Geist der Freiheit – Freiheit des Geistes

Steh‘ dazu, was du denkst, was du sagst und was du liebst, ...

... rappten Teilnehmer eines Schülerworkshops. Dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind und wichtige Wurzeln in der Rhein-Main-Region haben, vermittelt das Projekt Geist der Freiheit – Freiheit des Geistes. Zahlreiche Orte, Personen und Ereignisse sind Teil der Freiheitsgeschichte der Region: Von der Mainzer Republik, über die Vormärzrevolutionäre, das Paulskirchenparlament bis zu Bürgerbewegungen im 20. und 21. Jahrhundert. Die Geschichte hört nie auf und verbindet sich mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen.

Kann es zwei Heimaten geben?

07.11.2016: Nachdenkenswertes Podiumsgespräch zu „Menschen im Transit“

Die Reihe „Transit bewegt Rhein-Main" war am 3. November zu Gast in Büdingen, an einem Ort, dessen Geschichte über die Jahrhunderte von Migration geprägt ist. Im historischen Ratssaal, wo sich vor genau 250 Jahren Tausende Russlandauswanderer registrieren ließen, luden KulturRegion, Friedrich-Ebert-Stiftung und die Stadt Büdingen zu einem aktuellen Podiumsgespräch ein.

Hr-Moderator Tim Frühling (2.v.r.) sprach mit der Künstlerin Olcay Acet (r.), mit Buchautor Masoud Sadinam (l.) und mit der Pädagogin Prof. Elisabeth Rohr (2.v.l.) darüber, was es heute bedeutet, seine Heimat zu verlassen. Olcay Acet war als Kind der ersten Gastarbeitergeneration lange Jahre getrennt von ihren Eltern, die in Deutschland arbeiteten. In ihrem „Kunstprojekt Generation 1,5“ hat sie diese schmerzhafte Erfahrung aufgearbeitet. Masoud Sadinam floh mit seiner Familie aus dem Iran in der Hoffnung, sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Auf die Bewilligung des Asylantrages musste er neun Jahre warten. Heimat ist für ihn ein subjektives Gefühl, aber ebenso müsse man von anderen als beheimatet angesehen werden. Elisabeth Rohr hat die Situation des Dazwischenseins näher erforscht. Migration heute sei viel transitärer als etwa vor 250 Jahren, oftmals gebe es ein Hin und Zurück. Es entstehe aber immer ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Vielen Menschen gelinge es, an einem neuen Ort dazuzugehören und dennoch verschiedene Erfahrungen zu integrieren. Eindrucksvoll spannten die Schauspieler Sylvia Oster und Gerd Ungermann den Bogen in die Geschichte. Als Russlandauswanderer erzählten sie von der großen Not und Ausweglosigkeit, die Menschen 1766 veranlassten, ihre Heimat zu verlassen – damals ein Abschied für immer.