Anpacken! Ehrenamt in der Industriekultur: Industriegeschichte, die schmeckt! Geschichtsverein Hattersheim 1985 e.V.

Vortrag im Stadtmuseum Hattersheim, © Geschichtsverein Hattersheim e.V.

Hattersheim hat eine Industriegeschichte zu bieten, die wohl den meisten schmeckt. Buchstäblich. Denn hier wurde über Jahrzehnte die berühmte Sarotti-Schokolade hergestellt. Diese und viele andere Geschichte(n) zu erforschen und zu erzählen, haben sich die Ehrenamtlichen des Geschichtsvereins Hattersheim 1985 e.V. zur Aufgabe gemacht. Die Bandbreite reicht von der Jungsteinzeit über die Kelten bis hin zur Industrialisierung. Ein Meilenstein war 2023 die Einrichtung des Stadtmuseums, das mittlerweile zu den wichtigen Museen für Industriegeschichte in der Region gehört. Nicht irgendwo, sondern in der ehemaligen Werkshalle der Schokoladenfabrik. Dafür pflegt der Geschichtsverein mit der Stadt Hattersheim eine starke Partnerschaft: eine Erfolgsgeschichte mit Fortsetzung.

Zum Vorstand gehört Ulrike Milas-Quirin, die das Museum mit auf den Weg gebracht hat. Sie beantwortet unsere 5 Fragen zum Ehrenamt:

Wofür setzt sich Ihr Verein ein?

Mit der Schließung der Sarotti-Schokoladenfabrik 1996 hat der Geschichtsverein seine Sammlungsstrategie geändert: weg vom bekannten Heimatmuseum, hin zum Schwerpunkt Industriegeschichte.  Für die Stadtentwicklung war die Industrialisierung seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wirtschaftlich, städtebaulich und sozial prägend gewesen. Da auch andere bedeutende Betriebe nach und nach schlossen, lag es nahe, ein Museum zur Industriegeschichte im denkmalgeschützten Werkstattgebäude der ehemaligen Sarotti-Fabrik einzurichten. Es hat fast zwanzig Jahre gedauert, bis wir dieses Vorhaben endlich realisieren konnten.

Was treibt Sie an?

Wir haben im vergangenen Jahr den Museumsförderpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen verliehen bekommen. Diese Auszeichnung ist für uns natürlich eine tolle Anerkennung, aber zugleich Ansporn. Sie zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind, das Stadtmuseum als Erinnerungs- und Lernort sowie als offenes Haus für Begegnung und Gedankenaustausch zu etablieren.

Wie kann ich mich bei Ihnen konkret engagieren?

Wir haben zahlreiche Ehrenamtliche, die dem Stadtmuseum ihre Freizeit schenken und während der Öffnungszeiten die Aufsicht übernehmen - dafür sind wir sehr dankbar. Zugleich würden wir uns über weitere Unterstützung freuen. Besonders hilfreich wären Interessierte, die sich gemeinsam mit uns bei der Inventarisierung und Pflege unseres Sammlungsbestands oder im museumspädagogischen Bereich engagieren.  

Gibt es gerade ein besonderes Projekt?

Ende Oktober haben wir unsere zweite Sonderausstellung „Rhein-Main-Wellpappe: Vom Babbedeggel zum Kaddong“ eröffnet. Sie ist überraschend erfolgreich gestartet und zu einem Treffpunkt für ehemalige Mitarbeiter*innen des 1997 geschlossenen Unternehmens geworden. Zum ersten Mal hatten wir im Vorfeld einen interaktiven Ansatz gewählt und Interessierte zu einem „Erzähltreff`“ eingeladen. Dieses Beteiligungsformat wollen wir zukünftig weiter ausbauen: Menschen zusammenführen und gemeinsam neue Perspektiven auf die Geschichte unserer Stadt eröffnen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Vereins und das Stadtmuseum Hattersheim?

Im Januar feiern wir das vierzigjährige Bestehen des Hattersheimer Geschichtsvereins. Mit unseren aktiven Mitgliedern versuchen wir über Projekte, wie beispielsweise die derzeit laufende Sonderausstellung, durch Führungen oder Vorträge neue Besuchergruppen an das Museum zu binden und die Interaktion zwischen Besucher*innen und Museum zu fördern. Es wäre schön, wenn wir neben unseren langjährigen Aktiven ein paar jüngere Menschen motivieren könnten, sich in der Museumsarbeit zu engagieren.

Mehr zum Museum auf der Wissenskarte der KulturRegion. Ebenfalls auf der Wissenskarte findet sich das ehemalige Werkstattgebäude der Schokoladenfabrik als Objekt der Route der Industriekultur Rhein-Main.

Absoult sehenswert: Dass es in Hattersheim nicht nur um die Schokolade ging, zeigt die Sonderausstellung zur Unternehmensgeschichte der Rhein-Main-Wellpappe: Vom Babbedeggel zum Kaddong bis zum 18. Februar 2026.

Redaktion: Kay-Hermann Hörster