und Austausch, von dem beide Seiten profitieren.

Das ist genau dieser Netzwerkgedanke der KulturRegion. Ein Netzwerk entsteht nicht nur von oben, sondern vor allem dann, wenn man sich unten die Hand reicht. Die KulturRegion macht diesen Austausch und dieses Miteinander möglich. Gerade in kleineren Kommunen wird das Kulturleben fast ausschließlich ehrenamtlich gestaltet. Umso wichtiger ist es, dass die KulturRegion diese Arbeit weiterhin unterstützt und fördert.