Presseinformation: Meinungsfreiheit gestern und heute im Fokus - Marktrufer zum Programmauftakt im September

23.08.2017:

Wie ist es um die Meinungsfreiheit bestellt? In Zeiten, in denen Populisten alternative Fakten postulieren, Teile der Bevölkerung den Diskurs verweigern und kritische Journalisten bei ihrer Arbeit behindert und verfolgt werden, laufen die Debatten darüber heiß, was man sagen darf und wo die Grenze zur Beleidigung verläuft. Meinungsfreiheit gehört zu den grundlegenden Prinzipien einer demokratischen Gesellschaft. Vor dem Hintergrund gegenwärtiger Entwicklungen in Europa und der Welt ist die Geschichte dieser Errungenschaft relevanter denn je. Der Kampf um das Recht auf freie Meinungsäußerung hat wichtige historische Wurzeln in der Rhein-Main-Region. Das Projekt „Geist der Freiheit“, das sich seit vielen Jahren der Geschichte von Demokratie und Freiheit in der Region widmet, stellt deshalb 2017/18 historische und aktuelle Aspekte der Meinungsfreiheit in den Mittelpunkt.

Das umfangreiche Programm „Meinungsfreiheit gestern und heute“ bündelt rund 80 Veranstaltungen in der Metropolregion FrankfurtRheinMain von September bis Dezember 2017 und wird 2018 fortgesetzt. Kreise, Kommunen, Museen, Bibliotheken, Volkshochschulen, Universitäten, Kultur- und Geschichts-vereine laden mit verschiedenen Veranstaltungsformaten von Ausstellung, Gespräch, über Konzert, Lesung, Theateraktion, Erzählcafé bis hin zu Webinar und Wanderung zum Austausch über die Freiheit der Meinungsäußerung ein. Das inhaltliche Spektrum reicht von drucktechnischen Möglichkeiten, Mediengeschichte, bekannten ProtagonistInnen, Zensur, Propaganda, Verfolgung und Widerstand bis hin zur Debattenkultur im Netz und dem Umgang mit populistischen Tendenzen.

Freie Meinungsäußerung ist eng mit anderen Rechten verzahnt wie der Religions- und der Kunstfreiheit. Die Reformation vor 500 Jahren und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen sind dabei eines der Hauptthemen im Programm. „Die Veranstaltungen schlagen einen Bogen vom historischen Ereignis, das auch ein Medienereignis war, bis hin zu aktuellen Fragen über den offenen Austausch religiöser Überzeugungen“, erläutert Magdalena Zeller, Projektleiterin „Geist der Freiheit“ in der KulturRegion.

Auftakt: Theateraktionen Marktrufer

Zum Auftakt des Themenschwerpunktes entsendet „Geist der Freiheit“ die BüchnerBühne Riedstadt als „Marktrufer“ auf die Wochenmärkte in der Region. Inmitten von Gemüse, Kräutern, Blumen und Käse erteilen die Schauspieler der Freiheit das Wort. Sie rezitieren aus der Erklärung der Bürger- und Menschenrechte, aus Reden und Gedichten mutiger Protagonisten wie Luther und Danton, aus Marie Juchaczs Parlamentsansprache nach der Erlangung des Frauenwahlrechts 1919 bis hin zu Otto Wels‘ berühmter letzten freien Rede im Reichstag 1933. Immer geht es um das Recht auf freie Meinungsäußerung – ein Menschenrecht, das seit Jahrhunder-ten erstritten und erkämpft wurde, aber immer wieder verteidigt werden muss.

Eintritt frei
Orte und Termine: Aschaffenburg (2.9., 11.30 Uhr), Hattersheim am Main (8.9., 14 Uhr), Darmstadt (9.9., 11.30 Uhr), Flörsheim am Main im Rahmen der Mahnwache für Deniz Yücel (14.9., 18 Uhr), Bad Homburg v.d. Höhe (15.9., 12.30 Uhr), Offenbach am Main (16.9., 11.30 Uhr)
Veranstalter: KulturRegion FrankfurtRheinMain und BüchnerBühne e. V. in Kooperation mit den teilnehmenden Kommunen

Weitere ausgewählte Veranstaltungen

Podiumsgespräch
„Macht und Pracht“ – 200 Jahre nach „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“
Riedstadt-Goddelau, 10.09., 18 Uhr
Podiumsgespräch mit Britta Flinner, Peter Soeder, Ludwig Steinmetz, Reiner Christoph Friedrich von Hessen und Thomas Will, Landrat des Kreises Groß-Gerau
Im Rahmen des Tages des offenen Denkmals 2017

Fast 200 Jahre nach dem Erscheinen des Hessischen Landboten 1834 unter seiner berühmten Parole „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“ bietet das Motto des Denkmalstages 2017 Gelegenheit, über Macht und Pracht, also über Herrschaft und ihre Repräsentation, nachzudenken. Ist es wirklich so einfach, dass die Paläste für Unterdrückung und Beharrung und die Mietwohnungen im Hinterhof für Freiheit und Aufbruch stehen? Das Büchnerhaus hat Nachfahren der Protagonisten von 1834 eingeladen. Britta Flinner, Peter Soeder und Ludwig Steinmetz sind Großnichte und -neffen Georg Buchners. Reiner Christoph Friedrich von Hessen ist ein Nachkomme Großherzog Ludwigs II., unter dessen Regentschaft Georg Buchner seine revolutionäre Flugschrift „Der Hessische Landbote“ verfasste und verbreiten ließ. Inwiefern hat sie diese Verwandtschaft begleitet und geprägt? Steckt in ihnen noch der alte Widerspruch zwischen Palast und Hütte? Auf welcher Seite hatten sie 1834 gestanden? Ist der Kampf um die Meinungsfreiheit gewonnen? Braucht sie heute Verteidigung oder Beschränkung? Thomas Will, Landrat des Kreises Groß-Gerau und Aufsichtsratsvorsitzender der KulturRegion ergänzt das Podium als Vertreter der „Macht“ heute.

Eintritt frei
Ort: Galerie am Büchnerhaus, Weinstraße 9, 64560 Riedstadt-Goddelau
Teilnehmer begrenzt, Anmeldung erforderlich unter buechnerhaus@riedstadt.de,
Tel. 06158/4621; Besichtigung des Büchnerhauses von 11–18 Uhr
Veranstalter: Förderverein Büchnerhaus e. V. in Kooperation mit der KulturRegion
Info: www.buechnerhaus.de

Lesung
Dirk Kurbjuweit: Die Freiheit der Emma Herwegh
Darmstadt, 24.10., 19 Uhr

Emma Herweghs (1817–1904) bedingungsloser Kampf für die Freiheit − Dirk Kurbjuweit erzählt die packende Geschichte einer Revolutionärin. Alles, was Emma tut, tut sie ganz. Ihre Heirat mit dem revolutionären Dichter Georg Herwegh ist ein Skandal. Sie, die Tochter aus gutem Hause, geht ins Paris von Marx und Heine. Sie reiht sich 1848 als einzige Frau in den bewaffneten Trupp, der die Revolution von Frankreich in die Heimat tragen soll

Ort: Literaturhaus, Kasinostraße 3, 64293 Darmstadt
Eintritt: 6/4 €
Veranstalter: Literaturhaus Darmstadt in Kooperation mit der Luise-Buchner-Gesellschaft e.V. und der KulturRegion FrankfurtRheinMain
Info: www.literaturhaus-darmstadt.de

Podiumsgespräch
„Grenzen der Meinungsfreiheit“
Frankfurt am Main, 14.11., 19 Uhr
Moderation: Isabel Reifenrath (hr-iNFO)

Experten aus Kunst, Wissenschaft und Politik erörtern, wie es gegenwärtig um die Debattenkultur und die Meinungsfreiheit steht. Internet und Globalisierung bedeuten Herausforderungen und Chancen gleichermaßen. Wie aber kann eine frei geführte Debatte funktionieren, wenn Teile der Bevölkerung den Diskurs verweigern oder alternative Fakten postulieren? Wie setzen sich Gesellschaft und Medien mit Rassismus und Neuer Rechter auseinander? Welche Rolle kommt dabei der Kunst und der vielzitierten Kunstfreiheit zu? Wie ist es angesichts zunehmender internationaler aber auch nationaler Reaktion auf provokante Kunsterzeugnisse, etwa Satire, mit dieser Freiheit eigentlich bestellt?

Ort: Evangelische Akademie, Römerberg 9, 60311 Frankfurt am Main
Eintritt frei, Anmeldung erbeten unter service@freiheit.org
Veranstalter: Evangelische Akademie, Karl-Hermann-Flach-Stiftung/Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Kooperation mit der KulturRegion FrankfurtRheinMain

Begleitend: Jugendprojekt und Studierendenprojekt

Insbesondere junge Menschen sollen im Rahmen des Themenschwerpunktes zu Wort kommen. So befassen sich bereits seit dem Sommersemester 2017 Studierende am Fachbereich Geschichte der TU Darmstadt mit Erinnerungsorten der Freiheit, speziell der Meinungsfreiheit, in der Region. Sie erforschen historische Hintergründe und hinterfragen dabei, wie sich die Orte heute im Stadtraum und in der Wahrnehmung der Bewohner darstellen. Erste Ergebnisse sind jetzt auf der interaktiven Karte der KulturRegion veröffentlicht. Des Weiteren plant „Geist der Freiheit“ gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Hessen und dem Museum für Kommunikation Frankfurt das Jugendprojekt „Plakate für die Meinungsfreiheit“. Nähere Informationen dazu gibt es ab September.

Der Veranstaltungskalender steht ab dem 23. September online unter www.krfrm.de bereit. Das Printprogramm liegt ab dem 7. September kostenfrei in Rathäusern, Bürgerbüros und Tourist-Infos der Region aus. Es wird im Rahmen der Theateraktion „Marktrufer“ auf den Wochenmärkten verteilt und ist auch in der Geschäftsstelle der KulturRegion am Frankfurter Hauptbahnhof erhältlich.

Pressekontakt

KulturRegion FrankfurtRheinMain gGmbH
Poststraße 16, 60329 Frankfurt am Main, www.krfrm.de

Julia Wittwer, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 069-2577-1780, presse@krfrm.de

Magdalena Zeller, Projektleiterin „Geist der Freiheit – Freiheit des Geistes“,
Tel. 069-2577-1777, Magdalena.Zeller@krfrm.de