Lokaler Routenführer Main-Taunus-Kreis
Eppstein, Kelkheim, Hofheim a. T. und Kriftel sowie Hattersheim am Main, Hochheim am Main und Flörsheim am Main
Den Schatz an lebendigen Zeugnissen des produzierenden Gewerbes samt dazugehöriger Infrastruktur zu bergen, wieder ins Bewusstsein zu bringen und zugänglich zu machen, ist Ziel der Route der Industriekultur Rhein-Main. Sie führt zu wichtigen industriekulturellen Orten im gesamten Rhein-Main-Gebiet und befasst sich mit Themen wirtschaftlicher, sozialer, technischer, architektonischer und städtebaulicher Entwicklung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Eppstein
Thema - Industriegeschichte in Eppstein, Hofheim, Kelkheim, Kriftel
Mit der Kreisstadt Hofheim am Taunus und Kelkheim, Eppstein und Kriftel stellt das hier vorliegende Faltblatt vier Kommunen vor, in denen die Industriekultur unter- schiedlichen Entwicklungsstrukturen entstammt. So war für die handwerkliche und industrielle Entwicklung in Eppstein, Hofheim und Kriftel vor allem die Lage am Schwarzbach und dessen Wasserkraft ausschlaggebend. Aus Mühlenbetrieben unterschiedlichster Art entwickelten sich Orte industrieller Fertigung. Dabei tritt in Hof- heim und seinem heutigen Stadtteil Lorsbach besonders die Lederindustrie hervor. In Eppstein prägt die aus kleinen Anfängen entstandene Stanniolfabrik noch heute das Stadtbild. An den Kontext des industriellen Aufbruchs im Tal des Schwarzbachs erinnern zudem mehrere markante und architektonisch interessante Unternehmervillen, v.a. im Stadtteil Vockenhausen. Kelkheim dagegen hat bis heute als Möbelstadt ein über- regional einmaliges Renommee, das auf eine 150-jährige Tradition der Möbelherstellung zurückgeht. Dokumentiert wird die Geschichte der Kelkheimer Möbelindustrie im Museum Kelkheim, das im Jahr 2004 eröffnet wurde. Das weithin die Silhouette des Stadtteils Ruppertshain dominierende Bauwerk der früheren Lungenheilstätte, die 1895 und 1900 vom Frankfurter Rekonvaleszentenverein für unbemittelte Arbeiterinnen und Arbeiter vorwiegend aus Frankfurt/M. erbaut wurde, steht für ein wichtiges Kapitel der Sozialgeschichte in der Region. In Kriftel lebt die Erinnerung an die Ringofen-Ziegelei fort, deren früherer Standort als „Ziegeleipark Kriftel“ in den Regionalpark Rhein-Main eingebunden ist.

Bahnhof Eppstein
Eppstein erhielt durch die 1877 in Betrieb genommene Strecke Höchst – Limburg Eisenbahnanschluss. Im Zentrum der Bahnanlagen steht das im Villenstil erbaute Empfangsgebäude. Südöstlich davon erstreckt sich eine Stützmauer für die Gleise, nordwestlich liegt ein im Stil der Neo-Romanik gestaltetes Tunnelportal aus rotem Sandstein. Heute wird das Gebäude als Bürgerbüro der Stadt Eppstein und Restaurant genutzt.

Brücken-Ensemble
Nördlich des Bahnhofs überqueren zwei Brücken den Schwarzbach: Eine Steinbrücke von 1877 in historisierender Formgebung sowie eine Metallbrücke aus dem Jahre 2009 in moderner technischer Konstruktion und Formensprache.

Bankiersvilla von Neufville „Villa Anna“
Der Frankfurter Bankier Alfred von Neufville ließ die „Villa Anna“ 1884 im historistischen Fachwerkstil mit Turm erbauen. Sie diente zunächst als Sommersitz, später als dauernder Wohn- sitz. Die malerische Villa liegt eingebettet in einen Englischen Landschaftspark, der in exzeptioneller Lage am westlichen bergigen Steilhang von Eppstein durch den Frankfurter Gartendirektor Andreas Weber geschaffen wurde. Programmgemäß gehören zur Ausstattung des Parks eine künstliche Ruine, eine hochgebaute Burg mit Turm, sowie ein Schweizer-Haus, dessen Existenz in dieser als „Nassauische Schweiz“ bezeichneten Region besonders nahe lag. Heute dient die Villa einer therapeutischen Einrichtung.

Eppsteinfoils, Vormals Stanniolfabrik Eppstein
Die Firma wurde 1852 in Eppstein als Bleifolien-Zieherei gegründet. 1870 verlagerte sie ihren Standort in das Areal der ehemaligen Bannmühle der Herren von Eppstein. Hier wuchs im Verlauf von über 100 Jahren ein ansehnliches Werksareal mit mehreren Fabrikbauten, Schlot und repräsentativem Kontorgebäude von 1904 heran. Seit den 60er Jahren des 20.sten Jahrhunderts stellt das Unternehmen veredelte Metallfolien für technische Anwendungen in den Bereichen Röntgenfilm- und Medizintechnik, Elektronik sowie Verpackungsindustrie her. Als ältester und zuletzt einziger Betrieb produzierte die Firma bis Ende 2013 Stanniol-Lametta. Seit 2003 ergänzen wichtige neue technische Anwendungen (z.B. für Körperelektroden, Schraubverschlussdichtungen, etc.) die Produktpalette. Seit 2008 ist das Unternehmen im Zuge eines Gesellschafterwechsels mit neuem Namen EppsteinFOILS tätig.

Unternehmervilla Froelich
In nördlicher Hanglage wurde 1904 die Villa Froelich in malerisch-historistischem Stil mit Eckturm erbaut. Architekt war C.W. Plöcker, Bauherr war Carl Froelich, Teilhaber und Geschäfts-führer der Eppsteiner Stanniolfabrik.

Schmelzmühlendenkmal
Das 1999 vom Verschönerungsverein nach Entwurf von Walter Hertel geschaffene Denkmal nimmt Bezug auf die produktionsmäßige und kunstgeschichtliche Bedeutung der unweit gelegenen Schmelzmühle.

Schmelzmühle
1581-1721 befand sich auf dem Areal ein Hochofen mit Eisengießerei auf Basis der benachbarten Eisenerzgruben. Seit 1800 diente das Areal der Leder-, Kunstwolle- und Farbenindustrie. Hohe kunstgeschichtliche Bedeutung erhält die Schmelz-mühle als Wohnstätte des Künstlerehepaars Robert Michel und Ella Bergmann-Michel. Robert Michel setzte sich seit den 20er Jahren in seinem künstlerischen Werk intensiv und innovativ mit Technik und Industrie auseinander. Das Paar arbeitete zudem im Bereich von Architektur, Werbegraphik, Fotografie und Film.

Fabrikantenvilla Michel
Die Villa Michel wurde 1875 in einer für die Gründerzeit eher noch biedermeierlich zurückhaltenden Fomensprache des Historismus mit zierlichen neo-romanischen Bogenfriesen erbaut. Sie stand – wie im 19. Jahrhundert üblich – der zugehörigen Farbenfabrik Michel & Morell direkt gegenüber, lediglich durch den Dattenbach getrennt. In diesem Haus wurde der bedeutende Künstler Robert Michel geboren.

Unternehmervilla Bündelberg
Erbaut wurde die Villa Bündelberg von Anton Martin Ramp, dem Inhaber der Eppsteiner Druckfarbenfabrik RUCO. Der Grundriss der 1935 erbauten Villa entsprach mit seinem recht- eckigen und halbkreisförmigen Kubus der Formensprache des Bauhaus-Stils. Nachdem das Bauhaus ab 1933 als „entartet“ galt, wurden Bauformen traditioneller Landhausarchitektur hinzugefügt. Heute wird die Villa als Seniorenanlage genutzt.
Stand: 2010

Fabrikantenvilla Drexel
Diese im Stil des Historismus 1886 erbaute Villa diente als Wohnhaus für Georg Christian Drexel, dessen Lederfabrik sich in unmittelbarer Nachbarschaft befand. Um 1900 wurden Villa und Fabrik durch die Farbenfabrik Michel & Morell übernommen.

Mohrsmühle/Farbenfabrik
Die 1848 als Mehlmühle gegründete Mohrsmühle wurde nach 1886 seitens der Firma Michel & Morell durch ein Fabrikgebäude zur Schwarzfarbenproduktion erweitert. Bis 1950 lief hierdie Farbenproduktion.

Embsmühle/Farbenfabrik
Eppstein besitzt mehrere gewerbliche Ensembles zum Übergang von der vorindustriellen zur industriellen Epoche: traditionelle Mühlen, die von Unternehmen erworben und durch Fabrikgebäude erweitert wurden. Eines dieser Ensembles ist die im Norden Eppsteins am Dattenbach 1860 als Mehlmühle gegründete Embsmühle, deren Wasserrad erhalten ist. Westlich der Mühle wurde nach 1872 ein Fabrikbau erstellt, der der Firma Michel & Morell zur Farbenproduktion diente. Die Fabrik mit eckigem Schlot und Mühlengebäude wird zum Wohnen genutzt.

Pumpstation Bornberg
Die mit einem schlichten geschwungenen Blendgiebel versehene Pumpstation stammt aus dem Jahr 1913 und diente der Wasserversorgung.

Ehemalige Erzgruben
Die südlich des Stadtteils Bremthal am Waldlehrpfad gelegenen Erzgruben gehen auf den hier seit dem Hoch- mittelalter betriebenen Ab- bau von Eisenerz im Tage- bau zurück.
Kelkheim

Bahnhof Kelkheim-Münster
Das 1901/02 erbaute zwei- geschossige Stationsgebäude der Kleinbahnstrecke Höchst-Königstein entstand als Fachwerkbau mit Ziegelsteinausmauerung, mit hölzerner Vorhalle zum Bahnsteig und seitlich angebautem Schuppen spiegelbildlich zum Stationsgebäude in Kelkheim-Mitte. Nach Stilllegung wurde er umgebaut und 1996 als „Kulturbahnhof“ eröffnet; der Güterschuppen dient seitdem als Veranstaltungssaal.

Möbelfabrik Wolf
Das historische Fabrikgebäude der Möbelfirma Wolf, 1905 gegründet, steht zurückgesetzt von der Frankfurter Straße. Der dreigeschossige Backsteinbau entstand zwischen 1918 und 1953 in mehreren Bauabschnitten. Ein Giebel im Art-Deco-Stil als Abschluss der Fassade und ein seitlicher Aufzugsturm prägen das Erscheinungsbild. Innen sorgt die Eisenbetonkonstruktion für weitläufige Arbeitsräume zur Möbelherstellung.

Möbelbrunnen
Der 1995 vom Kelkheimer Künstler Ralph Dingeldein entworfene Brunnen erinnert an das einstmals blühende Möbelgewerbe in Kelkheim.

Museum Kelkheim / Sammlung für Möbelhandwerk und Stadtgeschichte
Im Gebäude eines ehem. Möbelschreinerei-Betriebs wurde 2004 ein Museum zum Thema „100 Jahre Möbelindustrie Kelkheim 1860-1960“ eingerichtet. Kelkheim war in den 50er Jahren mit ca. 100 Firmen ein Zentrum der Möbelindustrie. Schwerpunkte der Dauerausstellung des Museums sind zum einen die Rekonstruktion der Produktionsstätte eines typischen Möbelherstellers mit Bank- und Maschinen-Raum, zum anderen die „Straße der Schaufenster“ mit exemplarischen Möbelstücken aus der Kelkheimer Produktion von 1860 bis 1960.

Bahnhof Kelkheim-Mitte
Die 1902 in Betrieb genommene Kleinbahnstrecke Höchst-Königstein hat erheblich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Orte im Liederbachtal und besonders zur schnellen Erreichbarkeit der Arbeitsstätten in Höchst und Frankfurt beigetragen. Das im Heimatstil errichtete Stationsgebäude mit Güterschuppen wird nach An- und Umbauten seit 1998 als Restaurant genutzt.

Möbelfirma Lange
Beispiel eines technisch und produktmäßig der Moderne verpflichteten Möbelherstellers ist die 1980 gegründete Firma Lange. Die Schreinerei mit 23 Mitarbeitern realisiert Einrichtungen vom planerischen Gesamtkonzept bis hin zum einzelnen Möbelstück. Im Produktionsbereich führt ein computergesteuertes maschinelles Arbeitszentrum alle typischen Schritte der Holzbearbeitung wie Sägen, Bohren, Fräsen automatisch aus.

Farbwerkssiedlung In Kelkheim Hornau
Ab 1958 lassen die Farbwerke Hoechst AG im Baugebiet „Flachsland“ zwischen den Straßen Auf der Herrnmauer, Gagernring und Luisenstraße rund 276 moderne und preiswerte Mietwohnungen in 16 Wohnblöcke für ihre Arbeiter und Angestellten erbauen. Grüne Freiflächen zwischen den Gebäuden lockern die dreigeschossige Reihenbebauung auf. Seit 2000 werden diese Werkswohnungen von den Nachfolgegesellschaften der Hoechst AG in Eigentumswohnungen umgewandelt und verkauft.
Reste Der Eisenerzgrube „Fortuna“ im Wald „Reis“
In 22 Gruben wurde zwischen 1856 und 1867 im Gebiet der heutigen Stadt Kelkheim Eisenerz abgebaut. Von einer dieser Gruben haben sich eindrucksvolle Reste im Wald „Reis“, in Verlängerung der Fischbacher Eichenstraße, erhalten. Abraumhalden und mehrere durch Einsturz der Schächte und Strecken entstandene Vertiefungen im Erdreich kennzeichnen den Standort dieses ehemaligen Bergwerks.

Ehem. Lungenheilstätte für Arbeiterinnen und Arbeiter „Zauberberg“
Mit zunehmender Industrialisierung entstanden auch in der Rhein-Main-Region typische Einrichtungen der sozialen und gesundheitlichen Fürsorge für die arbeitende Bevölkerung. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist die im heutigen Stadtteil Kelkheim-Ruppertshain ab 1895 vom Frankfurter Rekonvaleszenten-Verein errichtete Lungenheilstätte. Die unter maßgeblicher Finanzierung durch Hannah Mathilde von Rothschild geschaffene Einrichtung nahm zunächst Arbeiter, später auch Arbeiterinnen auf. Auf der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 wurde sie als die seinerzeit modernste Lungenheilstätte präsentiert. Die im Stil des Historismus weithin sichtbare, großzügig in erhöhter Lage an einem Berghang errichtete Lungenheil-anstalt stand unter dem Protektorat von Kaiserin Friedrich. Seit Schließung der Heilstätte im Jahr 1982 wurden hier u.a. Wohnungen und Ateliers eingerichtet.

Arbeiterinnen Erholungsheim
1895 – im Jahr der Gründung der großen Ruppertshainer Lungenheilstätte für Arbeiter – stiftete Theodora v. Knoop aus Wiesbaden im heutigen Stadtteil Kelkheim-Eppenhain das “Theodor-Haus“, ein kleines Erholungsheim für unbemittelte Arbeiterinnen. Das im Stil des Historismus errichtete Gebäude dient heute als privates Wohnhaus.

Rothenberger AG
Die 1949 gegründete Firma Rothenberger stellt Rohrwerkzeuge und Maschinen für die Sanitär-, Heizungs-, Klima-, Kälte-, Gas- und Umwelttechnik her. Die 40 Gruppengesellschaften weltweit werden von der Konzernzentrale in Deutschland aus koordiniert und gesteuert. Pro Jahr werden mehr als 25 Millionen Qualitätswerkzeuge von über 1.500 Mitarbeitern entwickelt, produziert und verkauft.
Hofheim

Stadtmuseum Hofheim am Taunus
Abteilung „Lederindustrie im Lorsbachtal“
Das 1993 eröffnete Hofheimer Stadtmuseum zeigt in seiner Ausstellung – neben anderen Themen der Kultur- und Kunstgeschichte - bedeutende dreidimensionale maschinelle Großobjekte zur Lederindustrie. Hinzu treten zahlreiche bildliche Darstellungen und schriftliche Dokumente zur Geschichte der Lederbearbeitung, die in Hofheim wie im benachbarten Lorsbachtal über 100 Jahre hinweg den gewerblichen Schwerpunkt bildete. Noch 1937 existierten im Stadtkern von Hofheim 4, im heutigen Stadtteil Lorsbach 7 Lederfabriken.

Arbeiter – Wohnquartier
Im Rahmen der Erweiterung des historischen Stadtkerns entstand um 1900 im Bereich von Neugasse und Brühlstrasse ein Arbeiter-Wohnquartier mit für die Zeit typischen Backstein-häusern. Die Häuser sind eingeschossig auf hohem Kellersockel und besitzen ein durch große Zwerchhäuser und Gauben stark erweitertes Dach. Obwohl einige der Häuser mittlerweile baulich verändert wurden, blieb das Gesamtbild eines typischen Arbeiter-Wohnquartiers der Jahrhundertwende erhalten.

Lederfabrik Hemmerich u. Kliss
Die 1931 gegründete Lederfabrik Hemmerich u. Kliss entstand am Standort der ehemaligen Krebsmühle, die 1851 als Lohmühle errichtet worden war. Schwerpunkte der um einen Hof gruppierten Lederfabrik waren Herstellung von Fein- und Schuhleder, Nachgerbung von vorgegerbten Fellen, Ledergerbung mit Anilinfarbstoffen, Zurichterei und Färberei.

Lederfabrik Rühl
Die 1907 gegründete Lederfabrik Rühl war auf die Produktion von Feinleder – insbesondere auf die Herstellung hochwertigen Leders für Bilderrahmen spezialisiert. Standorte der Produktion befanden sich in der Neueburgstrasse 25 (Werk I) und in der Hofheimer Straße 57 (Werk II). Das flache Betriebsgebäude an der Hofheimer Straße mit erhaltenem Fabrikschlot entstand am Standort der ehemaligen Kräckmannsmühle.

Bahnhof Hofheim-Lorsbach
Das Bahnhofsgebäude Hofheim-Lorsbach wurde 1905 im Stil des Neo-Barock erbaut. Das Bauwerk präsentiert sich als doppel-geschossiger Putzbau auf Sandsteinsockel mit Mansard- und Giebeldach.

Lederfabrik Wermund „Fabricasa“
Das Ensemble der ehemaligen Lederfabrik Wermund entfaltet sich in mehreren Gebäuden unterschiedlicher Bau-Epochen entlang des Lorsbaches. Signifikant für die Lederbearbeitung sind die langgezogenen Schleppgauben in der Dachzone des Fachwerktraktes – sie dienten der Belüftung des Trocken-bodens für die Gerbungen. Das ab Mitte des 19. Jahrhunderts gewachsene Areal der Lederfabrik mit erhaltenem Backsteinschlot ist mittlerweile weitgehend in ansprechender Weise für Wohnzwecke umgenutzt worden.

Wasserwerk Hochheim
Bei dem in Hofheim-Wallau auf einer Anhöhe gelegenen Bauwerk handelt es sich um das seltene und daher baukünstlerisch bedeutsame Beispiel eines Wasser-werks in einer architektonischen Formensprache aus Expressionismus und Neuer Sachlichkeit. Die scharfen Gratstege, die das Bauwerk senkrecht profilieren verweisen auf den Expressionismus, die kubische Gestaltung von Mittel- und Flügelbauten ist der Neuen Sachlichkeit verpflichtet. Errichtet wurde das Wasserwerk 1927/30 in Betonbauweise.
Kriftel

Ziegeleipark
In Erinnerung an eine heute nicht mehr bestehende, 1905 gegründete Ziegelei, wurde im Norden der Gemeinde Kriftel der „Ziegeleipark“ als moderner Landschaftspark geschaffen. Der südwestliche Parkeingang wurde dabei in Form zweier Ziegelmauern gestaltet, die mit historischen Fotografien die Erinnerung an die Arbeitswelt des ehemaligen Ziegeleigewerbes in Kriftel wachhalten.

Hattersheim am Main
Detaillierte Information zu den Orten der Industriekultur in Hattersheim am Main finden Sie unter:
Hochheim am Main
Thema - Industriegeschichte am unteren Hessischen Main
Zwischen den großen Industriezentren Mainz, Rüssels-heim und Höchst fand in den übrigen Orten am unteren Mainlauf eine nur bescheidene Industrialisierung statt. Sie ging aus zwei traditionellen, die natürlichen Ressourcen nutzenden Branchen hervor: Erstens aus dem inzwischen stillgelegten Abbau und der Verarbeitung von Tonen und Kalkstein (Fayencen und Steingut aus Flörsheim und Kelsterbach sowie Kalk ebenfalls aus Flörsheim). Zweitens die Herstellung von Nahrungs- und Genussmitteln (Wein, Sekt und Süßwaren aus Hochheim, Konserven aus Raunheim und Schokoladen aus Hattersheim). Der Bau der rechts- und linksmainischen Eisenbahnen (1840 und 1862) gab den Anstoß zur Ansiedlung weiterer Fabriken, insbesondere der chemischen Industrie (Kelsterbach, Raunheim) und von Zulieferbetrieben. Heute werden Kelsterbach und Raunheim von Logistik- und Technologieunternehmen geprägt, die mit dem Flughafen zusammenarbeiten. Eine Ausweitung dieser Aktivitäten wird in den kommenden Jahren auf dem Gelände der ehemaligen Großraffinerie Caltex stattfinden, das zu beiden Kommunen gehört.

Wasserturm Hochheim am Main
Die gelbe Backsteinfassade wird durch rote Sandsteinelemente verziert. Ebenfalls aus Sandstein hergestellt wurde das neoklassizistisch gestaltete Eingangsportal. 1982 wurde der sich nach oben verjüngende runde Wasserturm zu einem Café umgebaut.

Alter Wasserturm Hochheim am Main
Die Burgenromantik des Mittelrheins beeinflußte die bizarre Neoromantik des für die Sektkellerei Burgeff & Co. AG 1890 erbauten Wasserturms, aus Backstein mit Sandsteingliedern. Mit einem Behälter von nur 15 cbm Inhalt wurde dieser 1920 bereits stillgelegt. Er besteht aus einem kubischen, zweigeschossigen Sockelbau mit Außentreppe sowie einem Teil mit rundem Grundriss und Innentreppe. Architektonische Merkmale des Turms sind Drillingsfenster im Sockelbereich, Rundbogenfenster (teilweise mit Balkonaustritt) und der Zinnenkranz als oberer Dachrandabschluss. Zur ursprünglichen Konzeption gehört der angrenzende Park mit altem Baumbestand. Der Wasserturm gehört heute der Antoniushaus GmbH. An das Erdgeschoss wurde ca. 1995 ein gläserner Ausstellungsraum nach Plänen des Architekten Kurt Jäger angebaut.

Burgeff-Kellerei
Hochheim war im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein wichtiges Zentrum der Sektproduktion. Die Industrialisierung in Hochheim begann 1832 mit den Sektherstellversuchen des Ignatz Schweighardt. Daraus entwickelte sich 1837 die erste und damit älteste rheinische Sektkellerei „Burgeff“, die noch heute für die Stadt von großer Bedeutung ist. Das zweigeschossige, siebenachsige neoklassizistische Verwaltungsgebäude der Burgeff- Kellerei aus dem Jahre 1887 weist eine mit zahlreichen Verzierungen wie Gesimsbänder und Sandsteingewände ausgestattete Backsteinfassade auf. Das Gebäude erhielt 1935 im Mittelteil eine neue Eingangshalle. In dieser befinden sich heroisierende Sandsteinreliefs von C. Hoffman aus Mainz. Es schließt sich ein U-förmiges Kellerei-Gebäude an, in dessen Innenhof eine Bogenhalle in einer besonders grazilen Skelettkonstruktion mit gusseisernen Stützen errichtet wurde. Die großen, doppelstöckigen Keller wurden 2006 renoviert. Dort stehen noch einige der alten Weinfässer aus der Gründungszeit mit Schnitzereien und historischen Szenen. Im Jahr 2006 erwarb das renommierte Weingut Künstler die Gebäude. Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen (Architekturbüro Weyrich) an dem denkmalgeschützten Gebäude erstrahlt es im neuen Glanz. Nun vereinen sich neoklassizistische Elemente mit moderner Architektur. Dies bescherte dem Weingut Künstler mit seiner Vinothek eine Auszeichnung im Rahmen des Architekturpreises Wein 2007 der Architektenkammer Rheinland Pfalz. Im renovierten Refektorium finden über das Jahr verteilt verschiedenste Veranstaltungen und Feste statt. Dieses kann auch privat gemietet werden. Schräg gegenüber der Kellerei, direkt an der Straße gelegen befindet sich das ehemalige Wohnhaus der Familie Burgeff (Geheimrat-Hummel-Platz 4). Dieses wurde als langgestreckter, zweigeschossiger Putzbau um 1875 im spätklassizistischem Stil errichtet, und befindet sich heute im Privatbesitz.

Ehemalige Sektkellerei Graeger
Die Kellereigebäude aus gelbem Klinker befinden sich im Hof und dienten der Produktion und dem Versand. Hof und Kellereigebäude dienen heute dem Verkauf und festlichen Veranstaltungen.

Ehemaliges Elektrizitätswerk
Das Elektrizitätswerk wurde 1904 in Form einer repräsentativen Villa errichtet. Das Gebäude wird im hinteren Teil von einem Turm überragt, indem sich der Transformator befunden hatte.

Ehemalige Sektkellerei
Das Ensemble weist eine typische, romantisch historisierende Anlage auf mit städtebaulicher Bedeutung zwischen der seit 1840 entstehenden Siedlung an der Bahn und der Altstadt. Es ist als ehemalige Sektkellerei mit repräsentativen Wohntrakt für die Stadt Hochheim von ortsgeschichtlicher Bedeutung. Die beiden straßenseitig gelegenen, unsymmetrischen Gebäude wurden 1893 gebaut und sind über ein repräsentatives Eingangstor miteinander verbunden. Über dem Tor befindet sich ein Blendgibel mit einer bekrönenden Madonnenfigur. Reich verzierte rote Backsteinfassade mit gelben Sandsteinelementen: Gewände, Zinnen, und Treppengiebeln an den Wohnbauten prägen die Anlage. Das Anwesen beherbergt heute Wohnungen und gewerblich genutzte Räume.

Bahnhof Hochheim am Main
Das aus der Bauzeit der Taunuseisenbahn (1839) stammende Bahnhofsgebäude ist annähernd baugleich mit denen anderer Stationen: rechtwinkliger, zweigeschossiger Kubus mit Satteldach.

SuCrest
An prominenter Stelle zwischen Eisenbahn, Autobahn und Main liegt diese eigenwillig gestaltete Fabrik die jährlich über 22.000 Tonnen unterschiedlicher Produkte für die Nahrungsmittelindustrie herstellt. SuCrest wurde 1915 gegründet und der Betrieb wurde 1974 nach Hochheim verlagert. Es werden zum Beispiel Fettglasuren, Cremes, Pasten und Karamellprodukte für die Eiscreme-, Schokoladen-, Dauerbackwaren- und Süßwarenindustrie erzeugt. Die äußere Gestalt wird durch die dominante Farbe in der Fassade und von aneinander gereihten Sheddächern geprägt – sie überdecken die einzelnen Produktionsbereiche. Der Betrieb hat seit langer Zeit eine eigene biologische Abwasseranlage und einen Abluft-Biowäscher.
Flörsheim am Main

Biomassekraftwerk und Biologische Bodenreinigungsanlage Wicker / Rhein-Main Deponie GmbH
Mit der Verbrennung von Altholz der Kategorien A I bis A III wird im Biomassekraftwerk Wicker auf klimaverträgliche Art und Weise Strom erzeugt. Die Gesamtanlage wurde 2001 – 2004 nach den Plänen der Architekten Jourdan + Müller fertiggestellt. Pro Jahr können ca. 35.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Durch die Verbrennung von Altholz wird lediglich das CO2 freigesetzt, welches die Bäume beim Wachstum der Atmosphäre entzogen haben. Das von den hochauskragenden Stützen abgehängte Dach der Bodenreinigungsanlage besteht aus einer Reihung von Zeltdächern aus farbigen Kunststoffplanen. Mit Schadstoffen belastete Böden werden hier abgereichert. Kohlenwasserstoffe können z. B. mit biologischen Verfahren auf einen geringen Belastungsgrad gebracht werden. Die Gesamtanlage stellt eine gut gestaltete moderne Industrieanlage dar.

Straßenmühle
Die Straßenmühle in Wicker ist eine von insgesamt sieben Mühlen, die entlang des Wickerbachs bestanden. Zusammen mit den heute noch vorhandenen Gebäuden der Weidenmühle, der Wiesenmühle und der so genannten „Traisermühle“ sind sie Zeugnis einer vorindustriellen, mechanisierten Produktionsweise. In der Straßenmühle ist heutzutage ein Weinbaubetrieb ansässig.

Ehemaliger Dyckerhoff Steinbruch
In einer der wenigen Kalksteinadern des Rhein Main Gebietes, westlich von Flörsheim, wurde bereits seit der Römerzeit Kalkstein abgebaut, um Kalk herzustellen. Hiervon zeugen unter anderem historische, aus Bruchsteinen und Ziegeln gemauerte Kalkbrennöfen aus dem 18. Jahrhundert, die im Zuge der Verwirklichung des Regionalparks zugänglich gemacht wurden. Eine Dachkonstruktion aus Stahl und Glas schützt das Denkmal, ein Stahlsteg über den ehemaligen Öfen ermöglicht interessante Einblicke (Architekten Hytrek, Thomas, Weyell + Weyell). Weiter Richtung Norden führte eine nicht mehr erhaltene Gleistrasse zur Verladestation des Steinbruchs, wo der Kalkstein über ein Förderband nach oben transportiert, in Eisenbahnwaggons verladen und zur Zementherstellung ins Werk Dyckerhoff nach Wiesbaden-Amöneburg verschickt wurde. Der ehemalige Steinbruch hat sich mit Grundwasser zum so genannten „Dyckerhoff-See“ aufgefüllt, die ehemals karge Landschaft hat sich rekultiviert, so dass Flora, Fauna und die Farbe des klaren Wassers beim Besucher einen ganz besonderen Eindruck hinterlassen.

Werkssiedlung Falkenberg
Mit der Gründung und Ansiedlung der Keramischen Werke entstand ab 1920 die Arbeitersiedlung am Falkenberg. Heute leben ca. 750 Einwohner in der Siedlung.

Ehemalige Keramag
Gegründet wurde die Keramische Werke AG im Jahr 1917 mit der Übernahme einer englischen Feuertonfabrik. Es wurden damals bereits sanitäres Steingut, Feuerton und andere keramische Erzeugnisse hergestellt. Später wurde die Firma in „Keramag“ umbenannt. Sie hatte noch bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts am Standort Flörsheim ihre Produktion. Ungenutzte und leerstehende Gebäude wurden zum Teil abgebrochen, um Platz für einen Gewerbepark zu schaffen. Das ehemalige Verwaltungsgebäude wurde umgenutzt. Von den historischen Fabrikhallen sticht eine etwa 200 Meter lange Halle hervor. Sie überzeugt durch eine sichtbare Stahlbetonkonstruktion, die im Bogenbereich des Tonnendaches mit Ziegeln ausgemauert und ansonsten großflächig verglast ist.

Ehemalige Fayence Fabrik
Das Gebäude in der Untermainstraße ist das letzte vorhandene Wohn- und Arbeitshaus der Flörsheimer Fayence Fabrik, die 1765 von Georg Ludwig Müller auf Betreiben der Mainzer Karthäuser gegründet wurde. Die drei „F“ der Manufakturmarke sind heute noch im Wappen der Stadt Flörsheim am Main zu finden. Zu den typischen frühen Produkten gehören bemalte Krüge mit Zinndeckel sowie bemaltes Tafelgeschirr. Die Fassade des zweigeschossigen, zehnachsigen Barockbaus mit ausgebautem Dachgeschoss war ursprünglich aus verputztem Bruchsteinmauerwerk und wird durch die symmetrische Anordnung der Rechteckfenster mit schlichten Sandsteingewänden streng gegliedert. Die axial gelegene rundbogige Toreinfahrt weist profilierte Sandsteingewände und einen Wappenschild im Schlussstein auf. Das Gebäude wurde 1982 von der Gemeinnützigen Siedlungswerkt GmbH Frankfurt erworben, komplett saniert und wird seitdem als sozialer Wohnungsbau genutzt.

Bahnhof Flörsheim am Main
Mit dem Bau einer der ersten Eisenbahnlinien Deutschlands bekam Flörsheim 1839 einen Eisenbahnanschluss auf der Strecke der sogenannten Taunusbahn Frankfurt-Wiesbaden. Das Bahnhofsgebäude ist somit eines der ältesten noch erhaltenen Beispiele eines Bahnhofs in Deutschland. Für diesen völlig neu zu entwickelnden Gebäudetyp wurde hier wie bei allen weiteren Bahnhofsgebäuden in der Region ein rechteckiger Kubus mit Satteldach konzipiert, häufig mit einer zentralen Symmetrieachse. Neben den Funktionsräumen (Schalterhalle, Aufsichtsraum, Güterabfertigung) im Erdgeschoss lag im Obergeschoss die Wohnung des Bahnhofsvorstehers. Heute ist der Gebäudekomplex umgenutzt: Im ehemaligen Güterschuppen ist ein Jugendinfobüro und ein Jugendtreff untergebracht, im ehemaligen Bahnhofsgebäude befindet sich das Stadtbüro der Stadt Flörsheim am Main sowie ein Ladengeschäft und eine Wohnung.

Interaktive Karte der KulturRegion
Adressangaben und weitere Information zu den Orten
► Interaktive Karte zum lokalen Routenführer Main-Taunus-Kreis