Die meisten Menschen nutzen es fast täglich, heutzutage meist in der smarten und hosentaschentauglichen Variante: das Telefon. Was aber viele nicht wissen: Den Grundstein für die Weiterentwicklung des Telefons legte 1860 der Physiker und Erfinder Philipp Reis in Friedrichsdorf (Taunus). Er entwickelte einen Apparat, der durch das Schließen eines elektrischen Stromkreises Sprache in die Ferne übertragen konnte und nannte ihn „Telephon“. Die 22. Station unserer Reise zu besonderen Orten und Persönlichkeiten in der KulturRegion führt uns in das ehemalige Wohnhaus von Philipp Reis in der Friedrichsdorfer Hugenottenstraße, das heute ein Museum beherbergt. Dort sind wir mit der engagierten Museumsleiterin Dr. Erika Dittrich sowie Bürgermeister Lars Keitel verabredet. Bei einer Führung durch das Museum erfahren wir mehr über die Geschichte des Telefons, aber auch über die hugenottische Vergangenheit der Stadt und die Geschichte des Friedrichsdorfer Gewerbes.
Öffnungszeiten: Di, Do 10–17 Uhr, jeder 1. Sonntag im Monat 14–17 Uhr
Das Philipp-Reis-Haus ist eines von 106 Museen im beliebten Heft „Museen & Sonderausstellungen 2024“. Das Jahresprogramm bündelt die museale Vielfalt in der Region und ist ab sofort in allen beteiligten Museen, in Bürgerhäusern und Touristinfos sowie im Haus der Region direkt am Frankfurter Hauptbahnhof erhältlich.
Liebe Frau Dr. Dittrich, wir haben uns hier im Philipp-Reis-Haus in Friedrichsdorf getroffen. Was macht diesen Ort so besonders?
Das sind einmal die Themen, die wir hier vermitteln, die die Friedrichsdorfer Stadtgeschichte abbilden – von den Hugenotten, über die Wirtschaftsgeschichte und natürlich Philipp Reis. Aber auch die Art und Weise der Vermittlung macht das Museum besonders. Wir haben versucht, sehr vielschichtig zu erzählen, sei es für unsere ganz jungen Besucher*innen oder für die Erwachsenen. Wir haben mit Texten gearbeitet, aber auch mit Bildschirmen. Es gibt viele Filmstationen, die z. B. Einblicke in die Produktion geben. Und wir versuchen, sehr sinnlich an die Themen heranzugehen. Das beginnt mit der Musik im Eingangsbereich, geht weiter mit vielen Objekten und Modellen zum Anfassen, bis hin zum Zwieback-Duft, den wir eigens für den Ausstellungsraum über die Friedrichsdorfer Zwieback-Produktion haben kreieren lassen.
Anlässlich des 150. Todestages des Telefonerfinders Philipp Reis hat Friedrichsdorf ein „Philipp-Reis-Jahr“ ausgerufen. Was erwartet die Besucher*innen in diesem Jahr?
Es wird über das ganze Jahr hinweg viele verschiedene Veranstaltungen geben, wie z. B. Führungen aus der Sicht von Philipp Reis‘ Ehefrau Margarethe. Auch gibt es Krimilesungen, in denen das Telefon eine Rolle spielt oder ein Kommissar erklärt, wie das Telefon zur Tatwaffe werden kann und wie man sich beispielsweise gegen den Enkeltrick schützen kann. Es geht um ganz aktuelle Formen der Kommunikation: Wie werde ich Instagram-Star? Aber wir beleuchten auch die Kommunikation vor der Erfindung des Telefons mit einem Trommelworkshop und das Telefon in der Kunst spielt auch eine Rolle. Das Programm gestalten wir gemeinsam mit vielen Partnern, z. B. ist eine Firma für Konferenzsysteme mit dabei oder verschiedene Vereine, wie die Feuerwehr, die ihren Tag der offenen Tür unter dem Motto „Wie setze ich korrekt einen Notruf ab?“ veranstaltet.
Natürlich lohnt sich auch sonst der Besuch hier im Museum. Gerade für Kinder und Schulklassen gibt es viele interaktive Angebote. Ganz neu haben wir Stationen im Haus verteilt, an denen die Kinder verschiedene Figuren mit einem Stift ansteuern können und sich dann z. B. Geschichten von Philipp Reis, einem Zwieback-Bäcker oder Färber aus der Ich-Perspektive als Hörspiel anhören können. Vor kurzem haben wir zudem ein Arbeitsbuch für Schüler*innen herausgebracht, mit dem sie spielerisch mehr über die Geschichte Friedrichsdorfs und die Themen des Museums erfahren können.
Lieber Bürgermeister Keitel, was bedeutet für Friedrichsdorf die Mitgliedschaft in der KulturRegion?
Die Kultur genießt in Friedrichsdorf einen sehr hohen Stellenwert. Das zeigt sich zum einen durch viele städtische Veranstaltungen, zum anderen engagieren sich viele Vereine im Bereich der Kultur. Dementsprechend ist es für uns wichtig, Teil der KulturRegion zu sein und bei ihren Programmen nicht nur mit zu machen, sondern auch aktiv zu veranstalten. Wir freuen uns jedes Jahr auf die „Starken Stücke“ und haben 2023 hier eine tolle Festival-Eröffnung ausgerichtet. Auch in Sachen Industriekultur haben wir Spannendes zu bieten, so lassen z. B. große Künstler wie Jeff Koons ihre Arbeiten bei dem Metallunternehmen Arnold AG hier in Friedrichsdorf produzieren. Da wird deutlich, dass neben dem gesellschaftlichen und städtischen Engagement auch die Unternehmen hier in der Kultur aktiv sind. Dieses große Spektrum macht Friedrichsdorf zu einem guten Ort für Kultur und zeigt den hohen Stellenwert der KulturRegion in Friedrichsdorf.
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