Lokaler Routenführer: Kreis Groß-Gerau

Bischofsheim, Ginsheim-Gustavsburg, Kelsterbach, Raunheim und Rüsselsheim am Main

Den Schatz an lebendigen Zeugnissen des produzierenden Gewerbes samt dazugehöriger Infrastruktur zu bergen, wieder ins Bewusstsein zu bringen und zugänglich zu machen, ist Ziel der Route der Industriekultur Rhein-Main. Sie führt zu wichtigen industriekulturellen Orten im gesamten Rhein-Main-Gebiet und befasst sich mit Themen wirtschaftlicher, sozialer, technischer, architektonischer und städtebaulicher Entwicklung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Bischofsheim

Detaillierte Information zu den Orten der Industriekultur in Bischofsheim finden Sie unter:

Lokaler Routenführer Bischofsheim

Ginsheim-Gustavsburg

Detaillierte Information zu den Orten der Industriekultur in Ginsheim-Gustavsburg finden Sie unter:

Lokaler Routenführer Ginsheim-Gustavsburg

Kelsterbach

Foto: Stadt Kelsterbach

Ticona

Das 1961 gegründete Chemie-Werk Ticona wurde bedingt durch Sicherheitsaspekte für den Neubau der Landebahn Nordwest 2013 abgerissen und nach Frankfurt Höchst verlagert. Erhalten blieb lediglich das 2001 erbaute Hauptverwaltungsgebäude, das durch die Fraport AG genutzt wird.

Foto: Stadt Kelsterbach

Versorgungshafen Flughafen

Das heutige Hafenbecken, gebaut 1884, war ursprünglich die untere Schleusenkammer der ehemaligen Staustufe Okriftel. Diese wurde im Zuge der Modernisierung der Wasserstraße 1932 (Neubau der Staustufen von Eddersheim und Griesheim) aufgegeben. Der Hafen dient ausschließlich dem Entladen von Treibstoff für den Frankfurter Flughafen. Seit dem Bau einer Pipeline von Gustavsburg zum Flughafen aber hat der Versorgungshafen an Bedeutung verloren.

Foto: Stadt Kelsterbach

Ehemalige Dentalfabrik

Das Gelände umfasste ursprünglich eine Werkshalle, ein Bürogebäude und das Wohnhaus der Eigentümer, die ca. 1917 errichtet wurden. Die so genannte Maschinenhalle verkaufte die Stadt Kelsterbach u.a. 1959 an die Dentalfabrik. Ab 1959 wurde das Ensemble um ein Werkstattgebäude und angrenzende Betriebsgebäude erweitert. Alle Gebäude zeichnen sich durch eine sorgfältig gestaltete Architektur aus. Die Produktion wurde 1994 stillgelegt. Seitdem werden die Gebäude unterschiedlich genutzt. Die alte Werkshalle beherbergt Saal und Kirche der St. Petrus Gemeinde. Diese Art Umwandlung – von einem Industrie- in ein Sakralgebäude – dürfte einmalig in Deutschland sein.

Glanzstoff-Gelände

Baujahr: 1899 –1950er, Architekt: 1899 erbaut von Hoch-Tief AG

Die industrielle Nutzung des rund 14,5 Hektar großen „Glanzstoff-Geländes“ begann 1899 mit dem Bau einer Waggonfabrik. Nach der Übernahme durch die Vereinigte Kunstseide Fabriken AG wurde 1904 ein bedeutender chemischer Produktionsstandort mit der Herstellung von Viskosegarnen begründet, der bis zur Werksschließung im Jahr 2000 charakteristisch bleiben sollte. Die in Kelsterbach produzierte Viskoseseide diente als Ausgangsmaterial für eine Vielzahl von Produkten, u.a. Futterstoffe und Damenoberbekleidung. Das als „Glanzstoff/Enka“ bezeichnete Unternehmen erlebte seine Blütezeit in den Nachkriegsjahren nach 1945. Mehr als 2.000 Beschäftigte fanden ihren Arbeitsplatz im Werk Kelsterbach. Die Verbindung der „Glanzstoff“ mit der Bevölkerung wurde durch zahlreiche soziale Leistungen geprägt, die das Unternehmen anbot. Dazu gehörten das große Werksschwimmbad, aber auch viele Werkswohnungen entlang der Rüsselsheimer Straße. Trotz erheblicher Investitionen in den Umweltschutz und die Produktion seit 1975, musste das Werk aufgrund der Konkurrenz in Asien und folgendem Absatzrückgang geschlossen werden.

Foto: Stadt Kelsterbach

Arbeitersiedlung Helfmannstraße

Diese kleine, aber sehr bemerkenswerte Werksiedlung wurde 1899-1900 von den Gründern der Hochtief AG, den Gebrüdern Helfmann aus Kelsterbach für die Süddeutsche Waggon- Fabrik AG, die 1928 von den Glanzstoffwerken (ENKA) übernommen wurden, am östlichen Fabrikgelände errichtet. Zwischen den beiden südlichsten Häusern war ein direkter Werkszugang. Die Siedlung besteht aus neun baugleichen, zweigeschossigen Häusern (mit ausgebautem Dachgeschoss) für jeweils 6 Familien. Sie sind sorgfältig mit Klinkerlaibungen und -ornamenten gestaltet und besitzen ein zeittypisches Krüppelwalmdach. Die ursprünglichen Nutzgärten sind heute durch Rasenflächen und Parkplätze ersetzt. Das Ensemble wurde 2001 privatisiert.

Foto: Stadt Kelsterbach

Bahnhof Kelsterbach

Das Empfangsgebäude wurde mit dem Bau der hessischen Ludwigs-Bahn von Frankfurt nach Mainz 1863 errichtet, damals weit außerhalb des Ortes gelegen. Es ist noch heute annähernd in seinem ursprünglichen Zustand: ein zweigeschossiges zentrales Gebäude mit der Wohnung des Bahnvorstehers im Obergeschoss. Im Erdgeschoss waren Schalterhalle mit Wartesaal, ein Dienstraum, sowie Räume für die Abwicklung des Gütertransportes. Das Mauerwerk besteht aus rotem, fein gefügten Sandstein. Wie bei vielen Bahnhofsgebäuden dieser Zeit bildet auch hier ein klassisch und symmetrisch gestalteter Kubus die Grundform. Heute beherbergt das Gebäude einen Kiosk und eine Gastronomie.

Foto: Stadt Kelsterbach

Porzellan, Fayence- und Steingutmanufaktur

Angeregt durch die fürstliche Fiskalpolitik des 18. Jahrhunderts, Luxuswaren zu produzieren, wurde auch in Kelsterbach Porzellan hergestellt. Als Produktionsstätte diente das noch heute original erhaltene Gebäude von 1761 bis 1802. Porzellan wurde nur 13 Jahre hergestellt, ansonsten wurde hochwertige Fayence und einfacheres Steingut produziert. Zahlreiche Produkte sind im Stadtmuseum Kelsterbach in der Marktstraße 11 sowie im Darmstädter Porzellanschlösschen (Prinz-Georg-Palais) ausgestellt. Hergestellt wurden in der Untergasse Figuren, Service, Flakons, Stockgriffe, Pfeifenköpfe, Nadelhülsen und Tabatieren.

Raunheim

Foto: Stadt Raunheim

Thema - Industriegeschichte am unteren Hessischen Main

Zwischen den großen Industriezentren Mainz, Rüssels-heim und Höchst fand in den übrigen Orten am unteren Mainlauf eine nur bescheidene Industrialisierung statt. Sie ging aus zwei traditionellen, die natürlichen Ressourcen nutzenden Branchen hervor: Erstens aus dem inzwischen stillgelegten Abbau und der Verarbeitung von Tonen und Kalkstein (Fayencen und Steingut aus Flörsheim und Kelsterbach sowie Kalk ebenfalls aus Flörsheim). Zweitens die Herstellung von Nahrungs- und Genussmitteln (Wein, Sekt und Süßwaren aus Hochheim, Konserven aus Raunheim und Schokoladen aus Hattersheim). Der Bau der rechts- und linksmainischen Eisenbahnen (1840 und 1862) gab den Anstoß zur Ansiedlung weiterer Fabriken, insbesondere der chemischen Industrie (Kelsterbach, Raunheim) und von Zulieferbetrieben. Heute werden Kelsterbach und Raunheim von Logistik- und Technologieunternehmen geprägt, die mit dem Flughafen zusammenarbeiten. Eine Ausweitung dieser Aktivitäten wird in den kommenden Jahren auf dem Gelände der ehemaligen Großraffinerie Caltex stattfinden, das zu beiden Kommunen gehört.

Hafen / Ehemalige Staustufe Raunheim

Die Staustufe Raunheim wurde in den Jahren 1882 bis 1886 gebaut. In den dreißiger Jahren des 20.Jahrhunderts wurde sie durch die Staustufe Eddersheim ersetzt. Die ehemalige untere Schleusenkammer wird heute vom Yachtclub Untermain e.V. als Yachthafen genutzt. Der Mainuferweg führt direkt am Gelände vorbei.

Foto: Stadt Raunheim

Alte Lederfabrik – Resart-Ihm

Ab 1908 entstandene Industrieanlage mit bis zu viergeschossigen Industriegebäuden, Kraftwerk mit Fabrikschornstein sowie Nebengebäuden. Die Gebäude aus Stahlbeton besitzen Klinkerfassaden mit klassizistischen Gestaltungselementen. Ein wichtiger Faktor für den Bau der Gerberei in Raunheim bestand im Vorhanden sein von weichem Wasser, welches für die Lederfärbung besonders geeignet ist. Die Anlage wurde zur Leder- und Lederwarenproduktion genutzt, zuletzt zur Herstellung von Acrylglas. Zwei bestehende, historische Gebäude wurden als Teil des Gewerbegebiets Airport Garden erhalten.

Foto: Stadt Raunheim

Ölhafenbrücke und Ölhafen

Die 2013 eröffnete „Ölhafenbrücke“ erforderte in der Planung besondere Sorgfalt. Denn im Ölhafen und dem benachbarten Tanklager werden hochentzündliche Treibstoffe umgeschlagen und gelagert. Die Architektur der Brücke trägt diesem Umstand Rechnung und verbindet sicherheitstechnische Anforderungen mit einem hohen gestalterischen Anspruch (Architekten Schneider+Schumacher). Zum Ölhafen hin sorgt ein bis zu 2,50 Meter breiter Überstand für die sicherheitsrelevante Abschirmung. Zur Mainseite signalisiert die Brücke Offenheit und Weite.

Rüsselsheim am Main

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